Kurt Schmidt - (k)ein unbekannter Chronist

Ein Chronist der Kärntner Landschaft und ihrer Menschen war der Maler Kurt Schmidt ganz sicher. Dass sein Schaffen noch viel Unbekanntes birgt, zeigt die Alpen-Adria-Galerie mit einer Schau anlässlich des 100. Geburtstags des Klagenfurters.

Konstanze Mühlbacher lebt im Geburtshaus ihres Vaters. Sie ist mit einem bekannten Maler als Vater aufgewachsen. Auch heute hängen seine Bilder an den Wänden ihrer Wohnung, wie ein Venedigbild, das er ihr zur Hochzeit geschenkt hat.

Kurt Schmid Malerei

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„Wochenlange Italienreisen mit dem Taxi“

Konstanze Mühlbacher, immer sehr stolz auf den Vater, erinnert sich: "Es war immer so lustig in der Schule, dort hieß es: Dein Vater, der Professor Schmid. Für mich war es eigentlich normal. Er ging ins Atelier, gemalt hat er aber eigentlich mehr in der Nacht als am Tag - da hat er geschlafen. Mit ihm hat man keine normalen Dinge gemacht, er war nicht jemand, mit dem man einkaufen ging. Wir waren viel auf Reisen. Aber mein Vater hatte keinen Führerschein, wir sind tatsächlich überall hin mit dem Taxi gefahren. Wochenlange Italienreisen, mit dem Taxi.“

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Kurt Schmidt wurde am 26. Oktober 1917 in Klagenfurt geboren. Ab 1946 war er freischaffender Künstler.

Klagenfurt als bewusster Lebensmittelpunkt

Kurt Schmidt ist viel gereist, das zeigen auch seine Bilder: Venedig, Paris, das er schon vor dem Zweiten Weltkrieg besuchte, Friaul, Istrien und Sardinien. Seine Geburtsstadt Klagenfurt war und blieb aber sein Lebensmittelpunkt. „Er wollte nie aus Klagenfurt weg, war immer da. Er hätte tolle Jobangebote gehabt, weltweit zu unterrichten, aber das wollte er nicht.“

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„Stadt-Bilder“ kaum mehr auffindbar

Den Künstler hätte es wahrscheinlich also sehr gefreut, dass die Stadt Klagenfurt in einer Ausstellung fast 100 seiner Bilder zeigt. Galerieleiterin Beatrix Obernosterer. "Er war zu Lebzeiten und bis in die späten 70er-Jahre eigentlich DER Klagenfurter Maler. Es war erstaunlich, dass seine Bilder zum Thema Klagenfurt eigentlich ganz schwer zu finden sind. Vieles ist wahrscheinlich im Privatbesitz, ansonsten haben wir jetzt eher die Landschaftsgemälde, um sie zu zeigen.“

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Die Ausstellung in der Alpen Adria Galerie ist bis 17. September zu sehen.

„Gehe den Weg, den ich für richtig halte“

Kärntner Landschaften, die Seen, die Berge, Blicke ins Land, heitere und schöne Bilder. Ein Künstler, für den das Malen alles war und der sehr genau wusste, was er tat und vor allem, was nicht. Vorwürfe, er sei zu sehr der Tradition verhaftet, fand er nur lächerlich. Seine Antwort: „Ich gehe jenen Weg, den ich für den richtigen halte. Er ist bei Gott weder bequem, noch hat er etwas mit Mangel an Einfällen zu tun.“

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Für Kurt Schmidt war die - heute wieder vielgefragte - gegenständliche Malerei ganz einfach die ehrlichere. Und dabei sind ihm die Motive Zeit seines Lebens, bis zu seinem Tod 1985, nie ausgegangen: Städte, Landschaften, Porträts, die verschiedensten Tiere, wie einen Pinguin oder einen Eisbär und immer wieder auch Clowns.

„Auffällig an mir ist, dass ich nicht auffällig bin“

Kurt Schmidt war ein eigenwilliger Maler, ein Einzelgänger. Allerdings einer, dem Freundschaften sehr wichtig waren. Das zeigen auch seine Porträts. Das seines großen Förderers und Lehrers Arnold Clementschitsch zum Beispiel. Des Menschen, der sein Leben verändert hat. Dass er sich seines Könnens durchaus bewusst war, zeigt folgendes Zitat: „Auffällig ist an mir nur die Tatsache, dass ich nicht auffällig bin.“

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Meisterschüler von Arnold Clementschitsch

20 Jahre alt war Kurt Schmidt, als er eine Ausstellung von Arnold Clementschitsch in Villach besuchte. Er hatte eigentlich Buchhändler gelernt. Trotzdem sollte die Malerei, die Kunst, wie er es nannte, seine „Daseinsäußerung“ werden. Kurt Schmidt in einer ORF-Dokumentation aus dem Jahr 1984: "Ich glaube, dass meine Freunde mich hauptsächlich als Tiermaler und Porträtisten kennen. Tiermaler bin ich aus dem Grund sehr gern, weil mir der Umgang mit Tieren sehr viel bedeutet. Porträt male ich deshalb, weil ich versuche über die Maske zum Porträt zu dem spezifischen Menschen zu kommen, den ich versuche darzustellen.“

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Arnold Clementschitsch in den Augen seines Meisterschülers Kurt Schmid.

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Tiere gehörten zu den Lieblingsmotiven des Malers.

Porträts, die auch Geschichte(n) erzählen

Kunst als dauernder Versuch also, die Wirklichkeit in einem Bild einzufangen. Auch bei seinen Porträts ging es dem Künstler um die Ähnlichkeit von Modell und Bild. „Man kann nicht, wenn das Porträt nicht gut genug ist, etwas fadenscheinig sagen, ich habe die Seele dieses Menschen gemalt“, betonte er.

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Und doch erzählen die ausgestellten Porträts in der Stadtgalerie auch die Geschichten der Menschen. Berühmter und bekannter Menschen, wie jene des Pianisten Friedrich Gulda oder der Maler Arnold Clementschitsch und Anton Kolig oder dessen Tochter Sibylla Kolig, in die sich Kurt Schmidt bei einem Besuch in Nötsch Anfang der 1940er Jahre heftig verliebt hatte.

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... und immer wieder das eigene Gesicht.

Zahlreiche Selbstbegegnungen im Porträt

Den Künstler selbst kann man über seine Selbstporträts gut kennenlernen. Eine schillernde und sehr selbstbewusste Persönlichkeit. Das zeigt schon der kritische und prüfende Blick, mit dem er sich immer wieder selbst gemalt hat. Marc Mayer hat den Maler noch als Kind kennengelernt. Er ist von seinen Bildern seit seiner frühesten Jugend fasziniert. Heute ist er ein begeisterter Sammler von Kurt Schmidt. Sein Großvater Julius Polzer war mit dem Künstler sehr gut befreundet: „Meine früheste Erinnerung, meine Großmutter hat mir mit 14 Jahren ihr Selbstporträt geschenkt. Damals fing meine Sammelleidenschaft an.“

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Verkaufsausstellung im Herbst geplant

Es versteht sich eigentlich von selbst, dass Marc Mayers Lieblingsbild auch heute noch das Bild seiner Großmutter ist. Für den Herbst planen Konstanze Mühlbacher und Marc Mayer bereits eine Verkaufsausstellung im Geburtshaus am Neuen Platz. Die Ausstellung „Kurt Schmidt zum 100. Geburtstag“ ist noch bis 17. September in der Alpen-Adria-Galerie in Klagenfurt zu sehen.