Keine Angst vor dem Roboter-Kollegen

Aktuell gibt es viele Diskussionen über künstliche Intelligenz, angefacht von Science-Fiction-Filmen. Die Robotik-Labors des Joanneum Research in Klagenfurt beschäftigten sich mit Industrierobotern und wollen Ängsten von Arbeitnehmern begegnen.

Dass sich Joanneum Research Robotics im Klagenfurter Lakesidepark ansiedelte, ist kein Zufall. Das Land Kärnten sieht die Robotik unterrepräsentiert und möchte unter dem Stichwort Industrie 4.0 Impulse für die Kärntner Firmen geben.

Kollaborative Robotik ist das Zusammenspiel von Mensch und Roboter, zum Beispiel am Arbeitsplatz. Im Unterschied zu jenen Industrierobotern, die abgesichert in Käfigen ihre Tätigkeiten verrichten, müssen sich Experten Gedanken über die Sicherheit des Menschen machen, wenn die Maschinen direkt neben ihnen arbeiten. Sensoren und Kameras sagen dem Roboter, wenn ein Mensch zu nahe kommt oder verletzt werden könnte, er weicht aus oder stoppt zur Gänze.

Robotik Joanneum Research Lakesidepark

ORF/Petra Haas

Der Greifer erkennt das Material, das er erfasst. Obwohl er bis zu 60 Kilo heben könnte, umfasst er einen menschlichen Arm nur sanft.

Viele Emotionen mit Robotern verbunden

Grundsätzlich unterscheiden die Roboter-Experten zwischen Industrie- und Servicerobotern. Serviceroboter sollen über eine gewisse Intelligenz verfügen, sich in neuen Situationen zu helfen wissen. Das Joanneum Research beschäftigt sich im Lakesidepark in erster Linie mit Industrierobotern, die in Firmen eingesetzt werden. Das Thema Roboter sei mit vielen Emotionen verbunden, so Mathias Brandstötter, stellvertretender Institutsdirektor des Joanneum Research. Dabei seien Roboter Maschinen wie alle anderen.

Verteilung Roboter

Statistik 2016, Roboter pro 10.000 Arbeitnehmer (geschätzt von IFR, International Federation of Robots):

  • Korea: 531
  • Singapur: 398
  • Japan: 305
  • Deutschland: 301
  • Schweden: 212
  • Österreich: 128

„Facharbeiter muss sich nie Sorgen machen“

Wo Emotionen sind, sind auch Ängste. So befürchten viele Mitarbeiter, wenn ihre Firma Roboter einsetzt, verlieren sie ihre Jobs. Brandstötter sagte dazu: „Ein Facharbeiter braucht sich wegen eines Roboters nie Sorgen um seinen Job zu machen.“ Er räumt aber ein, dass wenig qualifizierte Menschen, die Tätigkeiten verrichten, die auch eine Maschine machen könnte, unter Umständen ersetzt werden könnten. Dabei geht es unter anderem um Reinigungsarbeiten, Schlichten von Regalen oder das Transportieren von Dingen von A nach B.

„Mitarbeiter immer einbeziehen“

Laut Brandstötter sei es das Wichtigste, Mitarbeiter miteinzubeziehen, wenn ein Robotereinsatz in einem Unternehmen geplant sei. Es gebe Demonstrationsmodelle, anhand derer jeder sich genau anschauen könne, wozu die Maschinen imstande sind - und wozu nicht. Das baut Ängste und Bedenken ab und oft bekommen die neuen „Kollegen“ dann sogar Namen.

Ein herkömmlicher Industrieroboter (im Käfig) für einfache Handhabungsaufgaben kostet rund 200.000 Euro und sollte sich laut Brandstötter in höchsten 1,5 bis zwei Jahren rechnen. Dann kostet die Maschine nichts mehr, produziert aber weiter und erhöht die Stückzahlen. So können Roboter Firmen konkurrenzfähiger machen, Arbeitsplätze erhalten und sogar neue schaffen. Unter Umständen könne damit sogar eine Abwanderung in ein anderes Land verhindert werden, so Brandstötter. Man hält auch Informationsveranstaltungen für Betriebsräte aus ganz Österreich ab, um sie an die Robotik heranzuführen und zu informieren.

Robotik Joanneum Research Lakesidepark

ORF/Petra Haas

Dieser Roboter ist mit mehreren Gelenken ausgestattet. So kann er mit dem Werkzeug seine Tätigkeit, zum Beispiel bohren, ruhig weiter verrichten, während die Gelenke einem Menschen in alle Richtungen ausweichen können.

Viele Unternehmen aus Kärnten interessiert

Brandstötter macht die Erfahrung, dass immer mehr Kärntner Unternehmen sich beim Joanneum Research informieren. „Die einen haben schon klare Vorstellungen, welche Tätigkeiten der neue Roboter verrichten soll. Andere haben noch keine konkrete Idee, wollen einen Einsatz von Robotern einmal versuchen. Mit denen arbeiten wir eng zusammen und entwickeln Roboter, die zu ihrer Firma passen.“ Das Joanneum Research Robotics „lehrt“ die Maschinen anhand von Programmierung die Aufgaben, die sie in den einzelnen Firmen erfüllen sollen.

Robotik Joanneum Research Lakesidepark

ORF/Petra Haas

Am „menschlichsten“ erscheint Besuchern in den Labors der Roborter, der Tangrams nachlegen kann. Immer wieder schaut die Kamera auf die Vorlage, dann baut er weiter. Hält wieder inne, sieht nochmals nach und so weiter. Fast wie ein Kind, das ein Puzzle legt.

Es gebe ethische Regeln bei der Entwicklung und Forschung an Robotern, so Brandstötter. Der Mensch stehe immer im Vordergrund, auch bei so genannten „intelligenten“ Robotern, die lernen, sich in neuen Situationen zurechtzufinden. Man halte sich da durchaus an den Science-Fiction-Autor Isaac Asimov, der sich in seinen Robotergeschichten kluge Gedanken zur Ethik denkender Maschinen gemacht hat.

Robotik Joanneum Research Lakesidepark

ORF/Petra Haas

Solche Geräte werden u.a. in der Medizin eingesetzt. Man sieht am Bildschirm, was man mit den Fingern an der Roboterbedienung macht und fühlt durch Sensoren die Gegenstände auf dem Bildschirm, als ob man sie anfassen würde.

Investition in Hochtechnologie

Roboter seien eine Investition in die Hochtechnologie und erhöhen auch das Prestige eine Firma, so Brandstötter. Kärntner Firmen seien durchaus innovativ und interessiert, doch das wichtigste Thema sei die Sicherheit der Menschen in Zusammenarbeit mit den Robotern. Daher werde es Normen geben, die eingehalten werden müssen. Derzeit gebe es eine Vorstufe zu einer Norm, die derzeit evaluiert werde, so Brandstötter. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit Firmen.

Völlig neue Berufschancen in Robotik

Man versteht sich im Lakesidpark als „Botschafter“ der Robotik und ist daher in den Labors auch immer offen für Besucher, auch Schulklassen können sich anmelden. Laut Brandstötter macht ein Besuch ab der 1. Klasse NMS oder Gymnasium Sinn. Man versteht sich als Botschafter der Robotik und möchte die Hemmschwelle senken, so Brandstötter. Dazu dienen auch Veranstaltungen wie die „Lange Nacht der Robotik“.

Wer an Forschung und Entwicklung mitarbeiten möchte, dem steht eine breite Palette an Ausbildungen zur Verfügung. Brandstötter, selbst Mechatroniker, sagte, man benötige Maschinenbauer, Mechatroniker, Programmierer, Informatiker, Elektrotechniker für die Regelungstechnik und Telematik, aber auch Mathematiker und Spezialisten für Kryptografie.

Gesetze der Robotik nach Isaac Asimov

1. Ein Roboter darf einem menschlichen Wesen keinen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.

2. Ein Roboter muss den Befehlen gehorchen, die ihm von Menschen erteilt werden, es sei denn, dies würde gegen das erste Gebot verstoßen.

3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange solch ein Schutz nicht gegen das erste oder zweite Gebot verstößt.

Das nullte Robotergesetz wurde später von Asimov hinzugefügt und diente als übergeordnetes Gesetz:

0. Ein Roboter darf der Menschheit keinen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass der Menschheit Schaden zugefügt wird.

Petra Haas/kaernten.ORF.at

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