Gendern: Uni-Leitfaden sorgt für Aufregung
Der Leitfaden der Universität, herausgegeben von der Hochschülerschaft, soll eine Hilfestellung für Studenten sein, wie sie geschlechtergerecht formulieren können. Männliche oder weibliche Formen könnten beispielweise durch ein Sternchen ersetzt werden, heißt es im Leitfaden – statt Zuhörern oder Zuhörerinnen also „Zuhör*“. Auch könne der „dynamische Unterstrich“ (etwa „Sie_r “ – Anmerkung) beliebig in Wörtern eingefügt werden, heißt es im Leitfaden. Der Leitfaden beinhalte Vorschläge, damit die Studenten sich kreativ mit dem Thema auseinandersetzen, sagte Hanna Sperlich, Frauenbeauftragte der Hochschülerschaft.
Straub: Verständlichkeit leidet
In wissenschaftlichen Texten an Universitäten wird größtenteils geschlechtergerecht formuliert. Für alle weiteren Textformen gingen die Meinungen der Diskutanten weit auseinandern. In der Praxis - in Büchern oder Texten – hält Autorin und Journalistin Isabella Straub wenig vom Gendern. „Die Verständlichkeit leidet darunter, der Leser will einen Text aber vor allem verstehen“, sagte sie.
Dem widerspricht Ursula Doleschal, Professorin an der Universität Klagenfurt und Leiterin des Uni-Schreibcenters. Es gebe sehr wohl Untersuchungen, dass die Verständlichkeit von Texten durch eine geschlechtergerechte Sprache nicht leide. Sie ist deswegen für das Gendern. Männer und Frauen würden dadurch gleichermaßen angesprochen.
Pohl: Maskulinum als allgemeine Bezeichnung
Ganz anders sieht das der Sprachwissenschafter Heinz-Dieter Pohl. Er unterzeichnete einen offenen Brief an verschiedene Ministerien mit, der eine Rückkehr zur sprachlichen Normalität fordert: „Das generische Maskulinum ist eine Sachbezeichnung. Wörter wie ‚Arzt‘ oder ‚Kärntner‘ sind allgemeine Bezeichnungen. Erst durch die weiblichen Formen werden sie spezifisch männlich.“
Sendungshinweis:
Radio Kärnten Mittagsjournal,
18. November 2014
Der Klagenfurter Buchhändler Helmut Zechner wiederum findet in Briefen oder Aussendungen eine geschlechtergerechte Sprache angebracht: „Man kann nicht mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung sprachlich ausschließen. Vor allem im persönlichen Gespräch sollte man Gendern, in der Literatur ist aber die Freiheit des Autors unangreifbar.“