Lawinensituation weiter kritisch

Die Lawinensituation bleibt angespannt. Schneebretter kommen laut Experten derzeit besonders häufig vor. Bei einem Lokalaugenschein in den Kärntner Bergen zeigte sich, dass am Sonntag weniger Tourengeher unterwegs waren.

Schnee und Sturm ließen in den vergangenen Tagen eine gefährliche Mischung entstehen. Der Alpinpolizist Horst Wohlgemuth beurteilte am Sonntag die Qualität der Schneedecke in den Gebieten mit Warnstufe 3. Er sagte, besonders gefährlich sei, dass in den bodennahen Schichten der Schnee besonders wenig Halt gebe: „Das ist wie Gries. Wenn die Skifahrer dann in einen Hang einfahren, wo die Schneeschicht nicht so dicht ist, kommt es zu einer Auslösung und in den meisten Fällen geht dann der ganze Hang mit. Das sind die typischen Schneebrett-Lawinen, die in letzter Zeit auch bei uns immer wieder zu Unfällen führten.“

Es komme auf die Sonneneinstrahlung und die Niederschläge an, wie sich die Lawinensituation weiter entwickle, so der Experte. „Die Schicht dazwischen bleibt meistens den ganzen Winter über erhalten. Die nächste Zeit bleibt aber sicher angespannt und es ist Vorsicht geboten, wenn man Touren geht.“

Suchaktion Lawine Bergrettung

ORF

Gefahrenstufen-Zuteilung immer für gesamte Region

Laut Wilfried Ertl, den Leiter des Kärntner Lawinenwarndienstes, können Tourengeher schon durch geringe Belastungen ein Schneebrett auslösen.

Reportage in „Kärnten heute“

ORF Kärnten-Redakteur Peter Matha konnte am Sonntag mit der Polizei in die gefährlichen Gebiete einfliegen.

Gefahrenstellen gibt es auch dort, wo derzeit Lawinenwarnstufe zwei, also mäßige Lawinengefahr, besteht. Ertl: „Die Definition der Gefahrenstufe wird immer nur für eine Region ausgegeben, nicht für einen Einzelhang. Eine Region muss mindestens hundert Quadratkilometer groß sein. Deshalb ist ein Hang nur ein winzig kleiner Teil dieser Region. In diesem Hang selbst gibt es etliche Stellen, wo eine Lawinenauslösung möglich ist.“

16-Jährige nach Lawinenabgang gestorben

Jenes 16 Jahre alte Mädchen aus der Steiermark, das am Samstag auf der Turrach von einer Lawine verschüttet wurde, ist noch am Abend im Klinikum Klagenfurt seinen schweren Verletzungen erlegen. Es wurde erst nach fast einer Stunde ausgegraben.

Das Mädchen war Teil einer fünfköpfigen Skifahrergruppe aus Graz, die Samstagmittag in einer Höhe von rund 2.100 Metern im ungesicherten Bereich einen Hang queren wollte. Dabei löste sich ein Schneebrett und riss drei Menschen mit. Nach Angaben der Landespolizeidirektion Kärnten war zunächst ein 40-jähriger Grazer in den Hang eingefahren und hatte diesen bereits zur Hälfte gequert, als sich ein 150 Meter breites und 200 Meter langer Schneebrett löste. Der Mann wurde verschüttet, geriet dann aber wieder an die Schneeoberfläche.

Hier sieht man im Zeitraffer anhand der Bilder der Webcam, wie der Lawinenabgang auf der Turrach verlaufen ist.

Schwester blieb unverletzt

Mitgerissen wurden allerdings auch eine 16-Jährige und ihre zehn Jahre alte Schwester. Während das jüngere Mädchen nur teilweise erfasst wurde und in der Hangmitte unverletzt liegen blieb, wurde ihre ältere Schwester komplett von den Schneemassen überrollt.

Die Jugendliche wurde im Zuge der Verschüttetensuche, an der sich zahlreiche Helfer beteiligten, nach Sondierung des Lawinenkegels um 13.10 Uhr bewusstlos aus rund zwei Metern Tiefe geborgen. Sie hatte keinen Lawinenpiepser bei sich. Nach der notärztlichen Versorgung unter Reanimation wurde die Jugendliche in das Klinikum Klagenfurt geflogen. Dort starb sie Samstagabend infolge ihrer schweren Verletzungen.

Feldkirchner nach eineinhalb Stunden tot geborgen

Auch ein 52 Jahre alter Feldkirchner kam am Samstag bei einem Lawinenabgang auf der Salzburger Seite des Königsstuhls unter eine Lawine. Der Mann, der alleine unterwegs war, konnte erst nach eineinhalb Stunden von anderen Tourengehern nur noch tot geborgen werden - mehr dazu in Lawinen: Ein Toter, mehrere Verschüttete.

Zwei Skifahrer stießen am Samstag auf der Gamskogelabfahrt am Katschberg zusammen. Dabei wurde ein 63 Jahre alter Urlauber aus Ungarn verletzt. Der zweite Skifahrer erkundigte sich zwar kurz nach dem Befinden des Verletzten und verständigte den Rettungsdienst, beging aber dann Fahrerflucht.

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