Wieser-Verlag: 1.400 Bücher in 30 Jahren

Vor 30 Jahren hat der Kärntner Slowene Lojze Wieser seinen eigenen Verlag gegründet. Dem Verlag wurde damals kein langes Leben prophezeit, inzwischen hat der 63-Jährige 1.400 Bücher heraus gegeben. Zum Jubiläum gibt es einige Neuigkeiten.

Lojze Wieser machte sich vor allem mit Übersetzungen von Werken aus ost- und südosteuropäischen Ländern einen Namen, zuletzt sorgte die Veröffentlichung des Monumentalwerks „Die Fahnen“ des kroatischen Autors Miroslav Krleza für viel Aufmerksamkeit. Eine der nachhaltigsten Entscheidungen war die Entwicklung der Reihe „Europa erlesen“, in der mittlerweile 200 Bände erschienen. Wieser: „Damals hätte niemand gedacht, dass die Serie über 20 Jahre hinweg existieren würde, auch ich nicht.“

Lojze Wieser

ORF

Lojze Wieser

Wiesers Liebe zu Büchern begann in seiner Jugend, das erste Buch, das er im Jahr 1980 verlegte, war Karel Prusnik-Gaspers „Gemsen auf der Lawine/Gamsi na plazu“, in dem der Autor den Widerstand gegen das Nazi-Regime beschreibt. „Ich wollte das Buch unbedingt herausbringen, in Wien habe ich es bei zehn Verlagen versucht, alle haben es abgelehnt.“ Schließlich erklärte sich der „Drau Verlag“ in Klagenfurt, von den Kärntner Slowenen geführt, zur Publikation bereit. „In sechs Monaten wurden 1.500 Stück verkauft, das war eine Sensation“, erinnert sich Wieser.

Start mit Florjan Lipus

Der Erfolg führte dazu, dass ihm 1981 die Geschäftsführung des Drau-Verlags angeboten wurde. Er griff zu, benannte ihn in „Drava Verlag“ um und blieb fünf Jahre Geschäftsführer, 1987 hob er dann seinen eigenen Verlag aus der Taufe. Sein erster Autor war Florjan Lipus, zu dessen 50. Geburtstag der junge Verlag gleich zwei Bücher herausgab.

„1.400 Bücher sind es in den dreißig Jahren geworden, davon sind etwa 1.000 lieferbar“, bilanziert Wieser, der die operative Leitung des Verlags inzwischen abgegeben hat. Zum Jahreswechsel 2015/2016 übernahm Wieser den Drava Verlag, die Fusion erfolgte in Form eines Anteiletauschs, die bisherigen Eigentümer erhielten 35 Prozent am Wieser-Verlag.

Lojze Wieser

ORF

Briefbombe und Morddrohungen

Die letzten 30 Jahre waren auch durchaus turbulent, bilanziert Wieser: „Es waren auch harte Zeiten dabei, etwa 1994/95, nachdem wir eine Briefbombe erhalten hatten, es gab Morddrohungen, die ganze Geschichte hatte auch wirtschaftlich verheerende Auswirkungen.“ Doch der Verlag erholte sich wieder und Wieser machte weiter.

Im Jahr 2011 erwischte es ihn dann doch, er musste ein Sanierungsverfahren durchführen, inzwischen steht der Verlag aber wirtschaftlich wieder auf sichereren Beinen. 2016, das erste Jahr nach der Fusion mit dem Drava Verlag, sei gut verlaufen, „wir bilanzieren ausgeglichen“. Bei Drava wird der Fokus wieder mehr auf die slowenischsprachige Literatur gelegt, die Zusammenarbeit mit dem Triestiner Verlagshaus „Editoriale Stampa Triestina“ wurde wiederbelebt, das Spektrum der Bücher auf Kinderbücher ausgeweitet.

„Der Geschmack Europas“ im TV

In den vergangenen Jahren erweiterte Wieser seinen Wirkungskreis auch auf das Fernsehen. Die ORF-TV-Reihe „Der Geschmack Europas“ entführt die Zuschauer in die verschiedensten Winkel Europas, befasst sich mit den dortigen Speisen, aber auch mit der Kultur und den Menschen.

Mittlerweile gibt es schon mehr als ein Dutzend Folgen, in Kürze erscheint ein Buch dazu. „Es wird Rezepte geben, aber kein klassisches Kochbuch sein“, sagt Wieser, der selbst leidenschaftlich gerne am Herd steht. Er betitelt es als „Journal mit Rezepten“, das die ersten zehn Stationen enthält. Als Erscheinungstermin ist Ende Mai geplant.

Rückblick in Buchform

Dem Jubiläumsjahr geschuldet ist auch der Band „Im dreißigsten Jahr“, den Wieser seinen Wegbegleitern widmet, es enthält eine Auswahl von 30 Prosawerken, die im Verlag erschienen sind. „Die Auswahl war eigentlich unmöglich, aber man muss sich dann halt entscheiden", so der Verleger, der auch den Lyrikband "..und darin fliegt eine Schwalbe“ mit seinen Lieblingsgedichten für das 30-Jahr-Jubiläum überarbeitet und erweitert hat. Und noch einen Jubiläumsband wird es geben, nämlich „Europa erlesen“, eine Auswahl der besten Texte, die 500 Seiten umfasst.

“Besessenheit ist Voraussetzung“

Projekte und Pläne gibt es auch für die Zukunft genug. Er habe sich zwar vorgenommen, kürzerzutreten, aber irgendwie komme er nicht dazu, meint Wieser. Die nächsten Folgen von „Der Geschmack Europas“ sind in Vorbereitung, ebenso diverse Feierlichkeiten zum Jubiläum. Auf die Frage, ob er vom Büchermachen besessen ist, meint er: „Eine gewisse Besessenheit ist glaube ich Voraussetzung dafür, dass man es macht.“

Links: