Uni-Rektor seines Amtes enthoben

Uni-Rektor Heinrich C. Mayr ist vom Uni-Rat seines Amtes enthoben worden. Die Vizerektoren Hubert Lengauer und Sabine Kanduth-Kristen legten aus Protest ihre Ämter zurück. Die interimistische Leitung der Uni übernimmt die Vizerektorin für Forschung, Friederike Wall. Mayr will das Höchstgericht anrufen.

Der Universitätsrat der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt hat in seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig die Abberufung von Rektor Heinrich C. Mayr beschlossen. Die Abberufung wurde mit der Zustellung des entsprechenden Bescheids Freitagfrüh wirksam. Mayr will gegen seine Absetzung den Verwaltungsgerichtshof anrufen, sagte er am Freitag gegenüber dem ORF.

Interims-Leiter legt Amt zurück

Eine aufschiebende Wirkung hat die Berufung von Mayr jedoch nicht. Hubert Lengauer, der Vizerektor für internationale Beziehungen und Lehre sollte das Amt zwischenzeitlich übernehmen. Er und Vizerektorin Sabine Kanduth-Kristen legten jedoch ihre Ämter zurück. Beide haben den Uni-Rat um eine einvernehmliche Lösung für einen Ausstieg gebeten. Der Universitätsrat hat diesem Wunsch entsprochen, damit dauerte die Amtsperiode Lengauers als Rektor genau einen Tag.

Die interimistische Leitung der Uni übernimmt nun die Vizerektorin für Forschung, Friederike Wall. Unirats-Vorsitzende Herta Stockbauer kündigte eine rasche Ausschreibung für einen Nachfolger an. Der Rat wolle einen Forscher an der Spitze der Universität haben, erklärte sie.

Konflikt um Uni-Gelände

Offizieller Auslöser des Konflikts war angeblich eine geplante Investition auf dem Unigelände. Mayr soll gegen den Beschluss des Universitätsrates Drittmittel für den geplanten Ankauf eines Grundstücks vorgesehen haben. Es bleibt aber unklar, ob dies der tatsächliche Grund war.

Gründe nicht bekannt gegeben

Der Universitätsrat sei sich der Tragweite seiner Entscheidung bewusst, erklärte Ratsvorsitzende Herta Stockbauer. Nach sorgfältiger Prüfung habe es für das Gremium aber keine andere Möglichkeit als die Abberufung gegeben. Details zu den Hintergründen wollte Stockbauer unter Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht nicht nennen. Es sei dem Uni-Rat untersagt, die Gründe zu veröffentlichen.

Einstimmige Abberufung

Im Rahmen des sorgfältig geführten Ermittlungsverfahrens wurde Heinrich C. Mayr Parteiengehör und Akteneinsicht gewährt, er habe seine Parteienrechte wahrgenommen und eine umfangreiche Stellungnahme abgegeben, so eine Aussendung des Uni-Rates. Auch der Senat habe von seinem Anhörungsrecht Gebrauch gemacht und zwei Stellungnahmen abgegeben. Die Abberufung sei einstimmig erfolgt. Der Posten solle neu ausgeschrieben werden.

Mayr war nach der offiziellen Abberufung noch zu keiner Stellungnahme bereit.

Herta Stockbauer, Uni Rat

ORF

Herta Stockbauer

Rektor ließ sich entschuldigen

Freitagfrüh sagte Mayr im Gespräch mit dem ORF, er hatte gehofft, es werde eine Gesprächsbasis entstehen, damit man gemeinsam in die Zukunft gehen könne, dies sei aber nicht der Fall. Mayr rechnete aber schon damit, dass die Absetzung weiter betrieben werde. Bei der Uni-Ratssitzung war er nicht dabei, er hatte sich entschuldigen lassen.

Gang zum Höchstgericht

Mayr sagte Freitagfrüh weiter, eine Abberufung wäre grobe Willkür, denn bisher habe es keine Beweisaufnahme gegeben, wie es so ein Verfahren verlange. Es seien keine Zeugen gehört worden. Es sei praktisch eine Verurteilung auf Grund der eigenen Meinung des Universitätsrates. Er werde den Verfassungsgerichtshof anrufen, sagte Mayr, bevor die Enthebung öffentlich bekannt war.

Reaktionen

Der Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) und Rektor der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, ließ am Freitag in einer Aussendung wissen, dass er die Entscheidung des Universitätsrates bedauere. Er könne die Gründe, die dazu geführt haben, weder nachvollziehen noch gutheißen. Er habe als Präsident der uniko alles unternommen, um diesen Ausgang der Dinge vermeiden zu helfen, was leider nicht gelungen sei.

„Damit ist ein großer Schaden für die Universität Klagenfurt, den der dortige Universitätsrat zu verantworten hat, entstanden, aber auch ein Schaden für die Kultur des Universitätsgesetzes 2002 und damit für alle Universitäten in Österreich“, betonte der uniko-Präsident.

VSStÖ: „unverhälnismäßig“

Auch der Verband Sozialistischer Studenten (VSStÖ) bedauerte in einer Aussendung die Abberufung Mayrs. Der Konflikt habe die Uni monatelang gelähmt und einen schweren Image- und Glaubwürdigkeitsverlust verursacht. Es sei um Zuständigkeiten zwischen Rektorat und Universiätsrat betreffend Universitäts-Freizeit-Zentrum, Sofiensäle, Gründerzentrum Build und diverse Personalentscheidungen gegangen, so der VSStÖ. Die Abberufung sei „unverhältnismäßig“ gewesen.

SPÖ: Handlungsfähigkeit wiederherstellen

SPÖ-Landesparteivorsitzender Peter Kaiser sagte in einer Aussendung am Freitag, nach der Abberufung des bisherigen Rektors sollen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass die volle Handlungsfähigkeit der Universität sofort wiederhergestellt werde. Es herrschen Einschränkungen und ein Entscheidungsvakuum, sagte Kaiser und nannte als Beispiel das Schweigen gegenüber Plänen zur Errichtung einer privaten Medizin-Uni in Klagenfurt.

Bürgermeister Scheider (FPK): Schaden zugefügt

„Die über Woche anhaltenden Diskussionen haben nicht nur der Universität, sondern der Stadt im Gesamten Schaden zugefügt“, sagte der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (FPK). Scheider sagte, es wäre wünschenswert gewesen, wenn der Streit intern gelöst worden wäre.

Verwunderung herrsche bei Scheider über die Entscheidung der Abberufung, da die Vorwürfe gegen den Rektor schwer nachzuvollziehen seien. „Die Stadt hat jedenfalls bis dato sehr gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Universität und ihrer Führung gemacht“, sagte Scheider. Er forderte die Beteiligten auf, alle weiteren Streitigkeiten intern und nicht öffentlich zu Lasten der Universitätsstadt auszutragen.

Grüne: Öffentliches Bild der Uni geschädigt

Der Rektor ist weg und das öffentliche Bild des Universitätsstandort Klagenfurt ist geschädigt, kritisierten die Grünen in einer Aussendung.

Stadträtin Andrea Wulz sagte, die Tragweite der Vorwürfe seien ihr nicht bekannt: „Tatsache ist aber, dass die Universität in den letzen Jahren unter Rektor Mayr eine sehr positive Entwicklung durchgemacht hat.“

Links: