Braunkehlchen stark gefährdet

Das Braunkehlchen ist stark gefährdet. 2006 gab es noch zwischen 400 und 800 Brutpärchen in Kärnten, nun gibt es nur noch maximal 100 des kleinen Zugvogels. Im Gailtal wurde mit Bauern und Land ein Projekt ins Leben gerufen, um die Vögel zu retten.

Andreas Kleewein, Geschäftsführer von Birdlife, sagte, man habe 2016 zusammen mit Bauern und Land Kärnten ein Projekt zum Schutz des Braunkehlchens gestartet und Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums gesetzt. Mehr als 40 Ansitzwarten wurden bereits im Gailtal auf verschiedene Wiesen errichtet.
Laut Kleewein seien Ansitzwarten für diesen Singvogel sehr wichtig, von dort startet er Balz- und auch Jagdflüge auf Insekten. Weibchen, die auf dem Boden brüten, können von den Männchen, die den Ansitzwarten hocken, auch vor Feinden gewarnt werden.

braunkehlchen

A. Kleewein

Solche Ansitzwarten sollen den Braunkehlchen helfen

Nester werden für Feinde aus der Luft getarnt

Aus alten Grashalme des Vorjahres werden die Nester kunstvoll zusammengebaut. Die Nester haben auch eine Eingangsröhre, sie seien von oben getarnt. Fressfeinde, die das Nest überfliegen, können es nicht sofort entdecken. Die Weibchen bleiben bei Gefahr so lange beim Nest, um Eier oder Küken zu schützen, bis sie selbst in Lebensgefahr sind und flüchten müssen.

Bodenbrüter sind besonders gefährdet und leichte Beute, sagte Kleewein. Einerseits von Füchsen, aber auch durch die Heumahd. Wenn früh im Jahr gemäht werde, dann könne das Gelege zerstört werden, sagte Kleewein. Aus diesem Grund wurde mit den beteiligten Bauern ein späterer Mähtermin vereinbart. Bis zum 15. Juli darf nicht gemäht werden, denn zu diesen Zeitpunkt seien auch die jungen Braunkehlchen schon ausgeflogen.

Braunkehlchen Männchen

Gebhard Brenner

Das Männchen ist für Feinde recht gut auszumachen

Entschädigung für Bauern

Außerdem wurde Ackerland in Wiesen umgewandelt, das sei für den Erhalt der Art wichtig. Denn das Braunkehlchen verliert durch die Umwandlung von Grünland, Niedermooren oder Streuwiesen in Ackerland Lebensraum. Durch die Rückumwandlung will man den Vögeln wieder mehr Raum geben. Für die Umwidmung der Äcker, die entgangene Mahd und die Aufstellung der Ansitzwarten bekommen die Bauern eine Ausgleichszahlung in Absprache mit der Naturschutzabteilung des Landes.

Braunkehlchen Weibchen

Gebhard Brenner

Wie bei vielen Vögeln ist das Weibchen zarter gefärbt und besser getarnt

Braunkehlchen sind Insektenfresser. Es gebe aber immer weniger davon, auch durch Insektenvernichtungsmittel. Auch das gefährdet die kleinen Zugvögel. Sie überwintern südlich der Sahara und haben jedes Jahr eine weite Strecke zurückzulegen. Beim Flug lauern wieder Fressfeinde, aber auch der Mensch werde zur Gefahr, so Kleewein. Denn der Vogelfang sei in einigen Ländern noch üblich.

Landwirtschaftskammer weist Vorwurf zurück

In einer Reaktion sagte Landwirtschaftskammerpräsident Johann Mößler, der pauschale Vorwurf, dass der Rückgang der Vogelpopulationen in Kärnten ausschließlich auf eine „intensive Landwirtschaft“ zurückzuführen sei, werde zurückgewiesen. Fakt sei, dass Kärntens Bäuerinnen und Bauern einen zentralen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt, gerade auch bei den Sing- und Zugvögeln leisten.

Mößler verwies in der Aussendung darauf, dass es in Kärnten rund 4.400 Hektar Biodiversitätsflächen gebe, die durch ihre sehr späte Nutzung den bodenbrütenden Vögeln als Nistplatz zur Verfügung stehen. Ein weiteres Beispiel sei die Erhaltung von mehr als 430.000 Landschaftselementen, wie zum Beispiel Hecken, Sträuchern und alten Obstbäumen, die als Nistplatz und Nahrungsquelle für zahlreiche Vogelarten dienen. Als mögliche negative Einflüsse auf die Vogelwelt seien auch der massive Flächenverbrauch, der zunehmende Flugverkehr oder auch Handymasten oder Stromleitungen zu nennen, sagte Mößler.

Jungvögel schneller flügge

Im April oder Mai kommt das Braunkehlchen aus Afrika nach Kärnten zurück. Im Mai beginnt dann die Balzzeit. Braunkehlchen sind sehr treu, was Partner aber auch Brutplatz betrifft. Das Bebrüten der Eier dauert zwischen 13 und 15 Tage. Zirka 20 Tage nach dem Schlüpfen sind die Jungen schon flügge. Andere Singvögel seien nicht so schnell, aber auch das habe mit der Bodenbrut zu tun. Sie seien dadurch mehr gefährdet als andere Vögel, sage Kleewein. Bis zum Abflug im August oder September werden die Braunkehlchen von zwei Birdlife-Mitarbeitern zirka 20 Mal besucht, um den Verlauf des Projektes zu kontrollieren. Ziel des Projekts ist es, wieder auf rund 800 Brutpaare zu kommen.

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