Vereinsfeste gegen gewerbliche Veranstalter

In der „Streitkultur“ am Montagabend haben Vertreter von Vereinen, die Feste abhalten wollen und der Wirtschaft diskutiert. Wirte fühlen sich benachteiligt und Vereine oft mit dem Gesetz überfordert. Experten sind für eine Überarbeitung der Regelungen.

Auflagen und Gesetze machen es Vereinen oder Feuerwehren zunehmend schwieriger, Feiern abzuhalten. Wer nicht aufpasst, wird rasch als gewerblicher Veranstalter eingestuft und muss Abgaben und Sozialversicherung zahlen. Für genaue Kontrollen hingegen spricht sich die Wirtschaft aus, die ihre Wirte vor Veranstaltern schützen wollen, die kaum Nebenkosten haben und dadurch starke Konkurrenz sind.

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Streitkultur, 8. Juni 2015

Gemeinnütziger Zweck im Vordergrund

Ein Verein, der einen gemeinnützigen Zweck verfolgt, darf prinzipiell auch Feste feiern und wird dabei bevorzugt behandelt: Helfen nämlich nur Vereinsmitglieder bei der Organisation und dazu unentgeltlich aus, muss der Verein weder Steuern noch Sozialabgaben zahlen.

Gastwirte, die als Gewerbetreibende Steuern und Abgaben zu zahlen haben, sehen sich benachteiligt. Es geht um viel Geld, rechnet die Wirtschaft vor. Wirtevertreter Adolf Kulterer sagte, in Österreich werde es zwischen 1,5 und zwei Mrd. Euro geschätzt. Rund 6.000 Gastgewerbebetriebe gebe es in Kärnten, die Hälfte davon sei betroffen und davon ein Drittel sei durch die Aktivitäten existenzgefährdet, so Kulterer.

Finanzpolizei deckte Vergehen auf

Strenge Kontrollen der Vereinspolizei deckten Auswüchse im Vereinswesen in den letzten Jahren auf. Unter dem Deckmantel der Gemeinnützigkeit wurde manchmal versucht, Gewinne an der Finanz vorbei zu schwindeln. Doch die Vielzahl an teils strengen Regeln verunsichert auch die redlichen Vereine. Bernd Riepan vom Landesfeuerwehrverband warnte davor, das Dorfleben zu schädigen. Man müsse aufpassen, dass man mit rigorosen Maßnahmen nicht Gefahr laufe, die örtliche Gemeinschaft kaputtzumachen. Riepan sieht die freiwillige Arbeit gefährdet.

Vereine auch oft überfordert

Auch die Backhendlwirtin Iris Stromberger warnt vor einer Überreglementierung, wo jeder nur für sich denkt und den Kopf einziehe und keine freiwillige Leistung mehr für die Allgemeinheit bringen wolle. Viele Vereine sind überfordert. Alois Spitzer vom Bildungswerk, wünscht sich mehr Informationen. Die betroffenen Menschen seien keine Rechtsexperten.

Über Vorgaben der Behörde für Veranstaltungen informieren etwa Bezirkshauptmannschaften. Wer nicht sicher ist, ob er Abgaben für Mitarbeiter zahlen muss, kann sich direkt an die Gebietskrankenkasse wenden, sagte der Steuerberater Lothar de Pauli. Jeder Verein, der der Meinung sei, gemeinnützig und damit steuerbegünstigt zu sein, solle sich beraten lassen. Viele Vereinsobmänner seien sich derzeit gar nicht bewusst, welche Verantwortung sie tragen, so de Pauli. Angesichts der komplizierten und unbersichtlichen Regelungen hält der Experte eine gesetzliche Neuregelung für sinnvoll.

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