Ab 2015: Spielersperren für Automatencasinos

Das „Kleine Glücksspiel“ bleibt wegen der hohen Suchtgefahr umstritten. In Kärnten sind die Lizenzen aber auf 15 Jahre vergeben - ab 2015 soll zumindest der Spielerschutz verschärft werden. So sollen auch für Automatencasinos Spielersperren möglich sein.

In Kärnten gibt es laut Schätzungen der Spielsuchtberatung 15.000 Spielsüchtige Menschen und solche, die von der Spielsucht gefährdet sind. Seit Jahren wird deshalb über die Abschaffung des Kleinen Glücksspiels in Kärnten politisch diskutiert, doch ein Aus für die Automaten ist vorerst in weite Ferne gerückt: Noch kurz vor der Landtagswahl im März vergab die damalige FPK-Regierungsmehrheit Lizenzen an die Novomatic-Tochter Admiral und die Glücksspielfirma Amatic auf 15 Jahre. Ein unterlegener Bewerber legte Berufung ein, das Verfahren ist noch beim Unabhängigen Verwaltungssenat anhängig.

Die Lizenzvergabe sei durch EU-Vorgaben beim Vergaberecht auch nicht rückgängig zu machen, sagte der zuständige Referent Christian Ragger (FPÖ) am Dienstag. Der Landtag hatte ja Ragger beauftragt, dies zu prüfen. Das demgemäße Gutachten des Verfassungsdienstes liege seit dem Sommer vor, auch dem Landeshauptmann.

Zahl der Automaten wird fast halbiert

8,4 Millionen Euro Einnahmen bekommt das Land Kärnten jährlich aus dem Kleinen Glücksspiel. Das Glücksspielgesetz sieht also ab Jahresbeginn 2015 vor, dass nur mehr die zwei genannten Lizenz-Nehmer Automatencasinos betreiben dürfen. 24 sollen es kärntenweit sein, die Zahl der Automaten werde von 800 auf 465 nahezu halbiert. Diese Beschränkung gilt nicht für die Videolotterie-Automaten.

Zum Schutz der Spieler sei mit den Automatenfirmen ab 2015 ein sogenannter Sperrverbund vereinbart worden, sagte Ragger. Beim Betreten des Automatencasinos sei künftig ein Ausweis vorzulegen, der Spieler werde dann wie bei den Casinos Austria registriert. Bestehe der Verdacht auf Spielsucht, werde der Besucher vom Betreiber gesperrt, außerdem werde der zweite Betreiber noch am selben Tag informiert. Auf Spielerkarten werde aufgezeichnet, wie oft gespielt wird, damit sei ein mögliches Abdriften in die Sucht frühzeitig erkennbar. Außerdem dürfe ein Automatencasino nicht in der Nähe von Schulen oder Kirchen errichtet werden.

Ragger: Generelles Verbot nicht sinnvoll

Zwei Kontrolleure würden überprüfen, ob illegale Automaten in Lokalen weiterbestehen – womit Ragger rechnet. Er forderte am Dienstag von Finanzreferentin Gaby Schaunig (SPÖ), das Budget für diese Kontrollen aufzustocken. Neben der Schulung der Mitarbeiter werde es künftig auch eine enge Zusammenarbeit mit der Suchtpräventionsstelle geben.

Ein generelles Verbot des Kleinen Glücksspiels ist für Ragger ohnehin nicht zielführend, da sonst die Illegalität Überhand nehmen würde. Die wahre Herausforderung für die Politik sei aber nicht das Kleine Glücksspiel, sondern die Sucht nach Computerspielen, meinte Ragger. Denn Internet-Poker und ähnliche Spiele würden sich derzeit der politischen Kontrolle im Inland entziehen.

Suchtberater hegt Zweifel an der Wirksamkeit

Vom Suchtberater der Stadt Klagenfurt, Ernst Nagelschmied, wird jedenfalls bezweifelt, dass die Neuordnung des Kleinen Glücksspiels den Opferschutz erhöht. Es werde zwar die Anzahl der Automaten verringert, dafür werde der maximale Spieleinsatz von 50 Cent auf zehn Euro pro Spiel erhöht und die Kontrolle der Spieler dem Casinopersonal überantwortet. Nagelschmied: „Es ist zu wenig genau definiert, wann jemand gesperrt oder zu einem Gespräch geholt wird. Das bleibt faktisch dem Personal überlassen, wobei hier die Frage bleibt: wer schult dieses Personal und wie wird das dann wirklich in der Praxis ausgeübt? Mein Problem: Es gibt schon jetzt wahnsinnig viele Süchtige, wenn sie weiter in diese Casinos gehen, bis sie dann gesperrt werden, sind sie wahrscheinlich schon mehr oder weniger am Ende. Man könnte hier schon vorab erkennen, wer dieses Problem hat und die Betroffenen gleich von Grund auf sperren.“

SPÖ für generelles Verbot

Von der SPÖ hieß es am Dienstag in einer Aussendung, dass die vom Landtag beschlossenen und nun von Rager umgesetzten strengeren Kontrollen nur die zweitbeste Lösung seien. Der beste Spielerschutz sei das Verbot des kleinen Glücksspiels.

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