Demenz: Neue Selbsthilfegruppe

In St. Veit hat eine kostenlose Beratungsstelle für die Angehörigen von Demenzkranken eröffnet. Sie bietet Hilfe und Rat für den Pflegealltag und für den Umgang mit den Kranken. Die Leiterin pflegte selbst ihre demenzkranke Mutter und gibt ihre Erfahrungen weiter.

Die Zahl der Demenzkranken in Österreich steigt stetig an. Laut Demenzbericht könnte im Jahr 2050 bereits jeder zwölfte über 60 dement sein. Aktuell sind rund 100.000 Österreicher betroffen, Heilung gibt es für Demenzkranke keine. Die Krankheit macht sich für die Angehörigen oft erst spät bemerkbar. Sie beginnt mit Vergesslichkeit und Verwirrtheit, die Betroffenen klinken sich zunehmend aus dem Alltag aus und leben in der Vergangenheit.

Aggression durch Überforderung des Kranken

Im fortgeschrittenen Stadium vernachlässigen Demenzkranke den Haushalt, essen nicht mehr regelmäßig, weil sie darauf vergessen und magern ab. Regine Schäfer weiß, wovon sie spricht: Die 62-jährige Deutsche ist Krankenschwester und betreute selbst ihre demenzkranke Mutter. In Berlin baute sie ein Pflegenetzwerk auf. Seit fünf Jahren lebt sie in Kärnten und will ihre Erfahrungen an Angehörige weitergeben. Der größte Fehler, der laut Schäfer bei der Betreuung immer wieder gemacht werde: „Angehörige versuchen, die Krankheit aufzuhalten. ‚Das muss doch noch gehen mit der Unterschrift. Komm, wir üben lesen‘ - das funktioniert nicht. Denn wenn man die Krankheit erkennt, sind bereits 70 Prozent der Hirnschnittstellen nicht mehr verfügbar. Der Kranke kann neue Erfahrungen auf logischer Ebene nicht mehr lernen. Wenn das nun erwartet wird von ihm, kommt ein Minderwertigkeitsgefühl. Er läuft weg, wird aggressiv und ablehnend, es geht einfach nicht mehr.“

Erinnerungen an früher bleiben

Ihr Langzeitgedächtnis können Demenzkranke noch gut abrufen. Geschichten aus der Kindheit oder Erlebnisse aus der Jugend werden deswegen auch immer wieder erzählt. Sie aufzuschreiben, hilft nicht nur den Betroffenen, sondern langfristig auch den pflegenden Angehörigen, so Schäfer.

Der Grund dafür sei, wenn später eine externe Betreuung hinzugezogen werde, könne sie etwas über den Kranken erfahren und eine Beziehung aufbauen. „In der Demenzpflege läuft ohne Beziehung gar nichts. Wenn ich diese Beziehung nicht vorher aufgebaut habe, muss ich damit rechnen, dass mich der Kranke ablehnt, weil er sich nicht merken kann, wer ich bin.“ In der Pflege ist das oft ein Problem, dass der Kranke vergessen habe, dass eine Pflegerin ins Haus komme. „Plötzlich steht dann ein Fremder in der Wohnung, will den Kranken vielleicht waschen, der Kranke liegt noch im Bett. Das ist eine große Katastrophe, der Kranke fühlt sich bedroht.“

Je früher sich die Betroffenen mit der Krankheit auseinandersetzen, desto besser. Die Beratungsstelle in der Kölnhofallee in St. Veit ist jeden Freitag von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Kärntner Selbsthilfegruppen Demenz:

  • SHG Alzheimer Klagenfurt
    Ansprechpartner: Hannelore Pacher, Tel. 0699 12593484, und Reinhard Lackner, Tel. 0676 9064047. E-Mail: hp15501@gmx.at
  • SHG Alzheimer Villach
    Ansprechpersonen: Siehe Selbsthilfegruppe Klagenfurt.
  • SHG Alzheimer und Demenz Oberkärnten/Möllbrücke:
    Ansprechperson: Mag. Brigitte Stocker, Tel. 0664 1846688. E-Mail: brigitte.stocker@simplydoit.com
  • SHG für Angehörige von Demenzkranken Himmelberg
    Ansprechperson: Angela Ackerer, Tel. 0660 4038141. E-Mail: angela.ackerer@gmx.at
  • Selbsthilfegruppe „Leben mit Demenz"/Althofen
    Ansprechpersonen: Franz und Brigitte Fischer, Tel. 0699 11020190. E-Mail: diakonfischer@gmx.at

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