Defekte Lüftung: 8.000 Hühner erstickt

In einem Kärntner Geflügel- Mastbetrieb sind rund 8.000 Hühner erstickt. In der neu errichteten Halle für bis zu 60.000 Tiere war das Lüftungssystem defekt, der Amtstierarzt wird den Fall nun untersuchen.

Die Masthalle in Unterkärnten, eine der modernsten Kärntens, wurde erst vor ein paar Wochen fertig gestellt und zu Jahresbeginn in Betrieb genommen. Das Stallgebäude ist für bis zu 60.000 Hühner ausgelegt. Wie am Mittwoch bekannt wurde, kam es kürzlich zu dem Unfall, tausende Hühner verendeten. Grund sei ein Defekt im Lüftungssystem gewesen, sagte der Besitzer dem ORF Kärnten, der nicht namentlich genannt werden wollte.

Hühner verendet Völkermarkt Unterkärnten Mastbetrieb Lüftung

ORF

Masthalle im Lavanttal

Die verendeten Tiere wurden zur Tierkörperentsorgung in Klagenfurt gebracht. Ein Container mit knapp 8.000 Masthühnern soll es gewesen sein, sagten Mitarbeiter zum ORF.

„Sind auf die Technik angewiesen“

Der Fehler sei bei der Technikfirma und nicht beim Mastbetreiber gelegen, sagt Erich Kainz, Obmann der Lavanttaler Geflügelrings. Ein Systemausfall könne schwer verhindert werden: „Wir sind auf die Technik angewiesen, auch bei großer Sorgfalt kann es zu Defekten kommen.“ Ein so großer Schaden wie im aktuellen Fall sei aber sehr selten.

Hühner verendet Völkermarkt Unterkärnten Mastbetrieb Lüftung

ORF

Keine Vorab-Kontrolle bei Mastbeitrieben

Von der Gemeinde hieß es am Mittwoch, der betroffene Mastbetrieb habe alle erforderlichen Bestätigungen der ausführenden Firmen beim Bau der Stallungen eingereicht. Der Betrieb soll auch versichert sein. Von dem Vorfall habe aber niemand gewusst, sagt der Völkermarkter Bürgermeister Valentin Blaschitz (SPÖ). Normalerweise würden Fahrten der Tierkörperentsorgung von der Gemeinde koordiniert.

Überrascht zeigte sich auch Amtstierarzt Manfred Müller. Eine Meldepflicht bei der Bezirkshauptmannschaft gebe es aber nicht. Und eine Kontrolle durch den Amtstierarzt vor der Betriebseröffnung sei gesetzlich nur bei einem Legehennen-Betrieb, nicht aber bei einem Mastbetrieb vorgesehen, so Müller. Der Amtstierarzt wird den Betrieb nun kontrollieren, um die mögliche Todesursache der Hühner zu finden.

Hühner verendet Völkermarkt Unterkärnten Mastbetrieb Lüftung

ORF

Ein lukratives Geschäft

Knapp 100.000 Hühner fassen die größten Mastbetriebe in Kärnten. Der Mastbetrieb sei lukrativ, sagt Züchter Erich Kainz: „Weißes Fleisch ist weiter beliebt, die Eigenversorgung damit ist in Österreich gering.“ Deswegen würden immer wieder neue Mastplätze gesucht. Den Lavantaler Geflügelring gibt es bereits seit 60 Jahren, im Jahr werden mittlerweile zehn bis elf Millionen Hühner gemästet.

Vier Pfoten: Geschlossene Ställe problematisch

Geschlossene Ställe seien in Mastbetrieben immer problematisch, hieß es dazu am Donnerstag von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. „Geschlossene Ställe bieten keine Fluchtmöglichkeit für die Tiere“, meinte Nutztierexpertin Ina Müller-Arnke. „In einem Stall mit einem Außenklimabereich wären sicher nicht alle Tiere erstickt.“ Die Tierschutzorganisation fordert eine natürliche Frischluftzufuhr für Ställe.

„Dieser Fall zeigt wieder, dass die Entwicklung zu Großmastanlagen eine Fehlentwicklung ist. Sie schützt die Tiere nicht, sondern setzt sie durch die komplette Abhängigkeit von der Technik einem hohen Risiko aus“, so Müller-Arnke. Zu klären sei auch, warum ein Systemausfall nicht den Alarm ausgelöst habe.