Vertreibung der Kärntner Slowenen

Vor 70 Jahren hat die Massenvertreibung von mehr als 1.000 Kärntner Slowenen begonnen. Frauen, Kinder und Männer wurden nach Deutschland und Polen verschleppt. Auf ihre Höfe in Südkärnten kamen den Nazis genehme Bauern aus dem Kanaltal. 90 Verschleppte sahen ihre Heimat nie wieder.

Nachdem im Jahr 1941 auf Anordnung Heinrich Himmlers die Umsiedlung der Kanaltaler nach Kärnten, Oberkrain und das Mießtal festgelegt worden war, begann am 14. April 1942 die Aussiedlung von rund 300 slowenischen Familien. In den frühen Morgenstunden fuhren Viehtransporter vor die Häuser der Familien in Südkärnten vor. Innerhalb einer Stunde mussten die völlig überraschten Menschen ihre Heimat verlassen. Sie durften nur einen Koffer oder ein Bündel mit Habseligkeiten auf eine Reise ins Ungewisse mitnehmen.

TV-Hinweise

Anlässlich des 70. Jahrestages der Vertreibung von Kärntner Slowenen erinnert ORF III an die damaligen Begebenheiten, lässt Zeitzeugen zu Wort kommen und hinterfragt die Hintergründe dieses Feindbildes: „Vertrieben als Slowenen“, Samstag, 14. April, 20.15 Uhr.

Zu diesem Thema zeigt auch ORF2 am Sonntag, dem 15. April, um 13.05 Uhr die „Heimat, fremde Heimat“-Doku „Schatten des Leids - 70 Jahre nach der Aussiedlung der Kärntner Slowenen“.

1.075 Menschen wurden zur Sammelstelle in Ebenthal gebracht, darunter 500 Kinder, das jüngste erst 17 Tage alt. Nur wenige Dörfer blieben verschont. Einige wenige hatten Glück oder Beziehungen und durften wieder nach Hause. Für 917 „Staatsfeinde“ ging die Reise zwei Tage später weiter, in Sonderzügen Hunderte Kilometer in Richtung Norden, ins „Altreich“, wie es damals hieß, nach Nürnberg und nach Polen.

Zur Zwangsarbeit missbraucht

Die Historikerin Brigitte Entner hat sich mit diesem dunklen Kapitel der Kärnten Geschichte beschäftigt. „Diese Lager wurden von SA-Einheiten kontrolliert, den Kindern war jegliche Aus- und Weiterbildung verboten. Alle über 15-jährigen arbeitsfähigen Jugendlichen wurden zu Zwangsarbeiten eingeteilt.“

Vertreibung Slowenen

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Slowenisches Gebiet sollte germanisiert werden

224 Bauern aus dem Kanaltal wurden zu den Höfen der Ausgesiedelten gebracht: Germanisierung mit System und nationalsozialistischer „Gründlichkeit“. Entner: „Es gab bereits vor dem Anschluss vom Kärntner Heimatbund Erhebungen nach sogenannten auffälligen, weil nationalbewussten Kärntner Slowenen. Diese Listen wurden weiter tradiert, im Oktober 1938 wurden dann Vertrauensleute in den einzelnen Ortschaften beauftragt, national auffällige Familien zu benennen. Es ging darum, das Gebiet, das vorwiegend von Slowenen bewohnt war, zu germanisieren. Zu diesem Zwecke sollten jene Personen, von denen man annahm, dass sie sich der zwangsweisen Assimilierung nicht unterwerfen würden, ausgesiedelt werden. Sie wurden aufgrund des Bescheides, staatsfeindlich zu sein, enteignet.“

Sterben in der Fremde

Fast 100 der von den Nazis deportierten Kärntner Slowenen sahen ihre Heimat nie wieder. Für jene, die nach dem Krieg nach Kärnten zurückkehrten, blieb das Trauma der Verschleppung. Oft dauerte es Monate, bis sie ihr Eigentum, ihre Höfe und Häuser zurückbekamen.