ÖGB: Lipitsch als Präsident bestätigt

Der ÖGB hat heute seinen Präsidenten mit 99,2 Prozent im Amt bestätigt. Hermann Lipitsch geht damit in seine dritte Funktionsperiode. Er will sich gegen den von Unternehmern geforderten Zwölf-Stunden-Tag einsetzen.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt sei laut Gewerkschaft eine der größten aktuellen Herausforderungen. Deshalb müsse die Weiterbildung parallel zur Arbeit laufen. Auf die Frage, was er von der Forderung der Unternehmer nach einem Zwölf-Stunden-Tag halte, sagte Lipitsch: „Ich war selbst Zubegleiter und weiß, welche Belastung auf jemanden zukommt, der zwölf Stunden in der Arbeit ist. Es ist belegt, dass nach der achten Stunde die Gefahr, Fehler zu machen, wesentlich höher ist als vorher.“

„Arbeitnehmer vor sich selbst schützen“

Es müssen Lösungen gefunden werden, wie den Menschen ermöglicht werden könne, nicht mit 45 Jahren ausgebrannt zu sein: „Ein Junger sagt, es ist kein Problem, zwölf Stunden zu arbeiten. Es ist auch unsere Aufgabe, den Arbeitnehmer vor sich selbst zu schützen. Deshalb die Forderung: zwölf Stunden am Tag, 60 Stunden in der Woche - auf zwei Jahre durchgerechet wird das nicht gehen. Wir machen die Menschen fertig mit dem Ganzen.“

Die Forderung nach 1.500 Euro Brutto-Lohn könne laut Lipitsch bis Mitte 2019 umgesetzt werden. „1.500 Euro kann aber nur der Weg zu 1.700 Euro sein. Das ist meine Einstellung als Gewerkschafter“, so Lipitsch. Der Präsident ist seit neun Jahren im Amt, er hatte bei der Wahl am Samstag keinen Gegenkandidaten. Wie der ÖGB in einer Aussendung mitteilte, waren rund 150 Delegierte zur 22. Landeskonferenz nach Klagenfurt gekommen.

In seiner Rede sprach Lipitsch von einer „Verteilungskrise“: „Während viele Arbeitnehmer durch überlange Arbeitszeiten belastet sind, finden andere keinen Job.“ Große Herausforderungen sieht Lipitsch in Sachen Digitalisierung, aber auch was die Gruppe der Arbeitnehmer im Alter von 45 bis 65 Jahren angeht: „Hier sind Wirtschaft und Politik gefordert, um altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern.“

Als Stellvertreter des Landesvorsitzenden fungieren Günther Goach (PRO-GE), Gottfried Hatzenbichler (Bau-Holz), Michael Krall (GÖD), Gerald Loidl (GPA-djp), Waltraud Rohrer (ÖGB-Frauen) und Stefan Sandrieser (GÖD).

Gute Zusammenarbeit mit Sozialpartnern in Kärnten

Zur Aussage von Finanzminister Hans Jörg Schelling, die Sozialpartnerschaft sei tot, sagte Lipitsch im Vorfeld, er kenne Schelling gut aus dem Finanzausschuss und wisse, dass er immer stark überspitzt formuliere: „Ich weiß auch, dass es bestimmte Kreise gibt, die die Sozialpartnerschaft überhaupt nicht lieben. Österreich ist aber zu dem geworden, was es heute ist: eine hervorragende, abgesicherte Republik, die sehr gut auf der Welt dasteht, weil es immer Sozialpartner gegeben hat.“

In Kärnten werde hervorragend zusammengearbeitet, so der ÖGB-Präsident: „Es wären in den letzten Jahren viele Sachen nicht möglich gewesen, wenn es die Sozialpartnerschaft nicht gegeben hätte.“ Sie hätten zum Beispiel jenen Fonds gefordert und umgesetzt, mit dem heute ein Teil der Schulden des Landes zurückgezahlt werden könne. Sie hätten zum Beispiel auch eine Lehrwerkstatt in Villach errichtet. „Wir können miteinander. Wir sind zwar öfter einmal unterschiedlicher Meinung, aber wir sind in der Lage, uns zusammenzuraufen.“

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