Autobranche ratlos nach Teissl-Kündigung

Die Kärntner Autobranche sucht nach Erklärungen für die abrupte Vertragslösung des Mercedes-Konzerns vom Kärntner Traditionsbetrieb Teissl. Der Branchenvertreter spricht vom Entzug der Existenzgrundlage. Die Wirtschaftskammer will Teissl im Rechtsstreit vertreten.

Wie berichtet, darf das Familienunternehmen Teissl nach 90 Jahren keine Mercedes-Autos mehr verkaufen. Auch die Garantieverträge wurden gekündigt - mehr dazu in Mercedes kündigt langjährigen Teissl-Vertrag. Etwas Vergleichbares habe es im Kärntner Autohandel noch nie gegeben, sagte der Sprecher der Branche, Hubert Aichlseder: „Diese Mitarbeiter sind jahrzehntelang geschult worden in der Mercedes-Organisation, das sind Fachleute. Wenn ich das höre, dass jemanden de facto über Nacht der Hahn abgedreht, bzw. der Stecker rausgezogen wird – so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich muss ich ihnen ehrlich sagen: Auch wenn es heißt, es sei rechtlich abgeklärt, ist die Verhältnismäßigkeit der gesetzten Aktionen in unserem Rechtsstaat zu würdigen. Wir werden die Firma Teissl als Kammer unterstützen, so kann es ja nicht gehen.“

Branchenvertreter glaubt nicht an schwere Verfehlung

Aichlseder hält es für möglich, dass das Familienunternehmen Teissl vor Gericht gegen den Mercedes Konzern gewinnen kann. Denn Aichlseder bezweifelt, dass die erfahrene Familie Teissl eine so schwere Verfehlung begangen habe, die diesen drastischen Schritt rechtfertige. „Wenn sie heute einen Mitarbeiter wegen fadenscheiniger Begründungen fristlos entlassen, gibt es auch ein Arbeitsgericht, das darüber befinden kann, ob diese Sicht der Dinge auch wirklich so hält.“

Marktbereinigung eher unwahrscheinlich

Der Autohandel hat in Kärnten bereits schwierige Jahre hinter sich. Die Umsatzrückgänge von vier bis acht Prozent lassen Aichlseder trotzdem nicht an eine bevorstehende, drastische Marktbereinigung glauben. In Südeuropa seien die Umsatzeinbrüche im zweistelligen Bereich gewesen, so Aichlseder. Nach dem Debakel mit Mercedes eine andere Marke unter Vertrag zu bekommen, werde für die Familie Teissl sicher schwierig werden.

Neue Chancen für Mitarbeiter

Für die betroffenen 170 Mitarbeiter sieht Aichlseder Chancen in der Branche. „Das ist das nächste, was ich von Mercedes nicht verstehe: Ein guter Verkäufer, der im Jahr 120 Autos verkauft und das über 15 Jahre lang macht, hat einen Kundenstamm. Mercedes fügt sich hier selbst einen fundamentalen Schaden zu.“

Üblicherweise werde ein Ausstiegsszenario gesucht, wenn zwei Vertragspartner nicht mehr miteinander können. Für die Vorgangsweise von Mercedes hat die Autobranche in Kärnten noch keine Erklärung.