Der schwere Abschied vom Ballermann
Die einen wollen Party, die anderen kommen nur wegen der Kultautos - kein Wunder also, dass das 35. GTI-Treffen, das Samstagnacht endete, die Fans spaltete. Weg vom Ballermann-Image, zurück zu den Wurzeln, mehr Auto-Neuigkeiten, Entschleunigung, Trachtenkapellen und mehr, auf dieses Konzept setzt seit heuer die Gemeinde Reifnitz – mehr dazu in GTI-Treffen: „Ballermann“ ade. Der Grund: Seit 2011 verzeichnet das Treffen am Wörthersee einen Besucherrückgang von 150.000 auf 115.00 im Vorjahr. Dafür kamen, vor allem in den letzten zwei, drei Jahren immer mehr Gäste zu den unorganisierten „Vortreffen“ und „Nachtreffen“.
Bei leidgeplagten Anrainern und eingefleischten Autofreunden kommt die Neuorientierung zum 40. Geburtstag des Kultwagens gut an, weniger jedoch bei den Partyfreunden unter ihnen. Die geliebte GTI-Party lassen sich die Fans ohnehin nicht nehmen und finden immer wieder Wege dazu. Wenn schon nicht beim eigentlichen Treffen, dann wird eben beim beliebten „Treffen vor dem Treffen“ gefeiert.
APA
„Gummi, Gummi“-Spuren gibt es in Reifnitz auch heuer zu sehen
Temposchwellen abmontieren als neuer GTI-Sport
Aber auch beim Vortreffen sollte heuer Schluss mit der Dauerparty sein. In Selpritsch bei Velden am Wörthersee, wo sich vor dem eigentlichen Treffen in Reifnitz viele GTI-Fans treffen, setzte man zum Lärmschutz der Anrainer unter anderem auf Temposchwellen – mehr dazu in Vor GTI-Treffen: Bodenschwellen errichtet. Prompt riefen die GTI-Fans im Internet zum Hupprotest auf, drei Mal sollte bei jeder Schwelle gehupt werden.
Das heimliche Abmontieren der Temposchwellen war bald eine neue Lieblingsbeschäftigung der GTI-Fahrer, fast so beliebt wie das berühmte „Gummi, Gummi“. Drei Nächte in Folge wurden die Tempobremser abmontiert und am nächsten Tag flugs wieder aufgestellt – mehr dazu in GTI: Wieder Bodenschwellen abmontiert.
ORF/Horst Sattlegger
Temposchwellen - der Aufreger des GTI-Treffens 2016
Fünf Festnahmen nach „Gummi, Gummi“-Duell
Das Beruhigungskonzept scheint jedenfalls aufzugehen. Die vorläufige Bilanz der Polizei ist für das heurige Treffen unauffällig, ja geradezu unspektakulär. „Aus Sicht der Polizei war es ein sehr, sehr ruhiges Treffen, wohl das ruhigste aller Zeiten", sagt Polizeisprecher Rainer Dionisio. In diesem Jahr gab es nur drei Führerscheinabnahmen, vor zehn Jahren waren es noch 60.
Nur am besucherstarken Freitagabend mussten bei einer Tankstelle in Keutschach fünf GTI-Fahrer vorübergehend festgenommen werden, die sich lautstark ein „Gummi, Gummi“-Duell lieferten. Auch dem Besitzer der Tankstelle droht eine Anzeige.
Eine große Herausforderung für die Polizei seien allerdings die Vor- und Nachtreffen: „Dadurch hat sich das GTI-Treffen räumlich und zeitlich ausgeweitet.“ Heuer sei es jedenfalls gelungen, überall vor Ort zu sein. Auch die umstrittenen Bodenschwellen in Selpritsch begrüßt die Polizei. Dionisio: „Das brachte eine spürbare Beruhigung in diesem Ortsteil, deswegen sind wir damit sehr zufrieden.“
ORF/Petra Haas
Nicht alle Fans sind überzeugt
Auch die Gemeinde Maria Wörth, zu der Reifnitz gehört, zieht zufrieden Bilanz. Es sei eine „große, entspannte Geburtstags- und Jubiläumsfeier“ gewesen, meint Bürgermeister Markus Perdacher (ÖVP). Die Beherbergungsbetriebe seien über drei Wochen zu 80 Prozent ausgelastet. Er erwartet eine Steigerung der Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr, die offiziellen Zahlen werden am Dienstag bekannt sein.
Touristiker befürchten allerdings einen Besucherrückgang durch eine zu starke Beruhigung des Treffens. Auch einige der Fans zeigten sich vom Jubiläumstreffen enttäuscht. Es hätte mehr geboten werden können, meint etwa Sven aus Deutschland. Das GTI-Treffen werde mit dem neuen Konzept an die Wand gefahren, sagt er: „In fünf Jahren gibt es das Treffen nicht mehr, das sagen viele auch.“
ORF/Petra Haas
Weitere GTI-Treffen am Wörthersee sind jedenfalls gesichert, von VW-Vorstand Herbert Diess, der ebenfalls zu Gast war, gab es bereits eine Zusage dafür. Ob das neue Konzept aufgeht, das werden also die nächsten Jahre zeigen.