Streitkultur: Zölibat noch zeitgemäß?

Zölibat - Pflicht oder Liebe? Dieser Frage ging am Montagabend die Radio Kärnten Streitkultur nach. Alle Anrufer waren für eine Abschaffung oder Wahlfreiheit, die Meinungen der Diskutanten waren geteilt.

Bernd Wegscheider ist 28 Jahre alt, seit zwei Jahren Priester und verteidigte seinen Weg, enthaltsam zu legen, gekleidet in eine lange schwarze Kutte. Das Maß des Priesters sei Christus, so Wegscheider, daher müsse er auch so leben. Da der Priester im Namen Christus predige, müsse er unverheiratet sein, denn das sei das Christus-Ideal.

Anrufer halten Zölibat für veraltet

Den Zölibat hielten sämtliche Anrufer in der Sendung für nicht mehr zeitgemäß. Karl Schmoliner war einer von ihnen. Ein Priester sei ein Mensch wie alle anderen und müsse seine Arbeit machen. Hätte er eine Familie, gehe er in die Kirche um zu arbeiten, so wie andere in eine Werkstatt, meinte der Anrufer.

Sendungshinweis:

„Streitkultur“; 13. April 2015

Rudolf Klary war vor Jahrzehnten Pfarrer und legte sein Amt zurück, um seine heutige Frau heiraten zu können. Obwohl er gerne auch als Familienvater Pfarrer wäre: „Es ist weder der Glaube noch die Freude an der Gemeinde weniger geworden. Der gleiche Einsatz ist mit Familie nicht möglich, aber dass eine Familie einen einschränkt ist eine Fehlbezeichnung.“ Klary hat ein Berufsverbot wie alle anderen Pfarrer, die sich offen für eine Familie entscheiden.

Diakone dürfen verheiratet sein

Diakone jedoch dürfen in der Kirche Sakramente spenden oder predigen, viele davon sind verheiratete Familienväter wie Michael Wedenig. Der fünffache Vater ist für eine Abschaffung des Zölibats. Das Leben sei woanders, es gebe Probleme mit alten Priestern, Priestern, die aus dem Ausland kommen. Das Leben gehe da nicht weiter.

Anna Chokolka von der Selbsthilfegruppe „Priester ohne Amt“ ist mit einem ehemaligen Pfarrer verheiratet. Sie wünscht sich Entscheidungsfreiheit für Priester. Der Priester könne sich heute nur für einen Weg entscheiden, entweder Ehe oder Priesteramt. Wenn es frei gestellt wäre, könnte jeder seine Lebensform wählen und gut leben.

„Immer dieselben Argumente“

Eine Abschaffung des Zölibats würde die Suche nach Priestern nicht erleichtern, ein oft genannter Priestermangel sei nicht mit dem Zölibat in Verbindung zu bringen, sagte Diözesan-Kanzler Jakob Ibounig: „Der Zölibat wird als Zeichen immer bleiben. Die Kirche wird sich sicher verändern. Die Argumente gegen den Zölibat ändern sich aber seit Jahrhunderten nicht. Die Kostbarkeit des Zölibats wird aber immer wieder neu entdeckt.“ Eine Erhebung unter Priestern ergab, dass jeder fünfte Pfarrer in einer eheähnlichen, meist heimlichen, Beziehung lebt.

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