Mallmann: Gewalt gegen Frauen gestiegen

Zuhälterei ist in Österreich verboten, aber immer wieder werden junge Frauen vor allem aus Osteuropa von Männern zur Prostitution gezwungen. Silke Mallmann von der Caritas sagt, die Gewalt gegen Frauen im Milieu nehme zu.

Am Mittwoch wurde am Landesgericht Klagenfurt ein Fall aus Rumänien verhandelt, bei dem es um Zuhälterei, Menschenhandel, Gewalt, Nötigung und Freiheitsentzug ging. Die betroffenen Frauen haben aber im Gerichtssaal ihre ursprünglichen Aussagen extrem abgeschwächt. Die Angeklagten bestritten alles, für sie gilt vor einer Verurteilung auch die Unschuldsvermutung - mehr dazu in Zuhälter-Prozess gegen Brüder vertagt.

Silke Mallmann Caritas

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Silke Mallmann von der Caritas begleitet und betreut seit Jahren Frauen aus dem Milieu und kennt die Probleme, mit denen diese konfrontiert sind.

Körperliche Gewalt nimmt zu

Eine Einschätzung, ob die Gewalt in den vergangenen Jahren generell zugenommen habe, sei laut Mallmann schwierig. „Man weiß, dass das ja alles immer Einzelfälle sind.“ Es lasse sich aber feststellen, dass in letzter Zeit mehr Frauen Opfer von körperlicher Gewalt wurden. Es handle sich um Frauen, die geschlagen oder durch Messerstiche verletzt wurden. „Das kannte ich so vor ein paar Jahren noch weniger“, so Mallmann. Auffällig sei zudem, dass immer mehr jüngere Männer die Frauen in die Prostitution zwingen.

„Angst vor Tätern und Freunden wird hemmend“

Mit Drohungen und Gewalt werden die Frauen von ihren Zuhältern gefügig gemacht. Nur selten landen die Fälle bei Gericht, denn die meisten Frauen wagen es nicht, gegen ihre Peiniger auszusagen. Es komme immer auf die individuelle Fallgeschichte an, wie die Chancen für Betroffene stehen, aus dem Milieu auszusteigen. Generell sei es als riesen Erfolg zu werten, dass Leute tatsächlich auch vor Gericht aussagen würden.

Mallmann: „Das heißt auch, dass sie von der Polizei oder so sehr gut vorbereitet worden sind.“ Viele Frauen würden sich das zunächst überhaupt nicht trauen, selbst wenn der Täter verurteilt wird. „Ich sage nicht aus, auch wenn ich weiß, dass ich ihn nie wieder sehe, weil er Freunde hat“, so die Expertin.

Landesgericht Klagenfurt außen

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Landesgericht Klagenfurt

Anzeigen und Verurteilungen selten

Zu Verurteilungen komme es allerdings eher selten. „Ich denke, dass es Frauen gibt, die den Sprung des Ausstiegs eher dadurch schaffen, dass sie sich vom Ort entfernen, also dass sie Kärnten verlassen und von dem potenziellen Zuhälter weggehen. Das kommt öfter vor, aber es gibt ganz viele Fälle, die garnicht erst zur Anzeige kommen.“

Die wirtschaftliche Situation in Rumänien, Bulgarien und Ungarn sei instabil. Viele Frauen würden deshalb in der Hoffnung auf ein besseres Leben ihre Heimat verlassen: „Die Frauen kommen zum Teil auch mit der Vorstellung hierher, sich für eine Zeit zu prostituieren und dann aufzuhören. „Dies werde ihnen dann oft vom Zuhälter verwehrt. Es ist der Traum nach einem besseren Leben.“

Viele würden auch mit falschen Versprechungen ins Ausland gelockt. Es heiße dann zum Beispiel, sie könnten in einer Pizzeria arbeiten. „Es gibt alle Szenarien, die man sich vorstellen kann“, so Mallmann.

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