Warum ist so viel Nachhilfe nötig?

10.000 Fünfer stehen in den Zeugnissen der Kärntner Schüler, mit dem ersten Schultag stehen die Nachprüfungen an. Viele schaffen sie nur mit Nachhilfe. Doch das System Schule ist daran mit Schuld, oft muss Nachhilfe nachgewiesen werden, um aufsteigen zu können.

In Kärnten stehen vor dem neuen Schuljahr etwa 2.000 Nachprüfungen an. Das Land Kärnten bietet mit der Sommerakademie eine Gratis-Alternative für Pflichtschüler an, denn allein im letzten Jahr wurden von den Eltern sechs Mio. Euro für Nachhilfe ausgegeben - mehr dazu in Nachhilfekosten stark gestiegen. Die größten Angstfächer der Schüler sind auch heuer wieder Mathematik und Englisch. Brigitte Steinwider von der Schülerhilfe sagte gegenüber dem ORF, sie stelle heuer fest, dass Englisch der Mathematik-Oberstufe bereits den Rand abgelaufen habe. Auch in der Mathematik-Unterstufe gebe es einige Gruppen.

Bildung als Privatsache

Die Erfolgsquote professioneller Lerninstitute ist mit 90 bis 95 Prozent recht hoch. Doch gerade da, wo Nachhilfe zum Massenphänomen wird, sehen Bildungsexperten ein Problem. Florian Müller, Professor für Schul- und Unterrichtsentwicklung an der Universität Klagenfurt, sagte es bestehe die große Gefahr, dass Bildung mehr und mehr zur Privatsache werde. Jene aus bildungsfernen Schichten haben weniger Erfolg im System und können sich Nachhilfe weniger leisten, so Müller. Man müsse Fördern in den Vordergrund stellen, und das möglichst früh. Mangelnde Grundkenntnisse seien oft der Hauptgrund für Schulprobleme, so Müller. Wer also in der Volksschule nicht ordentlich Rechnen, Schreiben und vor allem Sinn erfassendes Lesen lernt, hat es später schwer.

Kaiser forciert Ganztagesschulen

Das Sitzenbleiben wurde in der so genannten Modularen Oberstufe bereits abgeschafft. Bevor aber ein Fünfer in einem Kolloquium ausgebessert werden darf, muss aber der Nachweis erbracht werden, dass Nachhilfe genommen wurde. Das System Schule beliefert hier also direkt den Nachhilfemarkt. Bildungsreferent und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ): „Es ist mein Ziel, in Ganztagesschulformen den privaten Markt zurückzudrängen. Er soll dort integriert werden, wo Bildung vermittelt wird, im Unterricht.“

Mit der Sommerakademie bietet das Land noch bis Schulbeginn kostenlose Nachhilfestunden an, ein Angebot das heuer mehr als 1.100 Kärntner Schülerinnen und Schülern in Anspruch nahmen. Private Nachhilfeinstitute wie die Schülerhilfe sehen in der Sommerakademie eine gesunde Konkurrenz und verweisen auf ihren Vorteil, ganzjährig in Kleingruppen unterrichten zu können.

Link: