Als Mallnitz das Kärntner Kitzbühel war

1950 ist auf der Häusleralm bei Mallnitz Kärntens erster Sessellift mit viel Prominenz eröffnet worden. Das Skigebiet oberhalb von Mallnitz musste den Vergleich mit Kitzbühel nicht scheuen. Eine Erinnerung an Zeiten, als noch Skilehrer Lawinen verhindern mussten.

Der erste Sessellift Kärntens wurde 1950 gegenüber des Bahnhofes in Mallnitz gebaut worden. Der Einer-Sessellift brachte bis zu 120 Menschen pro Stunde auf die Häusleralm, damals eine Sensation für Urlauber aus der ganzen Welt. Heute blieb von dem Glanz der Aufbruchszeit nur Erinnerung übrig. 1997 wurde auch der zweite Sessellift auf die Häusleralm stillgelegt, hinauf kommt man heutzutage nur noch zu Fuß durch den Wald.

Häusleralm Skigebiet Mallnitz Sommer

Peter Matha

Heute nur zu Fuß erreichbar, die Häusleralm-Hütte wird saniert

Internationales Publikum in Mallnitz

700 Meter höher stehen noch einige alte Betriebsgebäude und die alte Bergstation. Damals waren sie das Zentrum des Skigebiets. Otmar Striednig, heute Leiter der Kärntner Bergrettung, kennt die Häusleralm von Kindheit an. In der Früh ging es mit dem Einer-Sessellift hinauf, am Abend zurück nach Hause. Auf der heutigen Alm war die Übungswiese für die Skianfänger. „Die Talstation war gegenüber dem Bahnhof, man konnte mit der Bahn anreisen und gleich mit dem Sessellift hinauffahren. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, heute wächst alles zu. Die Pisten ist in Teilbereichen noch sichtbar, ein schönes Wandergebiet.“

Internationales Publikum kam in den 50er und 60er Jahren hierher, in der Blütezeit des Fremdenverkehrs. Die Preise waren dem angepasst, ein Liegestuhl mit Decke kostete 1957 von 9.00 bis 15.00 Uhr immerhin 18 Schilling, ohne Decke sechs Schilling weniger. Der Durchschnittslohn pro Monat betrug damals 1.700 Schilling. Trotzdem waren die 160 Stühle - mit oder ohne Decke - meistens belegt, ein Riesengeschäft.

Häusleralm Preisschild Skigebiet Mallnitz

Erich Striednig

Saftige Preise für internationales Publikum

Als Siebenjähriger Beinbruch beim Skifahren

Auch in Küche und Service wurde jede Hand gebraucht. Striednig erinnert sich gerne zurück, es sei viel los gewesen, es war das Zentrum des Skigebiets samt Skischule. Auch damals passierten Unfälle, die Versorgung wurde etwas anders gehandhabt, als in den heutigen Hubschrauberzeiten. Er war als Siebenjähriger selbst betroffen: „Zu schnell gefahren, hingefallen, Schienbein, Wadenbein oberhalb des Schuhs gebrochen und dann gewartet, dass jemand kommt.“ Das habe über eine Stunde gedauert, so Striednig.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten am Nachmittag; 23.10.2018

Mit dem Akja sei er dann zur Bergstation gebracht worden, den Aufsatz auf den Sessel gelegt, damit der Fuß waagrecht aufliege „und dann bin ich allein mit dem Sessellift wieder ins Tal gefahren.“ Dort habe dann die Rettung gewartet und mit einem anderen verletzten Skifahrer ins Krankenhaus Spittal gebracht worden. Die Eltern seien nicht dabei gewesen, die Mutter sei dann nachgekommen. Sobald es ging, war Striednig wieder auf der Piste, später auch als Skilehrer auf der Häusleralm.

Skigebiet Häusleralm Mallnitz erster Skilift

Gmeinde Mallnitz

Skifahren kam in Mode

Skilehrer mussten Lawinen verhindern

Was in Kitzbühl die „Roten Teufel“ waren, gab es in den 1950er und 60er Jahren auch über Mallnitz: „Ich war da zuerst Bügelschupfer bei der Gemeinde, dann Skilehrer, eine lustige Zeit.“ 1988 wurde der erste Sessellift mit Holzstützen gegen einen neuen ersetzt. Statt 120 Skifahrer konnten jetzt 800 Personen pro Stunde auf 1.900 Meter Seehöhe gebracht werden. Schnee gab es damals noch deutlich mehr als heute. Drohten Lawinen, mussten die jungen Skilehrer etwas dagegen tun: „Der Skischulleiter hat gesagt, junge, unverheiratete vor, ihr bekommt ein Seil um den Bauch und müsst runtertreten, damit die Schneemengen abgetreten werden.“ Nachgedacht habe man da nicht lange.

In Spitzenjahren hatte Mallnitz 300.000 Nächtigungen. Nach und nach wurde es ruhiger auf der Häusleramlm. In der Nachbarschaft waren neue Gebiete erschlossen worden. 1997 kam dann kurz vor Saisonbeginn das Aus, so Striednig: „Der Ankogel ist gebaut werden, rundherum sind die Skigebiete größer geworden.“ Der Sessellift auf die Häusleralm wurde abgetragen und auf dem Mölltaler Gletscher wieder aufgebaut.

Schönes Wandergebiet

Ein Autohändler aus Friesach ist der neue Eigner der Häusleralm-Hütte. Seit zwei Jahren baut er aus und saniert die Hütte. Sie soll eine Basis für mögliche Wanderungen werden, die auch Striednig gut kennt. Man sieht rundum Gipfel bis über 3.000 Meter Höhe. Die Häusleralm ist im Winter nur noch mit Schneeschuhen und Tourenskiern zu erreichen, über die ehemalige Piste gelangt man ins Tal. Im Sommer könnte das einstige Stück Kärntner Tourismusgeschichte wieder etwas Leben eingehaucht werden.

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