Elektroauto im Alltagstest

Radio Kärnten hat eine Woche lang ein Elektroauto getestet. Getestet wurde die Alltagstauglichkeit als Stadt- und als Pendlerauto. Fazit: Reichweite und Ladezeiten sind noch zu verbessern.

Die Radio Kärnten-Redakteure Martin Weberhofer und Peter Matha haben eine Woche lang ein Elektroauto auf ihre Alltagstauglichkeit hin getestet. Getestet wurde mit dem „e-cell“, ein von Mercedes umgebautes A-Modell. Der Wagen ist ausgestattet mit Heizung, Radio, Navigation und anderen Stromverbrauchern. Der e-cell ist Teil einer 500 Auto starken Testflotte, die Fahrzeuge sind unter anderem in New York unterwegs. 15 Fahrzeuge sind in Kooperation mit „Lebensland Kärnten“ zu Testzwecken in Kärnten unterwegs.

Elektroauto Test

ORF/Matha

Testpiloten Peter Matha und Martin Weberhofer mit Moderator Marco Ventre (v.l.)

Ein praktisches Stadtauto

Ungewohnt war für beide Redakteure das lautlose Wegfahren. Was den beiden Testern ebenfalls auffällt: In der Stadt ist man mit dem e-cell nicht nur umweltfreundlich unterwegs, sondern auch sehr flott. Die Beschleunigung des e-cell entspricht einem 90-PS-Auto. Auf Kreuzungen ist man meist der schnellste, meinen die Tester.

Parken kann man in Klagenfurt mit einem Elektroauto gratis. Auch der Strom aus den öffentlichen Ladestationen ist noch kostenlos.

Martin Weberhofer erzählt, dass ihm die Kapazität der Batterien im Boden des Wagens reiche. Er wohnt in der Nähe Klagenfurts, an die 200 Kilometer-Marke, die vom Hersteller als Reichweite angegeben wird, kommt er nie heran. Damit erwies sich das Elektroauto als gutes Stadtauto.

Elektroauto Test

ORF/Matha

Vollladung zu Hause braucht lange

Peter Matha pendelt ins Gitschtal, fast 100 Kilometer in eine Richtung. Die Batterie reicht bei der derzeitigen Kälte für ca. 150 Kilometer, das reicht für eine Strecke. Aus der Hausteckdose wird geladen, das dauert aber sehr lange. Eine Vollladung braucht mehr als 12 Stunden, an den Schnellladestationen der Kelag geht das drei Mal so schnell. Martin Weberhofer ist ein " Zu-Hause-Lader", er ist auf die öffentlichen Ladestationen nicht angewiesen.

Längere Fahrten müssen geplant werden

Beide Tester stellten fest, dass man durch das Elektroauto seinen Fahrstil ändert. Man fährt vorausschauender, meist nicht schneller als 100 km/h und hat immer die Batterieanzeige im Blick. Dort wird angezeigt, wie weit man mit der vorhandenen Energie noch kommt. Fährt man zum Beispiel von Klagenfurt nach Villach und retour werden 60 bis 70 Prozent der Energie verbraucht.

Peter Matha macht den Versuch und fährt von Tröpolach auf das Nassfeld. Auf elf Kilometern Bergstraße braucht der e-cell 25 Prozent Energie, beim Hinunterrollen lädt der Motor - der jetzt ein Dynamo ist - wieder fünf Prozent zurück.

Fahrten über 100 Kilometer muss man genau planen, denn wenn die Batterie leer ist, muss abgeschleppt werden - zur nächsten Steckdose. Damit stellt man mit einem E-Auto auch seine Denkweise von Mobilität um, sagen die Tester. Es muss geplant werden.

Kosten von vier bis fünf Euro pro 100 Kilometer

Die Fahrtkosten sind für die Tester erstaunlich hoch. Der Stromverbrauch liegt bei 100 Kilometern bei 20 bis 30 kw/h. Das bedeutet Kosten von ca. vier bis fünf Euro, was den Spritkosten eines Drei-Liter-Autos nahe kommt.

Ein Blick in die Zukunft

Sendungshinweis: Radio Kärnten Family"; 20. Dezember 2011

Martin Weberhofer und Peter Matha haben es geschafft, die Woche ohne vollkommen entleerte Batterien zu überstehen. Beide sind begeistert vom Fahren ohne Motorgeräusch und Auspuff. Der e-cell sei ein Blick in die nähere Zukunft, Reichweite und Ladezeiten seien aber noch zu verbessern.

Derzeit sind 90 Elektroautos auf Kärntens Straßen unterwegs. Wenn die Zahl steigt, muss auch die Infrastruktur bereitstehen. Derzeit werden auch die reservierten Parkplätze bei Ladestationen immer wieder von anderen Autos verparkt.