Feinstaubbelastung stark gestiegen

In Kärnten war die Feinstaubbelastung im Jänner deutlich höher als im Jänner des letzten Jahres. In Klagenfurt war die Belastung im Jänner fast dreimal so hoch, wie im Vorjahr. Der Grenzwert wurde an 17 Tagen überschritten.

„Die erste Feinstaubbilanz des Jahres schaut für Kärnten alles andere als gut aus“, sagt der Sprecher des Verkehrsclub Österreich (VCÖ), Christian Gratzer. Im Jänner 2015 wurde an der Messstelle in der Klagenfurter Völkermarkterstraße an sechs Tagen eine Grenzwertüberschreitung gemessen, heuer seien es im Jänner bereits 17 Tage gewesen.

Nur in Graz-Süd war die Feinstaubbelastung mit 20 Tagen noch höher als in Klagenfurt. Hoch war im Jänner auch die Feinstaubbelastung in Ebenthal bei Klagenfurt, wo im Jänner an elf Tagen der Tagesgrenzwert überschritten wurde. Der Jahresgrenzwert liegt laut Immissionsschutzgesetz bei maximal 25 Überschreitungen. „Wenn der Jahresgrenzwert überschritten wird, gibt es zwar keine Sanktionen. Es bezahlt aber die Bevölkerung mit ihrer Gesundheit, die Politik ist gefordert“, betont Gratzer.

Grund dürfte Inversionswetterlage sein

Die geringere Feinstaubbelastung in den vergangenen Jahren sei auch die Folge von idealeren Wetterbedingungen gewesen, sagt der VCÖ-Sprecher. Bei trockenem Wetter und der für Klagenfurt nicht untypischen Inversionswetterlage sei der Luftaustausch nicht gut. Dabei ist die Luft oben wärmer als im Tal, die Luft unten kann nicht entweichen. Vor allem in Ballungszentren kann dies zu erhöhter Luftverschmutzung führen. Gratzer: „Die Feinstaubwerte müssen aber auch bei nicht so optimalen Wetterbedingungen eingehalten werden können.“

Hausbrand, Industrie und der Verkehr sind die Hauptverursacher des Feinstaubs. Der VCÖ forderte am Montag deswegen erneut verstärkte Maßnahmen zur Verringerung des Autoverkehrs, der öffentliche Verkehr müsse noch stärker ausgebaut werden. „Und jeder einzelne kann einen Beitrag leisten, indem er verstärkt mit Bus und Fahrrad fährt“, meint Gratzer.

Feinstaub ist ungesund

Feinstaub könne eine große Belastung für die Gesundheit sein, betonte der VCÖ erneut. „Je kleiner die Partikel, umso gefährlicher für unsere Gesundheit“, warnte VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Atemwegs- und Herzkreislauf-Erkrankungen bis hin zu vorzeitigen Todesfällen könnten die Folge von zu hoher Feinstaubbelastung sein. Bei Kindern könne auch das Lungenwachstum beeinträchtigt werden.

Stadt lässt Straßen reinigen

Die Stadt Klagenfurt kündigte am Montag als Reaktion auf die Bekanntgabe der Feinstaubwerte an, auf den Hauptverkehrsstraßen umgehend Reinigungsmaßnahmen durchzuführen. Mit der Straßenreinigung hofft man, den Feinstaub zumindest teilweise loszuwerden.

Weiter aufrecht bleibt die Durchfahrtssperre in der Burggasse. Dadurch habe sich der Durchzugsverkehr von täglich 10.000 Fahrzeugen auf rund 2.500 verringert, sagte Stadtrat Frank Frey (Grüne). Klagenfurt sei durch seine Beckenlage und die damit verbundene schlechtere Durchlüftung ohnehin benachteiligt. Für eine nachhaltige Feinstaubreduktion müssten deswegen weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen gesetzt werden. Von der EU erlaubt sind übrigens maximal 35 Grenzwert-Überschreitungen pro Jahr, dieser Wert wurde seit 2012 nicht mehr überschritten.

Lavanttal ist zweiter „Feinstaub-Hotspot“

Umweltreferent Rolf Holub (Grüne) ordnete an, für Klagenfurt das gemeinsame Maßnahmenprogramm von Land und Stadt prüfen zu lassen. Die vom Land bereits verordnete Durchfahrtssperre der Burggasse bleibe aufrecht, sie habe eine Sperre der Feinstaubbelastung bewirkt. Für das Lavanttal, das als zweiter „Feinstaub-Hotspot“ Kärntens gilt, liege die derzeitige Feinstaubsituation im Schnitt der letzten Messjahre. In St. Andrä und Wolfsberg gab es heuer bislang sechs Überschreitungstage, im Rest Kärntens keine.

Strengere Abgasgrenzwerte gefordert

Ein großes Problem ist laut VCÖ auch, dass viele neue Autos mehr Schadstoffe ausstoßen, als auf dem Papier steht. Vor allem bei den gesundheitsschädlichen Stickoxiden gebe es große Abweichungen. Dieses Problem betreffe nicht nur die Firma VW. In Großbritannien stießen bei Abgastests unter realen Fahrbedingungen 95 Prozent von 153 getesteten Diesel-Pkw-Modellen mehr Stickoxide aus, als der Grenzwert im offiziellen Testverfahren erlaubt, macht der VCÖ aufmerksam. Der VCÖ fordert deswegen auf EU-Ebene strengere Abgasgrenzwerte auch für die neuen Abgastests.

Die Belastung durch Feinstaub ging 2015 zumindest in einigen Bundesländern zurück. Verantwortlich dafür waren zuletzt die hohen Temperaturen. Ebenfalls witterungsbedingt gibt es mehr Stickstoffdioxid in der Luft - mehr dazu in Feinstaubbelastung deutlich im Sinken (oesterreich.ORF.at).

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