„Lieblings-Nachbarn“ und ihre Vorurteile

40 Jahre nach dem historischen Sieg der Österreichischen Nationalmannschaft bei der WM in Cordoba 1978 treffen im Theater Waltzwerk Österreicher und Deutsche wieder aufeinander. In einer Satire, die Vorurteilen auf den Grund geht.

Familie Moelke flieht 1989, nach dem Fall der Berliner Mauer, aus der DDR nach Österreich und eröffnet in Wien ein Geschäft für ostdeutsche Spezialitäten. 20 Jahre nach der Wende leben die Eltern in einem „Ossi“-Ghetto, während Sohn Rüdiger völlig assimiliert ist. Da tauchen seine Cousins Tilmann und Torsten auf. Sie begegnen jedoch einer „Anti-Piefke-Stimmung“, die durch die Auftritte eines populistischen Politikers geschürt wird, der bei jeder Gelegenheit „Wien darf nicht Düsseldorf werden“ hetzt.

Als einer der „Moelke-Ossis“ sich in die Tochter einer alteingesessenen Wiener Familie verliebt und Rudi Moelke sein Herz an die hübsche Jeanette Kanowski aus Paderborn verliert, eskaliert die Situation. Wird dadurch doch auch das Andenken an Willi „Gurkerl“ Horvath, seinerzeit bei der WM in Argentinien Zeugwart der legendären „Cordoba-Elf“ beim triumphalen 3:2-Sieg der Österreicher, beschmutzt. Am Ende entwirrt sich alles und das Gute siegt.

Theaterstück Cordoba Waltzwerk

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Regisseur geht Vorurteilen auf den Grund

Klischees fliegen in diesem Stück tief, die Vorurteile stapeln sich. Regisseur Peter H. Ebner will damit der Frage auf den Grund gehen, was in den Köpfen der Menschen vorgehe: „Es ist vielleicht ein bisschen ein Wiedererkennungswert. Sie sollten vielleicht ihre eigenen Vorurteile finden bzw. draufkommen: Aha, so habe ich eigentlich auch gedacht, aber es war vielleicht doch ganz anders.“

Die Deutschen sind in diesem Stück die Ausländer, die den Österreichern das Leben schwer machen. In dem Stück verschiebt Satire bewusst den Blickwinkel. Hauptdarsteller Oliver Vollmann hat viel Spaß daran, dabei einige Facetten seines Könnens zu zeigen. Er räumt aber ein, dass das, was auf der Bühne passiert, nicht nur lustig sei: „Natürlich ist es ein politisches Theater, keine Frage. Aber es kommt an der Oberfläche daher wie eine Blödelei oder ein Klamaukstück.“ Bei genauerem Zuhören könne man auch Bezüge zur Gegenwart herstellen, sagt Vollmann.

Theaterstück Cordoba Waltzwerk

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Achatz: Auf Fußballplatz fürs Leben lernen

Maximilian Achatz ist ein kongenialer Partner Vollmanns auf der Bühne in der Satire von Florian Scheuba und Rupert Henning. Er sah das Spiel in Cordoba 1978 im Fernsehen und vergaß es nie. Fußball passt für den Schauspieler auch gut zur aktuellen Situation. Er würde sich wünschen, dass sich die Menschen öffnen. „Am Fußballplatz wäre das vielleicht eine gute Übung: Da müsste man es üben, die Sektoren zu verlassen und die Zuschauer zu mischen.“ „Cordoba. Das Rückspiel“ wird bis 29. Juni im Theater Cincelc in Tratten bei Ferlach aufgeführt.

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