Gewerkschaft für 1.700 Euro Mindestlohn

30.000 Dienstnehmer verdienen laut Gewerkschaft in Kärnten weniger als 1.500 Euro brutto pro Monat. Das ist der Mindestlohn, den die Regierung im neuen Koalitionspapier festlegen will. Der ÖGB fordert 1.700 Euro, die Wirtschaft ist empört.

Laut Koalitionspapier soll der neue Mindestlohn nicht gesetzlich geregelt werden, sondern in einem Generalkollektivvertrag zwischen den Sozialpartnern ÖGB und Wirtschaftskammer ausverhandelt werden. In Kärnten verdienen - laut Gewerkschaft - etwa 30.000 Dienstnehmer weniger als 1.500 Euro brutto. Am meisten Betroffene gibt es im Tourismus.

1.200 Euro netto für Hilfskoch

Ein Saisonarbeiter wie ein Hilfskoch verdient 1.420 Euro brutto, netto sind das 1.200 Euro. Davon muss der Hilfskoch 210 Euro für die Unterkunft am Arbeitsort ausgeben. Diese Rechnung stellte Thomas Finsterwalder auf, er ist Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft vida in Kärnten. Mit diesem Geld könne man nicht auskommen, so Finsterwalder.

„Knapp oberhalb der Armutsgefährdung“

7.000 Beschäftigte allein im Tourismus verdienen trotz Vollzeitbeschäftigung unter 1.500 Euro brutto. Hier gebe es auch die meisten Probleme. Aber auch eine ausgelernte Frisörin würde im ersten Berufsjahr laut Kollektivvertrag nur 1.344 Euro brutto verdienen. Noch weniger würden Beschäftigte im Kur- und Rehabereich bekommen, so ÖGB-Vorsitzender Hermann Lippitsch. Zahlen aus dem Kärntner Arbeitsnetzwerk sagen, 1.136 bedeuten Armutsgefährdung. Mit den 12.00 Euro netto liege man nur 40 Euro darüber. Der nächste Schritt wären daher 1.700 Euro brutto für alle, so die Forderung der Gewerkschaft.

Touristiker reagieren empört

Stefan Sternad, Obmann der Kärntner Gastronomiebetriebe, zeigte sich in einer Aussendung am Mittwoch verwundert über den Vorstoß des ÖGB-Vorsitzenden Hermann Lipitsch, der 1.700 Euro als Mindestlohn fixieren will. Derzeit laufen sozialpartnerschaftliche Gespräche, so Sternad, da seien Zwischenrufe unpassend. Außerdem sei die Forderung unfinanzierbar. Die Rahmenbedingungen lassen 1.700 Euro als Mindestlohn nicht zu. So wäre etwa die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten eine Erleichterung und auch die Mitarbeiter würden profitieren.

Wenn man die Mitarbeiter künftig bedarfsorientiert einsetzen könnte, wäre es leichter mehr zu bezahlen, da das fehlende Geld in den Spitzenzeiten eingearbeitet werde. Man müsse sich vor Augen führen, dass man im Tourismus circa 75 Prozent der Umsätze in nur 25 Prozent der Zeit erwirtschafte, so Sternad.

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