Meina Schellander: Eine Unangepasste wird 70

Die 1946 in Villach geborene Künstlerin Meina Schellander wird am 28. Juli 70 Jahre alt. Sperrig und unangepasst, fern jedes künstlerischen Trends und mit absoluter Unbedingtheit ihrem Werk verschrieben, so wird Schellander charakterisiert.

1973 erregte Schellander mit dem „Findling Krastal“ Aufsehen. Ein riesiger Stein schwebt auf Stahlseilen hoch in der Luft. Ein entscheidender Einschnitt in Leben, Arbeit und Denken der Künstlerin. Am 28. Juli feiert Meina Schellander ihren 70. Geburtstag. auf die Frage, ob sie sich seit ihren Anfängen verändert habe, sagte Schellander: „Ob sich der Mensch verändert hat? Er ist langsamer geworden, braucht viel länger, um zu Lösungen zu kommen, ist noch strittiger geworden und noch weniger zufrieden zu stellen. Daraus ergibt sich in der Altersphase mehr Distanz zu den Dingen selber.“

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Arbeiten aus 30 Jahren

Die Werkschau „Metagras. Brechungen.“ zeigt Arbeiten aus 30 Jahren. Anders als bei vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern gibt es bei Meina Schellander keine voneinander abgegrenzten Schaffensphasen. Ihr Arbeitsprinzip ist der Bogen: „über Jahrzehnte spannt sich so ein Bogen, manchmal ist man an der Sohle, manchmal im Zenit, manchmal in der Neige. Aber es ist immer noch der Bogen. Insofern haben die Werke miteinander zu tun.“

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Das T

Ein „T“ als Symbol für die Zeit

Charakteristisch dafür ist auch, wie Schellander das Thema Zeit in ihrem Werk umsetzt. In der Ausstellung ist das Modell einer Skulptur zu sehen: Quer durch den Raum, schräg, ein T aus Metall, sechs Meter lang. Bei der Umsetzung sollten es dann 60 Meter sein. T wie Tempus, Zeit, ein T allerdings, das auf dem Kopf steht. Dieses T findet sich in den Arbeiten an der Wand wieder, aber ganz anders, gezeichnet, in Kombination mit Fotografien in schwarz-weiß. Naturaufnahmen wie etwa Details eines Maisfelds, die die Künstlerin selbst anfertigte. Sie gehören zu den so genannten „Inneren Frequenzen“.

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Der schwebende Stein als Aufreger

Meina Schellanders Kunst ist vor allem auch eines, eine Reise nach innen: „Man schaut dauernd nach innen, ich mache keine ausgedehnten Reisen, aber nach innen sehr wohl. Da gibt es mäanderartige Reisen und große Strecken, die ich zurücklege.“ Sie reise sonst höchstens die Strecke Wien-Klagenfurt und retour.

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Für große Reisen nach außen hat die Künstlerin auch nicht die notwendigen Mittel. Noch heute lebt und arbeitet sie im Wiener Gemeindebau, auf 55 Quadratmeter. Die Sanierung des Hauses ihrer Mutter in Ludmannsdorf ist ein sehr ferner Traum. Aber ein Traum, der auch wieder einen Denkraum eröffnet und damit den Anstoß zu neuen Kunstwerken liefert.

Beschäftigung mit dem Wald

Zu Kunstwerken und Serien wie die seit 2010 entstehenden „Dichte Lichte/Lichte Dichte“. Plexiglaskästen, phantastische Räume aus Zeichnungen und bunten Fäden, präzise bis zum letzten Nagel, der die Fäden fixiert. Eine Wiederaufnahme der langjährigen Beschäftigung mit dem Wald, die auch in der Ausstellung einen großen Raum einnimmt.

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Jahrzehntelang beschäftigt sich die Künstlerin auch mit dem griechischen Alphabet. Wie zum Beispiel die Figur Epsilon. 1991 auch wieder als Modell begonnen, vor kurzem, wie die Künstlerin selbst sagt, entstaubt und jetzt fertiggestellt: „Epsilon hat es zur Ausstellung geschafft, Omikron ist irgendwo hängengeblieben, vielleicht über Bord gegangen, sie sollte aber eintreffen.“ Diese Figuren sind für Schellander viel mehr als nur Objekte, als nur Kunst, mit ihnen kann man sprechen, wenn auch vielleicht nicht mit Worten.

Beißende Kritik an Kärntner Kulturpolitik

Wortgewaltig ist die Künstlerin selbst. Sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund. So auch bei der Verleihung des Kulturpreises des Landes Kärnten 2012, die sie zu einer Kunstaktion und einer beißenden Kritik an der Kulturpolitik des Landes zu nutzen wusste. Die 14.500 Euro Preisgeld teilte sie auf und behielt nur ein Drittel für sich.

Je ein weiteres Drittel ging mit Bella Ban und Sibylle von Halem an zwei weitere in Kärnten lebende Künstlerinnen. „Ich bin eine Arbeiterin, Händlerin ohne Markt, Einzelgängerin sagt man.“ Diese Zeilen schrieb Schellander 1990. Eine Einzelgängerin ist sie auch heute noch: „Im Delegieren bin ich sehr schwach, das wirft man mir vor, daher werde ich auch nie fertig.“

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Schellanders Geschenk an sich selbst

Also ist es eigentlich nur logisch, dass sich die Künstlerin ihr Geschenk zum 70. Geburtstag ganz einfach selbst machte: Ein Schiefer-Findling, eine Niro-Stahlkonstruktion und sandgestrahltes Glas mit den Zahlen ihres Lebens. Seit Jahrzehnten arbeitet Meina Schellander an Kunst, für Kunst, ein Leben für die Kunst und auch oft, zu oft, gegen die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Körpers: