Wenn Schmerz das Leben bestimmt

Leben mit Dauerschmerzen betrifft viele. Oft dauert es lange, bis klar ist, woher der Schmerz kommt. Viele werden als Hypochonder abgestempelt. Im Klinikum Klagenfurt bietet das Zentrum für Schmerztherapie (ZISOP) Hilfe.

Viele Menschen plagen vom Aufstehen bis zum Schlafengehen Schmerzen, sie bestimmen den gesamten Alltag. Ein Dauerschmerzpatient ist Edmund Bellina aus Grafenstein. Nach einem Unfall auf nasser Straße mit dem Fahrrad vor neun Jahren blieb er bewusstlos liegen, sein Helm war zertrümmert. Er spürte keinen Schmerz und fuhr sogar selbst noch nach Hause, als er wieder zu sich kam. Dort brach er nochmals zusammen und kam ins Krankenhaus.

Störung des Nervensystems

„Fazit war, der Schädel war angebrochen, Halswirbelsäulenverletzung. Ich habe ständig Schmerzen gehabt“, so Bellina. Die Schmerzen hätte es laut Befund gar nicht geben dürfen, MRT und CT waren negativ. Er habe den Zweifel der anderen gespürt. Es dauerte Monate, bis Bellina den Arzt fand, der ihm helfen konnte. Die Diagnose: Eine Störung des vegetativen Nervensystems. „Man hat drei Nervensysteme, eines im Kopf, eines entlang der Wirbelsäule und eines im Darm. Und das entlang der Wirbelsäule hat eine Dysregulation, daher die Schmerzen.“

Er habe Drehschwindel gehabt, Übelkeit, Schmerzen, Tinnitus in beiden Ohren. Er habe zudem, ohne es zu wissen, ein Gewächs im Kopf gehabt. Durch den Unfall erweiterte sich dieses Gewächs und habe auf das Gehirn gedrückt. Durch den Schwindel wurde auch Autofahren unmöglich.

Soziales Umfeld zusammengebrochen

Schwierig sei die Phase gewesen, bis erkannt worden sei, was ihm eigentlich fehle, so Bellina. Dann begann ein zäher Weg. Bellina war mit Misstrauen konfrontiert, der Schmerz war extrem und dazu kam, dass ihm niemand glauben wollte: „Ich war acht Monate im Krankenstand, habe dazwischen zweimal versucht, wieder ins Arbeitsleben zu gehen. Ich habe einen tollen Job gehabt, aber bin zweimal zusammengebrochen und mit Notarzt ins Krankenhaus gekommen.“

Das gesamte soziale Umfeld sei für ihn zusammengebrochen, denn die meisten Kontakte hatte er Bereich des Arbeitslebens, so Bellina. Dazu kommen natürlich auch Existenzängste, wie werde es mit dem Einkommen weiterhin aussehen, wie mit der Pension. Seine Hobbys waren plötzlich weg, er habe Eishockey gespielt und sei gerne Skigefahren. Edmund Bellina kam schließlich in die Schmerzgruppe des Klinikums, genannt ZISOP: „Da kriegt man Unterstützung. Aber wenn man chronische Schmerzen hat, zieht man sich zurück.“

Ständig in Behandlung

Er sei seit 2007 in Behandlung, jede Woche in der Schmerzgruppe. Außerdem bekomme er Physiotherapie für die Tiefenmuskulatur, bekomme Spritzen und müsse auch immer wieder zur Schmerztherapie stationär ins Klinikum. Das Problem seien bei ihm Entzündungen in der Wirbelsäule, wodurch das Knochenmark und die Wirbel anschwellen. Daher drücke alles auf den Nerv und schmerze in Bewegung und Ruhe.

Es vergehe kein Tag ohne Schmerzen, so Bellina. „Ich war immer ein Kämpfer, habe immer intensiv Sport gemacht. Mit diesen Schmerzen konnte ich umgehen.“ Er habe viel durch Biofeedback gelernt, auch durch psychologische Gespräche. In der Schmerzgruppe des ZISOP kommen Menschen mit anderen Problemen zusammen, auch da tausche man sich aus.

Mit dem Leben im Reinen

Er fahre wieder eingeschränkt Rad, gehe spazieren, ein bisschen Skifahren. Er habe akzeptieren müssen, dass er nicht mehr alles könne. Der Prozess habe bei ihm zwei Jahre gedauert, nun könne er damit umgehen. „Ich bin mit meinem Leben im Reinen“. Der Schmerz habe ihn vieles gelehrt, seine Einstellung habe sich verändert, so Bellina. Der Job sei immer sehr wichtig gewesen, aber er sei innerlich gereift und nehme sich Zeit.

„Immer auch das Positive sehen“

Anderen Schmerzpatienten gibt Edmund Bellina mit, sie sollten versuchen, aus negativen Dingen auch Positives herauszulesen. Versuchen, sich selbst Ziele zu setzen, die man auch erreichen kann und jeden Tag ein bisschen steigern. Über Probleme sprechen, das Umfeld nicht immer Ernst nehmen, andere verstehen oft die Situation nicht. Vieles müsse man ausblenden. Außerdem müsse man sich professionelle Hilfe suchen, nicht nur in therapeutischer Hinsicht, sondern auch alternative Behandlungen. ZISOP zeige einem hier sehr viel, so Bellina.

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