Radeln gegen Krebs von Athen nach Graz

Mediziner und Wissenschafter der Europäischen Gesellschaft für gynäkologische Onkologie fahren mit dem Fahrrad von Athen nach Graz, um für Aufmerksamkeit im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs zu sorgen. Auch ein Kärntner Arzt ist diesmal mit dabei.

„Ride4women“ ist eine Radtour der besonderen Art, sowohl was die Kilometeranzahl, als auch den Zweck anbelangt. Zum mittlerweile sechsten Mal radeln Ärzte der Frauenklinik in Graz und Interessierte durch Europa. Heuer 2.000 Kilometer von Athen nach Graz. Sie alle treten in die Pedale, um die Aufmerksamkeit auf Gebärmutterhalskrebs zu lenken. Darunter auch ein Kärntner Mediziner, der Gynäkologe Maximilian Lanner. Am Sonntag erfolgte in Athen der Start, die Strecke wird in 17 Etappen in Angriff genommen. Die Idee des „Ride4women“ erzählt.

Ride4woman Gebärmutterhalskrebs

Nicolae David

Kurze Pause zwischen den Etappen

Lanner: „Die Idee stammt von einem meiner Kollegen, der wie ich Gynäkologe an der Uniklinik Graz ist. Er hat nach einem Projekt gesucht, um Frauen mit Unterleibskrebserkrankungen eine Plattform zu schaffen um auf diese Erkrankung aufmerksam zu machen.“

Ride4woman Gebärmutterhalskrebs Maximilian Lanner Studio Radio Kärnten

Anja Konarzewski

Maximilian Lanner zu Gast im Radio Kärnten Studio

Unterstützung von Frauenärzten vor Ort

So ist dieser Trip durch Europa per Rad entstanden, der heuer zu mittlerweile sechsten Mal durchgeführt wird. Maximilian Lanner ist zum vierten Mal dabei. „Wir sind mittlerweile eine sehr gut eingeschworene Truppe und starten meist in der Früh mit einer Informationsveranstaltung in der Klinik der jeweiligen Stadt und werden dort von den Frauenärzten unterstützt. Es sind Patientinnen und junge Frauen anwesend, die über die Vorsorgemöglichkeiten informiert werden und in unserem speziellen Fall eben auch über die Impfung gegen HPV.“

Nach der jeweiligen Informationsveranstaltung begibt sich die sportliche Truppe aufs Rad. "Wir haben eine gewisse Tagesstrecke vorgegeben, die bis Sonnenuntergang zu erledigen ist, bevor wir dann den nächsten Ort erreichen.

Zahlreiche Anhänger radeln für den guten Zweck

Heuer also ist es die Strecke Athen Graz, knapp 1.700 Kilometer, aufgeteilt in 17 Etappen. „Wir haben jedes Jahr versucht, eine Strecke dieser Größenordnung in zwei Wochen zu überbrücken und pro Tag Etappen von 100 bis 200 Kilometern. Das ist etwas, das pro Tag gut zu schaffen ist und eine Strecke darstellt, wo man auch größere Städte gut verbinden kann.“

Der „Ride 4 women“ ist eine Initiative von Ärzten der Universitätsklinik Graz, um auf Gebärmutterhalskrebs aufmerksam zu machen. „Wir sind aber nicht nur Ärzte, es geht quer durch alle Berufsgruppen - jeder der Spaß am Sport hat und für den guten Zweck mitradeln möchte, ist herzlich willkommen.“

Ride4Woman Gebärmutterhalskrebs Radfahren Gynäkologen

Nicolae David

Die heurigen ride4woman-Teilnehmer

Radlerfamilien quer durch Europa unterwegs

So ist mittlerweile eine engagierte Radlerfamilie zusammengewachsen und hat auch schon tausende Kilometer quer durch Europa zurückgelegt. „Wir haben versucht, in Europa alle Himmelsrichtungen abzudecken. Wir sind in Estland gestartet und haben uns über das Baltikum, Polen und Slowakei Richtung Österreich bewegt. Im Jahr davor sind wir in Oslo gestartet und haben uns über die nordischen Länder bis Österreich bewegt und wiederum im Jahr davor sind wir in den Süden Richtung Istanbul geradelt.“

Vorsorgewille noch ausbaufähig

Warum es so wichtig sei, auf Gebärmutterhalskrebs aufmerksam zu machen? Der Gynäkologe Maximilian Lanner erklärt es: „Wir sind, was den Gebärmutterhalskrebs betrifft, in Europa eher im vorderen Bereich angesiedelt, haben also eine gute Vorsorge - jedoch wird das Programm nicht ausreichend genützt. Wir könnten im Vergleich zu anderen Ländern wie Australien oder Kanada noch ein deutlich günstigeres Ergebnis erzielen.“

Der Gebärmutterhalskrebs rangiert - weltweit gesehen - an zweiter Stelle der bösartigen Tumorerkrankungen bei Frauen. Rund 530.000 Frauen erkranken jährlich weltweit daran. Dabei gibt es, und das ist nahezu einmalig in der Onkologie, eine Möglichkeit, den Gebärmutterhalskrebs nicht nur frühzeitig zu erkennen, sondern wirklich vorzubeugen. „Die HPV-Impfung ist für neun bis zwölfjährige Buben und Mädchen im Impfplan enthalten. Es ist eine Gratisimpfung, die verabreicht wird und einen fast hundertprozentigen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bietet. Als Erklärung: da die HPV ausschließlich sexuell übertragen wird, ist die Impfung von Buben deswegen sinnvoll, da sie als Hauptüberträger anzusehen sind.“

Ride4Woman Gebärmutterhalskrebs Radfahren Gynäkologen

Nicolae David

Radler wollen auch „Zaungäste“ informieren

Viren übertragen bestimmte Krebsarten

Nach wie vor, so Maximilian Lanner, wissen viele Menschen nicht, dass bestimmte Krebserkrankungen durch Viren übertragen werden: „Man hat in den letzten Jahrzehnten herausgefunden, dass der Gebärmutterhalskrebs, aber auch andere Krebsarten wie jene des Enddarmes aber auch im Mund- und Rachenraum durch den humanen Papillomavirus, den HPV, und seine Subtypen, ausgelöst werden kann.“

Der Gebärmutterhalskrebs ist eine Krebsform, die relativ langsam und über Jahre hinweg entsteht. Laut dem Experten sei es möglich, mit ausreichend guten Vorsorgeuntersuchungen die Krebsart in Vorstufen oder einem sehr frühen Stadium zu erkennen: „Es ist sehr wichtig, als junge Frau beginnend mit sexuellen Kontakten einmal im Jahr beim Frauenarzt einen Abstrich durchführen zu lassen. Eine Impfung ist auch im Erwachsenenalter sinnvoll, da die Impfung gegen mehrere Subtypen schützt und selbst wenn man mit einem Virus infiziert war, ist es möglich, dass der Körper diesen wieder eliminiert. Das heißt, man kann sich mit einer Neuinfektion mit der Impfung schützen.“

Sportbegeisterte können mitradeln

Um mehr Menschen über diese Erkrankung aufzuklären, gibt es also den Ride4women, eine Radtour, die heuer von Athen nach Graz führt. Am 17. Juni werden die Radlerinnen und Radler wieder in Graz ankommen. „Auf der letzten Etappe ist es für alle Sportbegeisterten möglich, teilzunehmen. Wir werden uns in Graz bei der Klinik treffen und eine große Gruppe bilden, die im Ziel eine Informationsveranstaltung abhalten wird.“

Wer die engagierten Radler auf ihrer Reise von Athen nach Graz virtuell begleiten will hat auf Facebook die Möglichkeit dazu - dort werden täglich Berichte und Fotos gepostet.