Krisenintervention: 125 Helfer in der Not

Beim Roten Kreuz gibt es ein „Kriseninterventionsteam“. Dieses Team versucht, den Angehörigen und Hinterbliebenen im Unglücksfall zu helfen. 125 Mitarbeiter dieses Teams gibt es in Kärnten.

„Die Angehörigen werden psychologisch betreut“. Diesen Satz hört man immer öfter nach tragischen Ereignissen wie Verkehrsunfällen oder sonstigen Unglücken. Die Angehörigen der Opfer befinden sich in Ausnahmesituationen und deshalb kommen häufig Spezialisten zum Einsatz.

Mitfühlen und kühlen Kopf bewahren

Die 125 Mitglieder des Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes werden gerufen, um anderen in ihren schwersten Stunden beizustehen. Sie sind dann zur Stelle, wenn über den Hinterbliebenen eine Welt zusammenbricht. Dann sollen die Experten kühlen Kopf bewahren, aber doch mitfühlend sein.

Georg Wurzer, im Beruf Polizist, koordiniert und leitet solche Einsätze: "Sehr bewegend sind solche Einsätze, wenn Kinder oder Kleinkinder betroffen sind. Da hat es im Vorjahr so einen schweren Unfall gegeben in Weinberg. Da sind drei Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren mit der Mutter tödlich verunglückt - mehr dazu in...Unfall mit vier Toten

Wurzer: „Das sind Einsätze, die alle Beteiligten bewegen. Wir betreuen aber nicht nur die Betroffenen. Wir organisieren Verabschiedungen, überbringen die Todesnachricht und wir haben auch ein eigenes Team, das die Retter und Helfer betreut.“

Team organisiert auch Verabschiedungen

Wenn ein 10 Monate altes Kleinkind wie zu Sommerbeginn am Rauschelesee ums Leben kommt, als es von der die Tante mit dem Auto überrollt wurde, stoßen auch die Helfer mit ihrer Erfahrung an ihre Grenzen - mehr dazu in... Baby von Auto überrollt und getötet

Wurzer: „Ein Team hat am Einsatzort die Lenkerin betreut, ein weiteres Team war noch notwendig für die Kinder und die Großmutter der Betroffenen. Später kam auch noch die Lenkerin des Unfallwagens ins Krankenhaus und dort haben wir dann auch noch eine Verabschiedung auf der Pathologie durchgeführt. Für die Hinterbliebenen ist so eine Verabschiedung enorm wichtig für den Trauerprozess. In dem Fall hat die Betreuung sechseinhalb Stunden gedauert.“

Psychosoziale Ausbildung und Erfahrung nötig

Im vergangenen Jahr begleitete das Kriseninterventionsteam rund eintausend Personen bei 260 Fällen. Elmar Dobernig ist für die Einsätze beim Roten Kreuz zuständig. Dobernig: „Vereinzelt sind die Menschen in so einer Stresssituation so überfordert, dass sie die Dinge nicht wahrnehmen. Die wundern sich dann, dass jemand da steht, weil sie vergessen, dass das besprochen wurde. Ein Teil der Stressreaktion ist auch die Zurückweisung oder dass die Betroffenen das Unglück nicht wahr haben wollen. Da gibt es immer wieder kurze Phasen, in denen den Helfern vermittelt wird, dass sie nicht gebraucht werden. Aber die Mitarbeiter wissen, dass es Teil der Arbeit ist, über diese Phasen drüber zu kommen, um dann wieder inhaltlich weiter zu arbeiten.“

48 Stunden sind die ehrenamtlichen Helfer monatlich im Einsatz. Voraussetzung für die Mitarbeit ist eine psychosoziale Fachausbildung und eine zweijährige Berufserfahrung. In Kursen wird geübt, wie Stresssituationen bewältigt, schlechte Nachrichten überbracht und Betroffene betreut werden.