Weiter Diskussion um Zwölfstundentage

Am Thema Flexibilisierung der Arbeitszeit scheiden sich die Geister. Während die Industrie für alle Branchen eine Höchstarbeitszeit von zwölf Stunden fordert, sagt die AK, flexibles Arbeiten sei schon jetzt möglich, aber nur wenige würden es nutzen.

Das Gesetz erlaubt derzeit acht Stunden Arbeit pro Tag, inklusive Überstunden maximal zehn Stunden. Bei Schichtarbeit können auch zwölf Stunden vereinbart werden, so die aktuelle Situation. Claudia Mischensky von der Kärntner Industriellenvereinigung sagte, die bestehenden Arbeitszeitregelungen würden aus der Zeit vor der Digitalisierung stammen. Sie müssten angepasst werden. Der Wettbewerbsdruck nehme zu, die Produktlebenszyklen werden kürzer, die Unternehmen müssen immer kurzfristiger und flexibler auf Kundenwünsche reagieren.

AK: Betriebe mit 42 Schichtmodellen

Wegen der hohen Exportquote der Kärntner Industrie sei der Wettbewerbsdruck enorm, Veränderungen kommen immer rascher, so Mischensky. Der Wunsch der Industrie sei es, die maximale Höchstarbeitszeit pro Tag auf zwölf Stunden auszudehnen. „Das heißt nicht mehr zu arbeiten, sondern es geht um eine andere, bessere Verteilung der Arbeitszeit.“

Dem hält die Arbeiterkammer entgegen, dass in mehr als 600 Kollektivverträgen in Österreich flexibles Arbeiten bereits geregelt sei, so Präsident Günter Goach. Es gebe Industriebetriebe mit 42 Schichtmodellen. Da könne niemand sagen, dass ein Auftrag nicht bewerkstelligt werden könne.

„Beamte dürfen 13 Stunden arbeiten“

Die Industriellenvereinigung bleibt dabei, dass alle vier großen Industriebranchen in Kärnten flexiblere Modelle brauche. Das sind der Elektro-Elektronikbereich, der Maschinen- und Werkzeugbau, die Holzindustrie und auch die Chemie. Mischensky zog einen unerwarteten Vergleich und sagte, man habe in Österreich im Beamtendienstrecht die Möglichkeit, bis zu 13 Stunden pro Tag zu arbeiten. Warum solle das in der Industrie nicht erlaubt sein.

IV hofft auf Bundesregelung

Abgesehen vom Beamtendienstrecht nannte Mischensky Länder wie Finnland, Dänemark und Schweden, in denen mehr als 80 Prozent der Unternehmen flexibel arbeiten. Die Industrie hofft auf eine bundesweite Regelung zur Jahresmitte. Die Arbeitnehmervertretung hält entgegen, lediglich zwei Prozent der Betriebe würden in ihrem Bereich bereits mögliches flexibles Arbeiten auch tatsächlich nutzen. Das Thema werde stärker betont als nötig.