EU verbietet „Tieraliens“: Zoos unter Zugzwang

Eine neue EU-Verordnung verbietet die Zucht von mehreren Tierarten. Betroffen ist auch der Reptilienzoo Happ in Klagenfurt, wo 80 Stück der Rotwangenschmuckschildkröte beherbergt werden. Für Besitzerin Helga Happ kommt die Regelung um Jahre zu spät.

Die EU untersagte die Zucht von 37 Tierarten, die sich außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes ausbreiten. Die Fachwelt spricht von „Aliens“, die eine Gefahr für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt darstellen. Diese neue Regelung hat auch Auswirkungen auf heimische Zoos. Eines der Tiere, das auf dieser Liste steht, ist die Rotwangenschmuckschildkröte.

Happ: Regelung kommt um Jahre zu spät

Alle 80 Rotwangenschmuckschildkröten, die im Reptilienzoo Happ leben, wurden entweder aus heimischen Gewässern gefischt oder beim Zoo abgegeben, sagt Helga Happ. Für sie kommt die EU-Regelung um Jahre zu spät: „Die Rotwangenschmuckschildkröten wurden zu zigtausenden nach Europa eingeführt und im Tierhandel verkauft. Wenn sie klein sind, sind das entzückende Tiere. Die Leute übersehen dann aber, dass diese Tiere nicht drei Zentimeter klein bleiben, sondern eine Panzerlänge von 30 Zentimeter erreichen. Dann sind sie für jedes Aquarium vollkommen ungeeignet.“

Die EU-Verordnung beschränkt Haltung, Import, Verkauf und Zucht von Arten, die eigentlich von anderen Kontinenten stammen und sich in Europa schon mehr oder weniger ausgebreitet haben.

Schildkröte

ORF

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Gefahr für heimische Amphibien

Die Tierparks dürfen laut EU die Tiere zwar behalten, müssen aber dafür sorgen, dass sie sich nicht fortpflanzen oder ausbrechen. Diesbezüglich bestehe im Reptilienzoo Happ keine Gefahr, sagt die Besitzerin: „Unsere sind doppelt gesichert - mit einem Außenzaun und innen mit der Umrandung. Es muss im Sommer schon sehr heiß sein, damit die Tiere im Freiland schlüpfen. Es ist ja doch nicht die Regel, dass es so viele Monate trocken, heiß und schön ist, dass sich die Jungtiere im Freien entwickeln können und bei uns schlüpfen. Das ist eher eine Ausnahme.“

Die Rotwangenschmuckschildkröte wird etwa 55 Jahre alt, stammt ursprünglich aus Amerika und ist viel aggressiver als die kleinere europäische Sumpfschildkröte, in deren Lebensraum sie eindringt. Sie verzehrt die heimischen Amphibien und hat keine natürlichen Feinde, wie zum Beispiel Alligatoren.

Happ ruft Behörde zu Lösungsfindung auf

Künftig will Happ - aus Platzgründen - eigentlich keine Rotwangenschmuckschildkröten mehr aufnehmen: „Ich müsste den Ball jetzt an die Behörde weiterspielen und sagen: Wie lösen wir das in Kärnten? Nehme ich sie nicht bei mir auf, werfen sie die Leute ja wieder in den nächstbesten Teich und es passiert genau das, was diese Verordnung verhindern soll - dass die Tiere in die freie Wildbahn gelangen.“

Auf der EU-Verordnung stehen übrigens unter anderem auch der nordamerikanische Waschbär, der kleine Mungo, das Fuchshörnchen und der Rote Amerikanische Sumpfkrebs. 2005 wurde er erstmals in Österreich im Warmbach bei Villach nachgewiesen. Er dürfte wohl ebenfalls von einem Aquarium-Besitzer ausgesetzt worden sein.

Auch Schönbrunn betroffen

Ein Zoo im deutschen Leipzig schlachtet wegen der neuen Regelung einige seiner Tiere. Die Verordnung trifft auch den Tiergarten Schönbrunn. Hier lässt man die Haltung betroffener Arten „auslaufen“ - mehr dazu in Aus für mehrere Tierarten in Schönbrunn.

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