Berlin: Hypo Kärnten wurde ausgehungert

Der Ex-Vorstandschef der Kärntner Hypo Alpe-Adria-Bank, Tilo Berlin, erhebt Vorwürfe gegen das Management der Bayerischen Landesbank. Es sei schon 2008 auf die Verstaatlichung hingearbeitet worden. So sei die Kärntner Tochter finanziell ausgehungert worden.

Wie der „Kurier“ in seiner Montag-Ausgabe berichtet, hätte die BayernLB laut Berlin bereits im November 2008 beschlossen, die erst ein Jahr zuvor erworbene Kärntner Bank nicht mehr als zukunftsfähiges Konzept zu betrachten, sondern sie „auf Sicht“ wieder abzustoßen. Ab da sei die Bank finanziell ausgehungert worden, so Berlin laut dem Bericht, der sich auf eine Zeugenaussage Berlins vor Gericht beruft.

„Täglicher Kleinkrieg mit BayernLB“

Weder der Hypo-Vorstand, noch der Minderheitseigentümer Grazer Wechselseitige Versicherung hätten von der Entscheidung des Münchner Managements erfahren, so Berlin laut einer Anlage zur Zeugenaussage beim Prozess BayernLB gegen Hypo-Mitarbeiterstiftung vom 15. Februar 2012. Ab da hätte sich der Hypo-Vorstand im „täglichen Kleinkrieg mit der BayernLB“ um Refinanzierungen aufgerieben, damit habe die „Negativspirale“ begonnen.

Berlin fühlt sich „missbraucht“

Einen Monat nach dieser Entscheidung in München sicherte sich die Hypo beim Banken-Hilfspaket des Bundes rund 900 Mio. Euro. Hätte er gewusst, dass die BayernLB die Osteuropastrategie der Hypo gar nicht mehr mittragen wollte, „wäre die Staatshilfe nicht zustande gekommen“, so Berlin, der sich missbraucht fühlt.

Die Misere habe aber schon zuvor begonnen, und zwar mit der Ablöse von BayernLB-Chef Werner Schmidt und der Installierung von Michael Kemmer als Vorstandschef. Dieser habe „Pseudo-Management“ betrieben. Ende 2008 sei der Plan „Hypo Fit 2016“ gekommen, wonach die Hypo 2.500 Mitarbeiter abbauen und Ost-Töchter abverkaufen sollte. Er habe versucht, Kemmer von der Unsinnigkeit dieser Strategie zu überzeugen, sagte Berlin aus. Da ihm dies nicht gelungen wäre, sei er im März 2009 aus dem Vorstand ausgeschieden.

Wertberichtigungsbedarf „nicht nachvollziehbar“

Den „Rest“ hätten die Bayern der Kärntner Tochterbank mit der Bestellung des Wirtschaftsprüfers PricewaterhouseCoopers (PwC) gegeben. Diese hätten im Herbst 2009 einen dramatischen Wertberichtigungsbedarf bei der Hypo ermittelt, der für Berlin „nicht nachvollziehbar“ war.

Damit habe man die Notverstaatlichung mehr oder weniger erzwungen und Forderungen von 3,9 Mrd. Euro gerettet. In der Rückschau sei völlig klar, dass die Bayern in den Verhandlungen um die Verstaatlichung im Dezember 2009 besser vorbereitet gewesen seien als ihre österreichischen Verhandlungspartner.

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