Diskussion um Feuerwehreinsätze entbrannt

Mehr als 700 Einsätze haben die Kärntner Feuerwehren in den letzten Wochen absolviert, teilweise auch während der Arbeitszeit. Eine Entgeltfortzahlung gibt es nicht. Die Diskussion, einheitliche Regelungen für Feuerwehreinsätze in der Arbeitszeit zu schaffen, wird wieder lauter.

Laut dem Kärntner Landesfeuerwehrgesetz ist ein Fernbleiben von der Arbeit wegen eines Einsatzes zwar erlaubt, jedoch besteht kein Anspruch auf Entgeltfortzahlung. Seit Jahren gibt es immer wieder Gespräche, eine Lösung erreichte man bisher nicht.

Freiwillige Feuerwehren Arbeitszeiten

ORF

Die Umwettereinsätze der letzten Wochen haben die Diskussion neu entfacht

Wenige Arbeitgeber mit Einsätzen einverstanden

Und längst nicht alle Betriebe sehen es gerne, wenn die Mitarbeiter für Einsätze den Arbeitsplatz verlassen. Anders ist die Situation in der Schlosserei Berdnik in Spittal an der Drau. Firmenchef Stefan Berdnik sieht es als Unterstützung der Feuerwehr, wenn er seine Mitarbeiter zu Einsätze fahren lässt: „Vielleicht brauchen wir auch einmal die Feuerwehr, wenn beispielsweise eine Überschwemmung bei uns im Haus ist. Deswegen bin ich dem gegenüber sehr positiv gestimmt und lasse unseren Mitarbeitern diese Möglichkeit offen, wenn wirklich etwas Gravierendes passiert ist, dass sie in den Einsatz fahren können“, so Berdnik.

Freiwillige Feuerwehren Arbeitszeiten

ORF

Drei- bis viermal im Monat muss Lucas Weger in der Dienstzeit ausrücken

Die Arbeitskraft fehlt dann zwar im Betrieb, aber man versuche es zu managen, so Berdnik. "Man bleibt dann halt am Abend oder am Freitag länger, aber meistens kommen wir relativ gut zurecht. Drei- bis viermal pro Monat passiert es, dass Lucas Weger, einer von rund 21.000 freiwilligen Feuerwehrleuten in Kärnten, in der Arbeitszeit ausrücken muss. „Bei größeren Einsätzen kann es vorkommen, dass ich dann schon weglaufe von der Arbeit, bei kleineren Einsätzen ist das Fernbleiben von der Arbeit nicht so schlimm. Kommt es aber beispielweise zu einem Waldbrand, dann muss ich schon Urlaub nehmen“, so Weger.

Freiwillige Feuerwehren Arbeitszeiten

ORF

Kommt der Einsatzbefehl muss es oft schnell gehen

Feuerwehren benötigen Arbeitskraft

Die Freiwilligen Feuerwehren sind auf Mitglieder wie Lucas Weger angewiesen, um auch unter der Woche einsatzfähig zu sein, so Johannes Trojer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Spittal. „Es ist sehr schwierig, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, die Kollegen stehen eben im Berufsleben, viele sind auswärts. Es gibt wenige Betriebe, die unsere Kolleginnen und Kollegen zu Feuerwehreinsätzen gehen lassen“, so Trojer. Ohne die freiwilligen Feuerwehrleute sei eine positive Einsatzabwicklung aber nicht möglich, so Trojer.

Freiwillige Feuerwehren Arbeitszeiten

ORF

Bei Großeinsätzen ist eine Einsatzabwicklung ohne Freiwillige nicht möglich

Hirm: „Politik gefordert“

Besonders problematisch für Arbeitgeber sind Einsätze in der Nacht, wenn Arbeitnehmer dann übermüdet und ohne Schlaf zur Arbeit kommen. In größeren Unternehmen ist ein Ausrücken zu einem Einsatz überhaupt nicht möglich. Seit Jahren wird hier versucht, eine gesetzliche Regelung zu finden, bisher ohne Erfolg. „Hier ist die Politik gefordert, das Dispositionspapier des Bundesfeuerwehrverbandes an die Regierung muss bearbeitet werden. Eine Umsetzung ist notwendig“, so der Stellvertretende Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Hirm.

Freiwillige Feuerwehren Arbeitszeiten

ORF

Besonders Einsätze während der Nacht sind problematisch

Lösungsansätze vorhanden

Eine gesetzliche Lösung, die auf Bundesebene geschaffen werden muss, ist bis jetzt also ausgeblieben. Der Kärntner Feuerwehrreferent Daniel Fellner (SPÖ) fordert hier einen runden Tisch. „Wenn wir nach einer Lösung suchen, darf es keine Geschädigten geben. Es soll weder der Feuerwehrmann oder die Feuerwehrfrau draufzahlen, noch soll es der Arbeitgeber sein“, so Fellner. Lösungsansätze gäbe es einige, heißt es seitens des Landes, etwa die Zweckwidmung einer Einsparung der Mehrwertsteuer beim Fahrzeugankauf. Ein Verdienstentgang könnte damit ausgeglichen werden.

Feuerwehrdienst als Berufung

Österreichweit gibt es übrigens mehr als 300.000 Männer und Frauen bei der freiwilligen Feuerwehr, dazu kommen tausende weitere ehrenamtliche Helfer bei diversen weiteren Rettungsorganisationen. Sie alle vereint der Wille, anderen Menschen zu helfen. „Es ist schwer zu erklären, es ist fast schon eine Berufung, dass man da mitmacht. Ich will anderen Menschen helfen, deswegen bin ich bei der Feuerwehr“, so Lucas Weger.

Links: