Betrugsopfer wollen Wüstenrot klagen

Noch immer warten 74 Opfer eines verurteilten Kärntner Betrügers auf ihr Geld. Der damalige Rot-Kreuz-Funktionär brachte Bekannte um rund drei Mio. Euro. Acht Opfer wollen nun Wüstenrot klagen, weil der Mann als Verkäufer für das Unternehmen tätig gewesen sei. Wüstenrot verneint dies aber.

Die acht Betroffenen wollen Wüstenrot mit der Begründung klagen, dass der Mann zwar selbstständiger Versicherungsagent gewesen seo, er sei aber fast ausschließlich für Wüstenrot gearbeitet hätte. Die Versicherung verneinte das in einem Schreiben an den ORF.

Viereinhalb Jahre Haft

Zu viereinhalb Jahren Haft wurde der ehemalige Kärntner-Rot-Kreuz Betriebsratschef und hochrangige AK Funktionär im Sommer vergangenen Jahres verurteilt. Der Schaden für die Opfer: Drei Millionen Euro. Das Geld hatte der Mann in Casinos verspielt. Bei ihm war kein Geld mehr zu holen, ein Haus im Burgenland wurde noch während des Prozesses verkauft.

Anwalt will 800.000 Euro erstreiten

Ernst Maiditsch ist der Anwalt von acht der über 70 Geschädigten. Er will für seine Mandanten Klage einbringen, denn der Verurteilte sei fast ausschließlich im Namen des Unternehmens aufgetreten. Wüstenrot habe sogar eine Haftpflichtversicherung für den Agenten abgeschlossen, sagte der Anwalt. Auf allen Visitenkarten des Verurteilten sei „Wüstenrot“ zu lesen gewesen. Die Opfer hätten deshalb ihrem Bekannten und Freund geglaubt und ihm das Geld, teilweise bis zu 100.000 Euro bar in die Hand gedrückt.

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Ernst Maiditsch.

Der Anwalt will 800.000 Euro von Wüstenrot haben: „Es bleibt die Antwort auf mein letztes Schreiben abzuwarten. Wenn es dort ein definitives Nein für außergerichtliche Gespräche gibt, dann sind die Klagen vorzubereiten.“

Wüstenrot sieht keine Mitschuld

Wüstenrot sieht in einem Schreiben an den ORF keine Mitschuld oder Mitverantwortung: „Wir halten fest, dass Herr K. kein Wüstenrot-Mitarbeiter, sondern ein gewerblich selbstständiger Vermittlungsagent war. In allen uns bekannten Fällen hat Herr K. eindeutig und für die Geschädigten erkennbar, Privatgeschäfte getätigt und dabei private Gelder auf privaten Konten angenommen. Wüstenrot trifft daher keine Haftung.“

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Die Visitenkarte des Betrügers.

„Eindeutig für Wüstenrot abgeschlossen“

Es handle sich nicht um Privatgeschäfte, konterte der Anwalt der Opfer. Er nennt Beispiele: „Da wurden von Herrn K. für Wüstenrot abgeschlossen Bauspardarlehen, Ansparverträge, Zukunftsvorsorgeverträge, Er- und Ablebensversicherungen. Wenn er zu einer der Geschädigten, einer guten Freundin von ihm, gegangen ist und gesagt hat, ein Vertrag endet bei dir, ich brauche Geld, das legen wir neu an, so ist das gelaufen. Da kann man nicht von Absprachen reden, nach dem Motto, leg das Geld an, aber Wüstenrot darf nichts davon wissen. Das ist Humbug.“

Tiefes Vertrauen enttäuscht

Das tiefe Vertrauen in den jetzt Verurteilten sei auch deshalb vorhanden gewesen, weil er ein angesehener Mann gewesen sei, sagte der Ehemann eines der Opfer. Ihm 60.000 Euro in die Hand zu drücken sei ein Fehler gewesen, bedauert er heute. Nun hoffen die Geschädigten mit der Klage gegen Wüstenrot einen Teil des Geldes zurückholen zu können. Möglicherweise lenkt Wüstenrot auch noch ein.

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