Erneut Streit um private Med-Uni

Die geplante Medizin-Uni für Kärnten sorgt wieder für Streit: Die SPÖ will die Kooperation bei der Ärzteausbildung verstärken, etwa mit der Uni Graz. Dies sei eine viel günstigere Variante. Die FPK will eine eigene Uni, keinen „Wurmfortsatz von Graz“.

SPÖ-Chef Peter Kaiser sprach sich am Donnerstag bei der Ausbildung von Ärzten für eine verstärkte Kooperation zwischen den Kärntner Spitälern, der Uni Klagenfurt und der Medizinischen Universität Graz aus. Dies sei auf jeden Fall billiger als eine private „Reichen-Uni“, diese würde dem Steuerzahler 72 Mio. Euro für Betriebskosten, Gebäude und Studenten-Förderung kosten.

10.000 Euro Studiengebühr

Gemeinsam mit der Siegmund-Freud-Privat-Universität soll im Klinikum Klagenfurt eine eigenständige medizinische Fakultät errichtet werden. Diese soll sich über Studiengebühren selbst erhalten. 10.000 Euro soll das Studium die Studenten pro Semester kosten. Mit 80 Studenten will beginnen, im Vollbetrieb sollen es fast 500 sein.

Die Kooperation zwischen den drei Institutionen wäre hingegen laut Kaiser „nahezu kostenneutral.“ Der Gesundheitsreferent rechnet mit Kosten von insgesamt sechs bis sieben Millionen Euro von 2014 bis 2019, diese könnten aus dem laufenden Budget getragen werden. Für zusätzliche Ärzte in den Spitälern würden rund eine Million Euro anfallen. Zudem würde die Aufstockung des Personals auch den Patienten zugutekommen, so Kaiser.

Kaiser: Kooperation mit Graz gefährdet

Laut Kaiser liegt ein Kooperationsvertrag „unterschriftsreif“ vor. Dieser könne aber erst unterschrieben werden, wenn die Pläne für die „FPK-Reichen-Uni“ verworfen würden. Sollte an den Plänen für die Privat-Uni festgehalten werden, würde die Med-Uni Graz die bestehende Kooperation mit dem Klinikum Klagenfurt auflösen. Das machte Michaela Moritz, die Vorsitzende des Uni-Rates der Med-Uni Graz, deutlich. Die Antwort auf Fachärztemangel könne laut Moritz jedenfalls nicht sein, dass man, überall wo Ärzte fehlen würden, eine Universität hinstelle.

Erster Vorbereitungskurs an Uni Klagenfurt

Geplant ist etwa ein Vorbereitungskurs für den schwierigen Medizin-Studium-Aufnahmetest an der Klagenfurter Uni. So würden nur 14 Prozent der Kärntner den Aufnahmetest an der Med-Uni Graz bestehen. Dagegen würden nach der Installierung von Vorbereitungskursen im Burgenland mittlerweile 41 Prozent der Bewerber den Test schaffen. Erstmals soll ein kostenloser Vorbereitungskurs im März an der Uni stattfinden.

Die Kärntner Medizinstudenten sollen weiters durch eine Servicestelle beim Kärntner Gesundheitsfonds unterstützt werden. Wenn das praktische sechste Studienjahr in Kärntner Lehrspitälern absolviert werde, werde zudem der Bezug der Studenten zur Heimat gestärkt und verhindere eine Abwanderung, sagte Kaiser. In weiterer Folge bestehe die Möglichkeit, die Kooperation z.B. mit Laibach oder Udine auszubauen.

Uni-Rektor vehement gegen Privat-Uni

Uni-Rektor Oliver Vitouch bezeichnete das Kooperationsmodell als „Motivationspaket zur Rückkehr in die Heimat“ für Kärntner Studenten. Eine private Med-Uni lehnt der Uni-Rektor vehement ab, dies sei nur eine Fortsetzung des „Kärnten ist reich“-Slogans nach dem Hypo-Verkauf „und eine Analogie zu Seebühne und Fußballstadion“. Eine Kooperation mit dem etablierten Partner Med-Uni Graz sei allemal naheliegender und werde auch vom Bund gefördert.

Ragger: „Wollen kein Wurmfortsatz von Graz sein“

Die private Medizin-Uni sei eine wichtige strategische Weichenstellung und eine Frage des Selbstbewusstsein Kärntens, meinte am Donnerstag hingegen Bildungsreferent Christian Ragger (FPK): „Sind wir selbstbewusst genug, um eine eigene private Medizin-Universität zu schaffen oder begnügen wir uns damit, bloß ein Wurmfortsatz von Graz zu sein?“ Die Kooperation mit Graz sei bisher wenig erfolgreich gewesen, so Ragger. Kaiser operiere zudem in Bezug auf die Medizin-Uni mit haltlosen „Horrorzahlen“.

Mit der Kooperation mit Graz werde Kärnten von der Möglichkeit medizinischer Forschung im eigenen Land abgeschnitten. Die Wiener Sigmund-Freud-Universität, welche die eigenständige Medizin-Uni in Klagenfurt betreiben will, plane dahingehend aber eine enge Kooperation mit führenden Unternehmen in Kärnten. In dem bevorstehenden Wettbewerb um Medizin-Spezialisten hätten jedenfalls alle Regionen, die über eine Medizin-Universität verfügen, einen Vorteil.

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