Weihnachten: Lust oder Frust?

Ob Weihnachten mehr Freude oder auch Frust bringt, ob die „stille“ Zeit nicht mehr Hektik bringt, darüber diskutierten Vertreter von Wirtschaft, Arbeiterkammer, Schuldnerberatung und ein Freizeitforscher.

Zwischen 350 und 400 Euro geben die Österreicher im Schnitt für Weihnachtsgeschenke aus. Der Betrag steige jährlich an. Das Einkommen, das dem Konsumenten zur Verfügung steht, dagegen nicht, heißt es von der Schuldnerberatung. Für viele wird Weihnachten damit zur Schuldenfalle. Für den Handel ist die Adventzeit eine der wichtigsten Zeiten im Jahr. Eventmäßig wird inszeniert, die Zeit der Stille geht damit verloren, kritisieren Kirchenvertreter.

42.000 Angestellte im Handel

Die Dezemberumsätze liegen im Schnitt um 28 Prozent über jenen eines normalen Monats. Die Wirtschaftskammer hofft heuer erstmals bundesweit die Zwei-Milliarden-Umsatzmarke zu knacken. Raimund Haberl, der Spartenobmann in der Wirtschaftskammer, sagte, der Handel lebe vom Verkauf. 42.000 Mitarbeiter in Kärnten können nur bezahlt werden, wenn die Kassen klingeln. Damit wird die Weihnachtszeit gerade für die Mitarbeiter im Handel wohl zu einer der stressigsten im Jahr.

Parallel dazu wird die Online-Konkurrenz immer härter, nicht immer zum Vorteil für den Konsumenten. Herwig Höfferer, Konsumentenschützer bei der Arbeiterkammer, meinte, man habe täglich Beschwerden, wo Konsumenten Ware im Ausland bestellt haben, oft per Vorauskasse. Oft werde nicht geliefert, damit müsse Anzeige erstattet werden.

„Werbung greift ins Unterbewusstsein ein“

Noch viel größerer Folgen hat der Kaufrausch zu Weihnachtszeit, wenn man sich das Geldausgeben nicht leisten kann. Karl Kleindl, Leiter der Schuldnerberatung sagte, der soziale Druck werde bei weitem unterschätzt: Werbung und Marketing seien Instrumente, die auch ins Unterbewusstsein eingreifen. Den Menschen werde suggeriert, wenn du nicht mitmachst, bist du Außenseiter. Wenige könne da widerstehen, so Kleindl. Diese Kritik am Handel weist der Spartenobmann zurück und erinnert an die Eigenverantwortung jedes einzelnen.

Freizeitforscher: Viele wollen lieber Ruhe

Zudem komme der Handel dem Konsumenten mit Umtausch- und Geld-Zurück-Aktionen mehr entgegen, als er vom Gesetz her müsste. Mit den Weihnachtsangeboten und langen Öffnungszeiten auch zu Feiertagen reagiere man einfach auf die starke Nachfrage des Konsumenten. Argumente, die der Freizeitforscher Peter Zellmann nicht gelten lassen will. Umfragen würden zeigen, dass immer mehr Menschen dem Weihnachtsstress entfliehen wollen. Zellmann stellt daher die Frage, könne man den berechtigten Wunsch des Handels nach Umsätzen sinnvoller verteilen? Müsse das alles so gedrängt in der Weihnachtszeit stattfinden, wo alle in Stress versetzt werden, Angestellte und auch Konsumenten.

Sich auf das besinnen, was Weihnachten wirklich ist, nämlich ein Fest der Liebe, fordert Gudrun Kattnig vom katholischen Familienverband und nennt Zeit als die wertvollsten Ressource, die man schenken könne, um seine Liebsten glücklich zu machen.

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