Aussicht auf Rente für Opfer von Franz Wurst

Bisher konnten ledliglich Heiminsassen einen Antrag auf Heimopferrente stellen. Am Landesgericht Innsbruck wurde jetzt einer Frau, die Opfer einer Kinderpsychiaterin war, ebenfalls eine Rente zugesprochen. Das Rentengesetz soll nun überarbeitet werden.

Das bringt Hoffnung für jene Betroffenen in Kärnten, die über Jahrzehnte in Einrichtungen des berüchtigten Kinderpsychiaters Franz Wurst missbraucht wurden. Seit den 1960er Jahren wurden in Kärnten hunderte Kinder von Wurst missbraucht. Lange wurde ihnen nicht geglaubt, erst ab dem Jahr 2000 wurde der Fall aufgerollt. Das Land Kärnten finanzierte schließlich mehr als einhundert Opfern ihre Therapien. Ebenfalls wurde pro betroffener Person im Durchschnitt 12.000 Euro an Entschädigung bezahlt.

Nicht jeder Betroffener erhält Rente

Seit dem letzten Jahr konnte auch eine Opferrente von 300 Euro beantragt werden, allerdings nicht von allen Opfern, sagt Christine Gaschler-Andreasch von der Sozialabteilung des Landes Kärnten: „Wenn ein Jugendlicher damals im Landesjugendheim Görtschach von Franz Wurst misshandelt oder missbraucht wurde, dann hat er Anspruch auf eine Heimopferrente. Wenn er aber zur Behandlung stationär im Krankenhaus aufgenommen war und dort von Wurst behandelt wurde, dann hat diese Person keinen Anspruch auf diese Rente“, so Gaschler-Andreasch.

Gesetzesänderung geplant

Das wolle der Gesetzgeber jetzt ändern. Auf Initiative der Volksanwaltschaft wird die geplante Änderung des Gesetzes aktuell ausgearbeitet. Auch Kinder, die beispielsweise auf der heilpädagogischen Abteilung des Krankenhauses oder von Pflegeeltern missbraucht wurden, sollen Anspruch auf eine Rente erhalten. Ein aktuelles Urteil aus Innsbruck entspricht dem Umdenken, dort bekam eine betroffene Frau nun vom Gericht eine Rente zugesprochen.

Genaue Opferzahl im Dunkeln

Wie viele Kinder in Kärnten tatsächlich missbraucht wurden, ist nicht bekannt. Kinder, die dem damaligen Primarius Wurst anvertraut wurden, erlebten psychische, physische und sexuelle Gewalt. In den letzten Jahren erkannte das Land Kärnten mit der Opferschutzkommission mehr als 120 Opfer an, bestätigt Gaschler Andreasch: „Das waren Betroffene, die sich gemeldet haben. Die Zahl wird sicher noch steigen, weil nach wie vor Personen kommen, die jetzt erst in der Lage sind, darüber zu sprechen“. Das sei mitunter ein sehr schwieriger Prozess für die Betroffenen, alles noch einmal aufzuarbeiten. Daher gebe es einige, die sich damals, trotz laufender Berichterstattung, nicht gemeldet hätten, so Gaschler-Andreasch.

Uni Klagenfurt: Monopol Wursts war fatal

Warum in Kärnten so viele Kinder Missbrauchsopfer wurden, das hat die Universität Klagenfurt untersucht. Es war die Monopolstellung des Kinderpsychiaters Franz Wurst. Er war Leiter der Heilpädagogischen Abteilung, war als Arzt im damals berüchtigten Kinderheim Görtschach und hat auch als Gutachter für die Fürsorge gearbeitet. Damit war Wurst überall präsent, was für viele Kinder fatal war.

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