Regierung will mehr Ganztagesschulen

In Kärnten gibt es derzeit nur wenige echte Ganztagesschulen mit Unterricht vormittags und nachmittags, unterbrochen von Frei- und Lernzeit. Die Landesregierung will in den nächsten Jahren zumindest in jedem Bezirk eine Ganztagesschule anbieten.

Die beiden derzeit einzigen Ganztagesschulen im AHS-Bereich in Kärnten sind das Alpen-Adria Gymnasium in Völkermarkt und das Europagymnasium in Klagenfurt. Im Regierungsprogramm der rot-schwarz-grünen Koalition sei der Ausbau der Ganztagschulen festgeschrieben, sagt Bildungsreferent Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Durch den ganztägigen Unterricht würden Eltern entlastet und soziale Unterschiede verkleinert, meint Kaiser. Die Chancengleichheit sei bei dieser Schulform eher gewährleistet.

Nicht zuletzt seien Ganztagsschulen angesichts der knappen Kassen die bessere Lösung. Als positives Beispiel nannte Kaiser das neue Bildungszentrum Rennweg, in dem unter einem Dach eine Krabbelstube, ein Kindergarten, eine Volksschule, die Neue Mittelschule, die Musikschule und eine Bibliothek untergebracht sind.

33 Mio. Euro für Ausbau zur Verfügung

Im Rahmen der Landeshauptleutekonferenz sei es gelungen, zusätzliche Bundesmittel für den Ausbau der Ganztagesschulform zu bekommen. Laut Kaiser stehen zwischen 2014 und 2018 Kärnten dafür rund 33 Millionen Euro zur Verfügung. Das Verhältnis von Nachmittagsbetreuung und verschränkte Ganztagesschule ist für Kaiser unausgewogen. Es liegt derzeit bei 94 zu sechs Prozent. Es gebe in Kärnten derzeit nur wenige Standorte mit Klassen, die verschränkt geführt werden. Kaiser nannte die Volksschule 1 Feldkirchen, die Neue Mittelschule 10 in Klagenfurt, die ISC International School Villach und die Sfs Klagenfurt Waidmannsdorf.

Unterricht bis nachmittags

Im Europagymnasium dauert die Unterrichtszeit Montag bis Donnerstag von 7.50 bis 15.35 Uhr, Freitag endet der Unterricht um 14.45 Uhr. In Völkermarkt endet der Unterricht Montag bis Donnerstag um 16.25 Uhr, Freitag um 13.15 Uhr.

Direktoren wollen klare Strukturen

In den Gymnasien in Völkermarkt und Klagenfurt besuchen derzeit 26 bzw. 22 Schüler die Ganztagsklassen. Erste Rückmeldungen seien durchwegs positiv, sagen die Direktoren der beiden Schulen. Allerdings fehle es am Geld, klagte Herbert Pewal, Direktor am Gymnasium in Völkermarkt. Es gebe derzeit kaum Zuwendungen, es sei nicht klar, ob Bund oder Land für die Schulen verantwortlich seien. Hier seien klare Strukturen gefragt. Die finanzielle Belastung ist auch für viele Eltern ein Grund, ihre Kinder nicht für den Ganztagsunterricht anzumelden. 93 Euro monatlich kostet die Ganztagesbetreuung inkl. Mittagsessen im Europgymmasium.

„In vielen Ländern Normalität“

Der Präsident des Kärntner Landesschultrates, Rudolf Altersberger, erinnerte daran, dass in vielen europäischen Staaten die ganztägige Schulform bereits Normalität sei. Die in den Lehrplänen definierten Ziele könnten gar nicht alle erfüllt werden, wenn Schule nur am Vormittag stattfinde. Altersberger zu den konkreten Zahlen: „Im Pflichtschulbereich besuchen derzeit in 270 Gruppen an 150 Schulstandorten 4.531 Kinder eine schulische Ganztagesbetreuung. 500 Kinder davon besuchen eine Ganztagesklasse mit verschränktem Unterricht. Insgesamt sind 400 Lehrerinnen und Lehrern im der Ganztagesbetreuung beschäftigt.“