Prozess um rätselhafte Hypo-Zahlung

Die Hypo hat am Mittwoch erneut das Landesgericht Klagenfurt beschäftigt. Es geht um ein mögliches Scheingeschäft; eine Zahlung über 240.000 Euro an Ex-Formel-1-Rennstallbesitzer Walter Wolf, die über die Uhrenfirma Jacques Lemans abgewickelt wurde.

In dem Prozess soll geklärt werden, warum die Hypo 2006 das Geld an den Kärntner Jacques-Lemans-Chef Alfred Riedl überwies, -Dieser leitete den Betrag laut Staatsanwaltschaft an Walter Wolf weiter. Es besteht der Verdacht, dass es sich um ein Scheingeschäft handelte. Bei der ersten – mehr dazu in Kulterer in Untreue-Prozess belastet.

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ORF/Radler

Josef Kircher (rechts) und Wolfgang Kulterer (zweiter von links) mit Rechtsvertretern am Mittwoch vor Gericht

Wolfgang Kulterer bekennt sich nicht schuldig und blieb auch am Mittwoch bei seiner Version. Er sagte, er sei davon ausgegangen, dass die Hypo wieder einmal Uhren als Werbegeschenke kaufen wollte. Er sei nicht auf die Idee gekommen, dass die Zahlung einem anderen Zweck dienen könnte.

Geld für Uhren oder Grundstück?

Ebenfalls nicht schuldig bekennt sich Josef Kircher. Sein Anwalt sagte zu Beginn des Prozesses aus, für die 240.000 Euro habe es sehr wohl eine Gegenleistung gegeben. Der frühere Formel-1-Rennstallbesitzer, der Austrokanadier Walter Wolf, habe ein Grundstück in Kroatien an eine Hypo-Tochter verkauft. Dafür sei das Geld gewesen. Und Kircher sagte aus, Kulterer sei sehr wohl über die Hintergründe der Zahlung, ein Generalvergleich mit Wolf, informiert gewesen.

Kircher: Schweigegeld an Wolf

Man habe die Transaktion vorgenommen, weil Wolf mit einem vorher ausgehandelten Vergleich nicht zufrieden gewesen war, sagte Kircher. Wolf soll vor Jahren mit der Hypo nach einem Konflikt einen Generalvergleich abgeschlossen haben. Die Hypo hatte Wolf eine Million Euro bezahlt, weiters wurde ihm ein Kredit in Höhe von einer Million Euro erlassen. Der Unternehmer soll trotzdem nicht zufrieden gewesen sein. Laut Kircher drohte Wolf, mit brisanten Informationen über die Hypo an die Öffentlichkeit zu gehen. Mit der Zahlung habe man Wolf besänftigen wollen, sagte Kircher vor Gericht.

Bis jetzt ist allerdings noch nicht klar, warum die Zahlung über den St. Veiter Uhrenhersteller abgewickelt wurde. Der Empfänger des Geldes, Walter Wolf, hatte sich zu Prozessbeginn entschuldigt. Aus gesundheitlichen Gründen könne er derzeit nicht nach Österreich fliegen.

Kulterer ortet Unstimmigkeiten

„Hat Kircher irgendeinen Grund, Sie zu Unrecht zu belasten?“, fragte Richterin Akiko Kropfitsch am Mittwoch Kulterer. „Das weiß ich nicht“, sagte Kulterer. Er betonte aber, dass er nicht verstehe, warum man bei der Lösung des Problems mit Wolf nicht den „direkten Weg“ gegangen sei: „Hätte man Riedl einen Kredit gegeben, dann hätte er den Betrag an Wolf weitergeben können. Wolf hätte dann die Liegenschaft plombenfrei stellen und sie weiter verkaufen können.“

Auch Kircher wurde am Mittwochvormittag noch einmal befragt. „Da hatte man dauernd ein Theater mit Walter Wolf. Warum macht man dann ein paar Monate nachher das nächste Geschäft mit ihm?“, wollte Staatsanwalt Norbert Ladinig wissen. Kircher blieb mit seiner Antwort ebenfalls bei seinen bisherigen Aussagen: „Der Grund war, Wolf ruhigzustellen, weil er mit brisanten Informationen über die Hypo an die Öffentlichkeit gehen wollte. Und außerdem war der Ankauf der Liegenschaft als Geschäft ok.“

Zeuge: Keine Scheinrechnung vermutet

Am Nachmittag sagte unter anderem ein ehemaliger Mitarbeiter des Hypo-Konzernrechnungswesens aus. Bei der Erstellung des Jahresabschlusses 2007 war ihm aufgefallen, dass noch eine Forderung gegenüber der Firma Jacques Lemans bestand. Nach Rücksprache mit dem Konzernvorstand erhielt er die Anweisung, die Forderung auszubuchen, weil sie nicht mehr bestehen würde. Die Zahlung an Jacques Lemans sei ihm nicht verdächtig vorgekommen, sagte er: „Dass es sich um eine Scheinrechnungen gehandelt haben könnte, habe ich nicht vermutet.“

Ein weiterer Zeuge konkretisierte, wie im Jahr 2008 der Kontakt mit Jacques Lemans aussah: „Wir haben erst per Mail nachgefragt, was es mit der offenen Forderung auf sich hatte - das blieb aber unbeantwortet.“ Erst als man telefonisch nachfragte, bekam man den Hinweis, dass man mit dem Vorstand in Kontakt treten solle. Am nächsten Prozesstag, dem 15. Dezember, soll auch Jacques-Lemans-Chef Riedl als Zeuge befragt werden.