Weiter Streit um Biomassewerk

Das geplante Biomasse-Heizwerk in Klagenfurt sorgt weiter für Wirbel. Nachdem Grüne, SPÖ und Holzindustrie Bedenken äußerten, fordert die Wirtschaftskammer die Landesregierung auf, das Projekt neu zu prüfen. Die Stadtwerke halten am Projekt fest, auch Betreiber Dietmar Riegler verteidigt dieses.

Das alte Fernheizwerk in Klagenfurt darf nur mehr bis 2015 betrieben werden, um eine Alternative wird seit Jahren gerungen. Protest gegen das geplante Biomasse-Heizwerk kam zuletzt von der Kärntner Holzindustrie und Bürgeriniatitiven, die eine Umweltverträglichkeitsprüfung fordern.

Nun schließt sich auch die Wirtschaftskammer gegen das im Osten von Klagenfurt geplante Heizwerk an: Per einstimmigen Beschluss fordert die Vollversammlung der Wirtschaftskammer eine nochmalige Prüfung des geplanten Projektes. Der Beschluss erfolgte nach einem überraschenden Dringlichkeitsantrag der Industrie am Dienstagnachmittag, heißt es in einer Aussendung.

Die Landespolitik solle sicherstellen, dass die Versorgung von 150 holzverarbeitenden Kärntner Industriebetrieben mit dem wertvollen Rohstoff Holz durch den hohen Bedarf des neuen Biomassekraftwerks nicht beeinträchtigt werde, fordert die Wirtschaft. In Klagenfurt werde laut Planung zudem ein großer Teil der Biomasse eingesetzt, um mit öffentlicher Förderung Strom zu produzieren, wobei die Abwärme der Stromerzeugung im Sommer großteils ungenutzt bliebe.

„Jährlicher Bedarf von 600 Hektar Wald“

Mit der geplanten Inbetriebnahme 2015 werde die beim Rohstoff Holz ohnehin herrschende Knappheit für kleine Biomassewerke sowie für die Säge-, Holzwerkstoff- und die papierverarbeitende Industrie verschärft, fürchtet die Wirtschaft. Der jährliche Holzbedarf des Klagenfurter Heizwerkes von 600 Hektar Wald entspreche einem kompletten Kahlschlag des Klagenfurter Naherholungsgebietes Kreuzbergl.

Für die Versorgung des Klagenfurter Werkes wären fast 15.000 Lkw-Fuhren pro Jahr notwendig, was eine enorme Umweltbelastung zur Folge hätte, heißt es im Antrag. Schon jetzt würden Prognosen der Landwirtschaftskammer bis 2020 von einer Rundholz-Unterversorgung in Kärnten in Höhe von 3,17 Millionen Festmetern sprechen. Die Energieholzkosten hätten sich von 2003 bis 2011 bereits um 50 Prozent erhöht.

Stadtwerke halten an Projekt fest

Trotz aller Bedenken am geplanten Kraftwerk wollen Stadtwerke und Betreiber daran festhalten. Die Bedenken seien überzeichnet dargestellt, sagt Stadtwerke-Vorstand Romes Karree. Der Vertrag mit dem Lavanttaler Biomasse-Kraftwerksbetreiber RZ-Pellet sei fix. Die Befürchtungen, der Rohstoff Holz würde für Klagenfurt nicht ausreichen, hält Karree für übertrieben. Der Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler habe noch vor einem Jahr gemeint, es gebe genügend Holz für das Projekt.

Überhaupt fehlt den Stadtwerken langsam das Verständnis für die immer wieder neuen Einwände gegen das neue Kraftwerk, sagt Karree. Zuerst habe man die Pläne für ein Gasdampfkraftwerk zugunsten des Biomassewerkes aufgeben, nun gebe es auch dagegen plötzlich Bedenken. Zumal hätten die Kritiker keine Alternative angeboten.

Riegler hat keine Bedenken

„Wir haben wegen dem Rohstoff Holz überhaupt keine Bedenken. Wir sind ja auch Pelletierer. Klagenfurt hat einen Bedarf von zehn bis zwölf Prozent des bisherigen Bedarfes, den unsere Gruppe derzeit abdeckt - und das sind rund 50 Schüttraummeter“, gibt Kraftwerksbetreiber Dietmar Riegler zu bedenken.

Der Unternehmer erklärte weiter: „Wir haben zuletzt 60 Kraftwerke in Europa errichtet. Die zweite Ausbaustufe in Villach hat eine falsche Technik angesetzt, daher ist nun die wirtschaftliche Situation so schlecht. An Klagenfurt liefern wir wie vereinbart die Wärme ab Grundstücksgrenze. Es ist gleich wie überall anders. Zu den vereinbarten Konditionen werden wir auch liefern.“

Fernwärme soll nicht teurer werden

Für die Kunden werde der Fernwärmepreis durch das neue Werk jedenfalls nicht teurer, verspricht Karree: „Wir haben einen Liefervertrag, abgeschlossen auf 15 Jahre, mit einem fixen Startpreis und dem Vebraucherpreisindex als Richtlinie. Besser kann man sich nicht absichern. Weil auch die Löhne steigen, sollten die Anpassungen beim Kunden neutral ankommen.“

Wenig Verständnis hat Karree auch für den jüngst aufgetauchten Plan, die Abwärme des Funder-Werkes in St. Veit zu nutzen. Schon bei der Ausschreibung habe man Funder und auch das Lavanttaler Verpackungsunternehmen Mondi angesprochen: „Jeder hatte seine Chance, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. Es wundert mich schon, dass jemand ein halbes Jahr nach Vertragsabschluss mit einem Alternativprojekt kommt.“

Altes Werk deckt Bedarfsspitzen

Bis 2015 jedenfalls braucht Klagenfurt ein neues Kraftwerk, da endet die Genehmigung für das alte, auf Heizölbasis laufende Werk. Ganz geschlossen wird dieses dann aber nicht, eine Umrüstung auf Gas soll dann die Bedarfsspitzen in den Wintermonaten abdecken. „Hier kommen wir mit dem alten Kraftwerk wie mit einem Oldtimer sicher noch zehn bis 15 Jahre über diese Bedarfsspitzen“, fügte Karree an.

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