Pensionswelle: Ärztemangel am Land droht

Die Kärntner Ärztekammer warnt vor einem drohenden Mangel an Landärzten. Durch eine bevorstehende Pensionierungswelle könnte es schwierig werden, Nachfolger für Landpraxen zu finden. Es müsse eine adäquate Finanzierung längerer Öffnungszeiten geben, so die Ärztekammer.

Derzeit betreuen in Kärntens Landgemeinden zehn Ärzte 20.000 Einwohner. Laut Prognose der Ärztekammer würden in zehn Jahren nur noch drei Landärzte für 20.000 Einwohner zuständig sein. Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden mehr als 70 Landärzte in Kärnten in Pension gehen.

Weniger Turnusärzte in Kärnten

Ärztekammerpräsident Josef Huber spricht von einer Pensionierungswelle. Die Nachbesetzung werde kaum - wenn überhaupt - funktionieren, da es immer weniger Turnusärzte in Kärnten gibt. Dies gefährde die Gesundheitsversorgung in den ländlichen Gebieten.

Josef Huber: „Von den Universitäten kommen immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte nach. Im Jahr 2012 hat es an allen österreichischen Universitäten 35 Kärntner Medizinstudenten gegeben.“

Schwierige Bedingungen oft abschreckend

Schon jetzt sei es schwierig, in einigen Dörfern und Ortschaften Ärzte zu finden. In Heiligenblut hat es beispielsweise lange Zeit keinen fixen Allgemeinmediziner gegeben. Jetzt hat die junge Ärztin Helene Rannacher die Ordination übernommen. Dies sei – gerade als Frau - keine leichte Aufgabe, da die Vereinbarkeit mit der Familie nur sehr schwierig möglich sei.

„Es scheitert schon alleine daran, dass man als freiberufliche Medizinerin keinen Anspruch auf Karenz oder Wochengeld hat“, so Rannacher. Es sei auch schwierig, eine Vertretung zu finden. Dazu kommen die bis zu 1.000 Hausbesuche jährlich und 70 bis 80 Wochenstunden. Mittlerweile würden die Ärzte am Land viele zusätzliche Aufgaben übernehmen, etwa Wundversorgungen. Zwar verdiene ein Landarzt gut, aber er sei kein Schwerverdiener.

Ärztekammerpräsident Josef Huber: „Pro Quartal und Patient verdient derzeit in Kärnten ein Arzt ungefähr 40 Euro. Damit ist aber alles abgegolten – egal, ob der Patient einmal in die Ordination kommt oder zehn Mal pro Quartal. Damit ist jede Visite abgegolten, die der Arzt beim Patienten macht, sowie jede andere Einzelleistung.“

Kammer für adäquate Abgeltung

Die Ärztekammer fordert bessere Bedingungen für die Landärzte. Gerade vor der Nationalratswahl wollen die Ärztevertreter ihre Forderungen bei den zuständigen Politikern deponieren.

Es müsse eine adäquate Finanzierung längerer Öffnungszeiten geben, familienfreundlichere Arbeitsbedingungen und „bessere rechtliche Möglichkeiten für die Direktabgabe von Medikamenten durch den Arzt“, also das Führen von Hausapotheken.

Links: