Dreierkoalition einigt sich auf Sparpaket

Die Dreierkoalition hat sich am Freitag auf das Sparpaket geeinigt. 2016 sollen 49 Mio. Euro neue Schulden gemacht werden. Die vom Bund vorgegebenen Maximalschulden wären 50 Millionen. Es soll in allen Referaten gespart werden.

In drei Klausuren einigten sich die Partner von SPÖ, ÖVP und Grünen auf Kürzungen in praktisch allen Bereichen und mehr Abgaben - etwa eine Handymastenabgabe, die Erhöhung von Verkehrsstrafen sowie einen „Schottercent“ bei Tunnelbauten. Bringen soll das in Summe 44 Millionen Euro.

Die Einhaltung strenger Budgetziele war die Voraussetzung dafür, dass Kärnten überhaupt noch Kredite bei der Bundesfinanzierungsagentur ÖBFA bekommt. Finanzierungen über die Märkte wurden seit dem Heta-Schuldenmoratorium für das Land praktisch unmöglich. Für das Budget 2016 wird sich durch das Sparpaket voraussichtlich ein Maastricht-Defizit von 49 Millionen Euro ergeben. Maximal 50 Millionen Euro darf es laut Finanzrahmenvertrag betragen.

Finanzreferentin Gabriele Schaunig (SPÖ): „Wir sind gezwungen, Einsparungsschritte, die volkswirtschaftlich nicht unbedingt sinnvoll sind, umzusetzen.“ „Wir erfüllen, was wir ausgemacht haben mit dem Finanzminister“, sagte Landesrat Rolf Holub (Grüne).

Zehn Mio. Einsparungen durch Gesundheitsreform

Am meisten wird mit knapp 15 Millionen Euro in den Bereichen von Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ), also im Gesundheits- und Sozialwesen, eingespart. Eine Gesundheits-Strukturreform soll rund zehn Millionen Euro bringen. In einer Aussendung des Krankenanstaltenbetreibers Kabeg wurde am Freitag etwa die Schließung der unfallchirurgischen Ambulanz in der Gailtal-Klinik angekündigt.

Nulllohnrunde für Landesbedienstete

Fast ebenso viel wie Prettner soll Finanzreferentin Schaunig einsparen. Sie will sich dazu etwa knapp zwei Millionen bei den Geldern für die Parteien holen, außerdem ist eine Personalreduktion bei den Landesgesellschaften angedacht und auch für den Wohnbau wird es weniger geben.

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) wird eine Nulllohnrunde im Landesdienst durchsetzen müssen. Insgesamt wird er gut sechs Millionen Euro sparen, etwa auch durch bereits länger angekündigte Schließungen von Kleinschulen und den Abbau von Lehrpersonal.

Weniger Geld für Landesmuseen

Landesrat Christian Benger streicht das von seinem Vorgänger Wolfgang Waldner (beide ÖVP) ins Leben gerufene Kulturfestival „Transformale“. Weiters gibt es weniger Geld für die Landesmuseen. Davon betroffen sind auch das Museum Moderner Kunst Kärnten und die Landwirtschaftskammer. Insgesamt soll das 4,5 Millionen Euro bringen.

Nach einer Reihe von Ungereimtheiten im Landesmuseum war zuletzt auch die Rede davon, dass auch ein Festakt anlässlich der Pensionierung des Archäologen Franz Glaser ins Wasser fallen könnte - mehr dazu in Museum: Festakt droht ins Wasser zu fallen.

„Raubrittergruppe“ sucht nach Sparpotenzialen

Rolf Holub, zuständig für Energie, Umwelt und den öffentlichen Verkehr, will rund 1,5 Millionen Euro einsparen, indem Wasserwirtschaftsprojekte umgereiht und neue Abgaben erhoben werden. Zu den oben genannten kommt voraussichtlich noch eine Erhöhung der privaten Motorbootabgabe hinzu. Er habe eine „Raubrittergruppe“ eingesetzt, um neue Möglichkeiten für Abgaben zu finden, sagte Holub.

In den Bereichen Straßenbau und Fischerei von Gerhard Köfer (Team Stronach) müssen zwei Millionen Euro eingespart werden.

Wirtschaftsexperte soll Regierung beraten

Schaunig verwies auf rund 90 Millionen Euro an Ausfällen, die das Land nicht beeinflussen konnte, von den Geldern für die Pfandbriefstelle bis zu Mindereinnahmen durch die Steuerreform und das neue Arbeitszeitgesetz der Ärzte. Weil es künftig gilt, noch mehr einzusparen und eine Strukturreform durchzuführen, will sich die Regierung den Ökonomen Gottfried Haber als Berater holen. Holub: „Haber wird schauen müssen, wie kommen wir die nächsten 50 Jahre über die Runden.“

„Globalbudgets“ in Referaten

Die Budgetrahmen der einzelnen Referate - vorgesehen sind erstmals Globalbudgets, in denen der Referent selbst Schwerpunkte setzen kann - werden über den Sommer im Detail erarbeitet. „Der Beschluss in der Landesregierung soll im Oktober, jener im Landtag bis Dezember erfolgen“, sagte Prettner.

Reaktionen

Der Obmann der Kärntner Freiheitlichen, Christian Ragger, meinte, der rot-grün-schwarzen Koalition sei außer einer Erhöhung der Abgaben nichts eingefallen.

Für BZÖ-Landtagsabgeordneten Willi Korak spare die Zukunftskoalition ohne Plan. Er forderte neuerlich als Sparmaßnahme, dass die Bezirkshauptmannschaften zusammengelegt oder aufgelöst werden.

Andreas Skorianz, der freiheitliche Personalvertreter der Landesbediensteten, sagt, die angekündigte Nulllohnrunde sei ohne vorherige Gespräche mit der Personalvertretung beschlossen worden. Er nannte dies ein schweres Foul.

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