Säugling misshandelt: Ärzte sagten aus

Im Fall einer schweren Säuglingsmisshandlung ist am Freitag der Prozess gegen die Eltern fortgesetzt worden. Die beiden sollen ihr drei Monate altes Baby so schwer misshandelt haben, dass das Kind behindert ist. Drei Ärzte sagten aus. Die Verhandlung wurde für weitere Zeugenbefragungen vertagt.

Als Zeugen geladen waren am Freitag drei Ärzte, darunter ein Arzt des Klinikums Klagenfurt, der bei Einlieferung des Babys in der Notaufnahme Dienst hatte. Der Prozess wurde im Februar vertagt, um die Ärzte zu hören. Angeklagt sind der 31-jährige Vater des Kindes und die 25-jährige Mutter, der Vater sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Er gilt als gewalttätig und soll schon vor vier Jahren in Linz einschlägig auffällig geworden sein. Die Anklage gegen den Vater wurde deshalb am Freitag ausgeweitet.

Im Zeugenstand sagte auch ein Nachbar der Familie aus, der von ständigen Streitereien berichtete und selbst einmal vom Vater bedroht worden sein soll. Die Stimmung im Gericht war aufgebracht, immer wieder musste Richterin Michaela Sanin die beiden Eltern während der Verhandlung maßregeln, weil sie mit ständigen Zwischenrufen die Zeugeneinvernahme störten.

Die Eltern des Kindes, die aus der Dominikanischen Republik stammen, sollen das damals drei Monate alte Kind geschüttelt, gestoßen, geschlagen und mehrmals gegen eine harte Oberfläche geschleudert haben. Damit fügten sie dem Kind schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen sowie mehrfache Knochenbrüche zu. In einer Notoperation konnten die Ärzte am Klinikum Klagenfurt zwar das Leben des Säuglings retten, das heute ein Jahre alte Mädchen ist jedoch schwer sehbehindert und geistig beeinträchtigt.

Kinderarzt: Nichts bemerkt

Drei Mediziner waren als Zeugen zur Verhandlung geladen, um Fragen zu den Verletzungen des misshandelten Babys und den Behandlungen zu beantworten. Nach dem Kinderarzt der Familie, der keine Auffälligkeiten bemerkt haben wollte, trat jener Oberarzt in den Zeugenstand, der den Fall am Klinikum Klagenfurt zur Anzeige brachte.

Er ist Mitglied einer Kinderschutzgruppe, die sich um Missbrauchsfälle am Klinikum kümmert. Warum er von einer Kindesmisshandlung ausgegangen war, wollte die Staatsanwältin wissen. Er sagte, das Kind habe schwerste Verletzungsmuster aufgewiesen, es habe Lebensgefahr bestanden. Das Kind hatte einen zweifachen Schädelbruch sowie einen gebrochenen Oberarm und Unterschenkel. Am ganzen Körper waren zudem Blutergüsse, so der Arzt. Auch das habe ihn darauf schließen lassen, dass der Unfallhergang, wie er von der Mutter geschildert worden war, nicht glaubwürdig gewesen sei.

„Geschwister schubsten Baby“

Im Gespräch mit dem Arzt hatte die 25-Jährige angegeben, dass eines der beiden Geschwister das Baby aus dem Bett geschubst hätte. Die beiden Kinder sind heute zwei und fünf Jahre alt. Auf die Frage des Mediziners, warum die Frau erst Stunden später nach dem Vorfall ins Krankenhaus gekommen war, sagte die Mutter, sie hätte vorher keine Betreuung für die anderen Kinder gefunden. Auf die Frage, wo der Vater der Kinder sei, sagte die Frau damals, sie hätte keinen Kontakt mit ihm und er lebe nicht im gemeinsamen Haushalt.

Eltern weisen Schuld von sich

Die Eltern wiesen bereits in der ersten Verhandlung jede Schuld von sich. Ihre Erklärung: In einem unbeaufsichtigten Moment sei das Mädchen von seinen älteren Geschwistern - zwei und fünf Jahre alt - beim Spielen vom Bett gestoßen worden. Eine Version, die die Gutachter aufgrund der Schwere der Verletzungen mit Sicherheit ausschließen. Das Mädchen müsse mit roher Gewalt geschüttelt worden sein, sagt der Gerichtsmediziner - mehr dazu in Baby misshandelt: Prozess vertagt (kaernten.ORF.at; 19.2.2015).