Pferdefleisch-Betrug: Branche bangt um ihr Image

Als „Katastrophe“ für die heimischen Fleischer bezeichnet Innungsmeister Raimund Plautz den Betrugsskandal um nicht deklariertes Pferdefleisch in Kärntner Wurstsorten. Für den Schuldigen dürfe es „keine Toleranz“ geben. Generell sei die Prüfung für den Konsumenten nicht einfach.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, fand die Lebensmittelaufsicht in den Produkten „Kärntner Hauswürstl“ und „Lavanttaler Bauernwurst“ einer Firma aus St. Georgen im Lavanttal nicht deklariertes Pferdefleisch – mehr dazu in Pferdefleisch in Kärntner Wurst. Er habe nicht geglaubt, dass man auch in Kärntner Fleischprodukten nicht deklariertes Pferdefleisch finden werde, sagte Plautz am Donnerstag im ORF Kärnten-Interview: „Das ist eine Katastrophe.“

Plautz: „Betrug am Konsumenten“

Der Schuldige müsse gefunden werden und für ihn dürfe es „keine Toleranz“ geben: „Diese Vorgangsweise schadet der gesamten Branche, das können wir nicht akzeptieren.“ Wer der Schuldige sei, dass müssten nun wohl die Gerichte klären. Es sei ein Betrug am Konsumenten, wenn im Produkt nicht drinnen ist, was am Etikett stehe. Auch der Lieferant müsse selbstverständlich deklarieren, welches Fleisch er verwendet.

Plautz betonte, dass auf keinen Fall alle heimischen Fleischer über einen Kamm geschert werden dürften: „Wir haben so viele ehrliche Fleischer und Betriebe in Kärnten, es ist traurig, dass es solche Fälle gibt.“ Plautz geht deswegen nicht davon aus, dass in Kärnten weiteres, nicht deklariertes Pferdefleisch gefunden wird. Der betroffene Betrieb beliefere vor allem Handelsketten in großen Mengen, üblich seien in Kärnten ansonsten eher kleinere Betriebe.

„Pferdefleisch nicht auf ersten Blick erkennbar“

Der betroffene Unternehmer hatte gesagt, dass ihm das Pferdefleisch wohl von einem Lieferanten untergejubelt wurde. Plautz meint dazu, dies sei möglich. Bei einem großen Verarbeitungsbetrieb werde Fleisch in großen Mengen eingekauft, dieses werde oft tiefgekühlt angeliefert. Ohne Verdacht sei das Pferdefleisch dann nicht auf den ersten Blick von Rindfleisch zu unterscheiden.

Zumal werde für die Produktion von Dauerwaren wie Salami bevorzugt Fleisch von älteren Tieren verwendet, was die Erkennung von Pferdefleisch zusätzlich erschwere. Plautz: „Das hat nichts mit schlechter Qualität zu tun, dieses Fleisch ist durch seinen geringeren Wasseranteil für Dauerwaren besser geeignet.“

„Etikette nur so ehrlich wie der, der dahintersteht“

Die Deklarierung sei im österreichischen Lebensmittelcodex ganz klar definiert, dabei gehe es um die Rezeptur und Machweise. Generell sei die Etikettierung der Waren aber problematisch, meinte Plautz: „Die Etikette ist immer nur so ehrlich wie der, der dahintersteht.“ Dass für österreichische Fleischprodukte nur Fleisch aus Österreich verwendet wird, das wäre „ideal“, meint Plautz. Andererseits müsse man mit dem freien Handelsverkehr der EU leben.

BZÖ-Bündnisobmann Josef Bucher verlangte am Donnerstag „als Konsequenz aus den jahrelang offenbar verschlafenen Kontrollen“ die Einrichtung einer „SOKO-Lebensmittelsicherheit“ - eine Aktion scharf gegen Lebensmittelbetrüger. Österreich habe strenge Lebensmittelgesetze, aber offenbar hätten die Kontrollen versagt.

Grüne: Bio-Essen statt Skandal

Der Grüne Landtagsabgeordnete Rolf Holub fordert eine Bio-Offensive in allen öffentlichen Kärntner Einrichtungen. Holub: „Wir müssen aus dem jetzigen Pferdefleischskandal die richtigen Schlüsse ziehen. Unser Ziel ist der Einsatz von Bio-Lebensmitteln in allen öffentlichen Einrichtungen. In Kindergärten, Horten, Schulen, Krankenhäusern bis hin zu Pflegeeinrichtungen soll regionalen Produkten der Vorzug gegeben werden. Bio-Essen unterliegt den strengsten Kontrollen und ist daher die Garantie dafür, dass ein solcher Skandal wie derzeit nicht passieren kann“.

ÖVP-Agrarlandesrat Wolfgang Waldner sagte, Produzenten oder Lieferanten, die Gewinnmaximierung vor Qualität, Sicherheit und Kontrolle stellen, würden die gesamte Landwirtschaft in Verruf bringen und Regionalitäts-Initiativen schädigen. „Solche Missstände und Versäumnisse der Lebensmittelkontrolle dürfen nicht dazu führen, dass bäuerliche und regionale Produkte in Verruf geraten“, sagte Waldner.

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