Elf Stolpersteine für die Erinnerung
ORF Kärnten
„El male rachamim“ - Totengebet für die Ermordeten
Etwa hundert Menschen waren Sonntagvormittag zum Arthur-Lemisch Platz gekommen, um aktiv Erinnerungsarbeit zu leisten. Weithin durch die Fußgängerzone hörbar erschallte „El male rachamim“, das Totengebet für die im Holocaust ermordeten sechs Millionen Juden. Vor dem Haus mit der Nummer 1 am Arthur-Lemisch-Platz wurde dann auch der erste Pflasterstein mit Messingauflage eingemauert. Darauf ist der Name Hermine Preis eingebracht, und: Jahrgang 1870, ermordet 1944 in Auschwitz.
Elf Namen, elf Schicksale
Das Schicksal der Hermine Preis ist nur eines unter Millionen anderen, das nun aber öffentlich sichtbar einen Namen bekommen hat - genauso wie die anderen ermordeten Klagenfurter Juden, deren zehn Stolpersteine in der Innenstadt eingelassen wurden. Bei der feierlichen Steinsetzung war auch die Enkelin von Hermine Preis anwesend, die in einer Ansprache ihrer Familie gedachte. Felice Greussing-Preis: „Zwei Jahre nach der Deportation verstarb mein Onkel, ein paar Monate später wurde seine 36-jährige Witwe Liesl mit ihrer neunjährigen Tochter Evi, ihrem achtjährigem Sohn Peter und der 74-jährigen Hermine Preis in Ausschwitz ermordet“.
Bereits 34.000 Stolpersteine in ganz Europa verlegt
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Das Projekt Stolpersteine wurde vom deutschen Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen, 34.000 solcher Steine hat er bereits in ganz Europa verlegt. Die Gedenksteine in Klagenfurt:
- Hermine Preis, Dr.Arthur-Lemisch-Platz 1
- Alfons, Emanuel und Mathilde Neumann, Wiener Gasse 4
- Marie Hauser, Alter Platz 6
- Felix, Else (Lisl), Eva und Peter Adolf Preis, Paradeisergasse 4
- Otto und Berta Zeichner, Adlergasse 14
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Demnig: „Wenn man, wie gerade jetzt eben, die Angehörige von Frau Preis hört, dann weiß ich warum ich es mache: Weil man mitbekommt wie sehr sie sich darüber freuen, dass so etwas gemacht wird und auch die Anteilnahme sehen - und dass das wirklich von der Bevölkerung angenommen wird".
Homepage: Gunter Demnig
Die Verlegung der Stolpersteine wurde nicht zuletzt von der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft initiiert. Einer der wichtigsten Aktivisten wider das Vergessen ist Universitätsprofessor Peter Gstättner. „Vielleicht sind sie ein bisschen unauffällig und klein, aber es verbinden sich konkrete Namen mit den Steinen, eine Erinnerung an ehemalige Klagenfurter Bürgerinnen und Bürger, die wegen ihres jüdischen Glaubens im Holocaust umgekommen sind“.
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Jüdischer Friedhof wird renoviert
Elf Steine werden von nun an in Klagenfurt an die Gräuel der Nazizeit erinnern, weiters will die Stadt Klagenfurt heuer auch den jüdischen Friedhof in St. Ruprecht renovieren und als Mahnmal erhalten. Für den Klagenfurter Bürgermeister sind die Stolpersteine ein Zeichen gegen das vergessen von Menschen, die das „Schicksal dieser Stadt mitgeprägt haben, angesehene Mitglieder der Gesellschaft waren und dann von den Nazis gedemütigt, entrechtet, gepeinigt und ermordet wurden“.
Bürgermeister: Das darf nie mehr passieren
Scheider: „Es ist ein Zeichen gegen das Vergessen und Verdrängen eine Zeit mit Massenmord und der versuchten Ausrottung eines ganzen Volkes. Die über ganz Europa verteilten Steine legen Zeugnis davon ab, was sogenannte Menschen, Menschen angetan haben. Das darf nie mehr passieren“.