Berlin kämpft gegen Urteil

Tilo Berlins Anwälte haben unmittelbar nach dem Urteil in der Nacht auf Mittwoch Nichtigkeit und Berufung angemeldet. Mit 26 Monaten unbedingter Haft will sich Berlin nicht abfinden. Denn offensichtlich hat er sich aufgrund der Verzögerung seines Verfahrens deutlich bessere Chancen ausgerechnet.

Vor eineinhalb Monaten, am 27. Feburar, wurden die Urteile gegen Wolfgang Kulterer, Josef Kircher und Siegfried Grigg gefällt. Der Schöffensenat unter Richter Christian Liebhauser-Karl verurteilte sie wegen Untreue im Zusammenhang mit den Hypo-Vorzugsaktien aus dem Jahr 2006. An diesem Tag hätte auch Tilo Berlin, der neben den anderen ehemaligen Hypo-Managern auf der Anklagebank saß, sein Urteil erhalten sollen.

Er war zu diesem Zeitpunkt allerdings in den USA und nach einer Thrombose, die durch ein ärztliches Attest bestätigt worden war, nicht reisefähig. Um den Prozess nicht zu verzögern, wurde das Verfahren gegen Berlin ausgeschieden. Damit konnte sein Anwalt Patrick Thun-Hohenstein den Prozess trotzdem im Gerichtssaal weiterverfolgen, ebenso sein Bruder Malte Berlin, der ja für die Berlin und Co als Privatbeteiligtenvertreter auf der Seite des Staatsanwalts Platz genommen hatte. Was sicherlich nicht von Nachteil für ihren Mandanten war.

Kircher: Vom Angeklagten zum Zeugen

Als am 12. März das Verfahren gegen Tilo Berlin - noch in dessen Abwesenheit - fortgesetzt wurde, beantragte sein Verteidiger einen weitren Zeugen: den bereits rechtskräftig verurteilten Josef Kircher. Wohl um zu beweisen, dass dieser Berlin zu Unrecht belastet hat. Wäre das Verfahren gegen Berlin nach dessen Erkrankung in den USA nicht ausgeschieden worden, wäre diese Befragung gar nicht möglich gewesen. Das gewünschte Ergebnis hat sie ohenhin nicht gebracht: zum einen weil Kircher sich in der Vernehmung nicht mehr genau bzw. gar nicht erinnern konnte. Und weil laut Richter viele Fragen, die gestellt wurden, gar nicht zulässig gewesen sind. Und daher unbeantwortet blieben. Letztendlich entschlug sich Kircher der Aussage, um sich nicht selbst zu belasten.

Längere Vorbereitungszeit hat nichts gebracht

Das heißt: Die längere Vorbereitungszeit auf den Prozess, die detaillierten Informationen aus dem Verfahren gegen Kulterer und Co und der Versuch der Berlin Anwälte, Kircher als Lügner und Betrüger darzustellen, haben Tilo Berlin nichts gebracht. Auch er wird in erter Instanz - wenn auch nicht rechtskräftig zu - 26 Monaten unbedingter Haft verurteilt.

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