Öffentlicher Verkehr wird reformiert

Der öffentliche Verkehr in Kärnten soll attraktiver und Schadstoffe minimiert werden. Dazu wird die gesamte Verkehrsstruktur durchforstet. Auch innovative Antriebstechnologien sollen getestet werden, für 2020 sind erste Maßnahmen geplant.

Die Pläne stehen unter dem Arbeitstitel Reformplan „2020 Plus“. Parallel zum Mobilitätsmasterplan Kärnten sollen ganz konkrete Schritte schon bis zum nächsten Jahr geplant werden. Hintergrund ist die enorme Schadstoffbelastung durch den Verkehr. Kärnten ist zudem das Bundesland, in dem das Auto am häufigsten genutzt wird, sagt Mobilitätslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP): „Die Kärntner lenken ihr Auto im Schnitt jährlich 10.140 Kilometer und damit legen sie rund doppelt so viele Kilometer zurück, wie die Vorarlberger.“

Alle relevanten Verkehrsunternehmen konnten laut Schuschnig mit ins Boot geholt werden. In einer Reformgruppe sollen sie noch vor dem Sommer die Strukturen des Öffentlichen Verkehrs durchforsten: „Wir erstellen im Prozess gemeinsam eine To-do-Liste mit den konkreten Maßnahmen, die wir setzen werden, und den dafür benötigten Finanzmitteln“, sagte der ÖVP Landesrat.

Barrierefreiheit, neue Ticketsysteme, Klimaschutz

Die Reformgruppe soll bis Ende 2020 mehrere Arbeitspakete erarbeiten: die Evaluierung von Verkehrsangebot und Verkehrsplanung, ein klares sowie flexibleres Tarifsystem oder auch Verbesserungen bei Vertrieb, Service und Infrastruktur. Das beginnt beim Thema Barrierefreiheit und geht hin bis zu gänzlich neuen Ticketsystemen, wie z.B. GPS-Ticketing. Auch Nachhaltigkeit und Klimaschutz bilden zentrale Arbeitsschwerpunkte. „Ich kann mir auch Testbetriebe mit neuen Antriebsformen wie Wasserstoff sehr gut in Kärnten vorstellen“, betonte der Mobilitätsreferent.

Die Schadstoffbelastung könnte durch verstärkten öffentlichen Verkehr deutlich reduziert werden. Derzeit investiert Kärnten jährlich 30 Millionen Euro in den öffentlichen Verkehr. Für Schuschnig habe Kärnten. „Während Salzburg mit rund 60 Millionen Euro rund doppelt so viel für den öffentlichen ausgibt, sind es in Tirol mit 140 Millionen Euro fast fünf Mal so viele Budgetmittel, die in den öffentlichen Verkehr fließen. Das heißt, dass wir handeln müssen.“

Budgetschwerpunkt auf öffentlichen Verkehr

Erreicht Österreich die von der EU gesetzten Klimaschutzziele nicht, drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe, die auch die Bundesländer treffen. „Meiner Ansicht nach sollten wir besser heute in einen modernen öffentlichen Verkehr investieren, anstatt mittelfristig unser ohnehin karges Budget durch drohende Strafzahlungen zu belasten. Ich werde daher auch in den nächsten Budgets einen Schwerpunkt auf den Öffentlichen Verkehr legen“, so Schuschnig.

Um mehr Personen zu bewegen, den öffentlichen Verkehr zu nutzen, muss zuerst das Angebot verbessert werden, sagte Reinhold Wallner, Regionalmanager der ÖBB: „Das heißt die Schiene als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs, aber wie schaut´s mit dem Flächenverkehr, mit Busverkehr, mit Mikro Öffentlicher Verkehr ÖV und diversesten Aspekten. Also großer Schwerpunkt ist, das Angebot selbst, weil nur mit einem attraktiven Angebot werden wir Verhaltensänderung ermöglichen.“

Antriebstechnologien CO2-neutral machen

„Die Erreichung der Klimaschutzziele ist eine der wesentlichsten Herausforderungen für uns alle. Die zielgerichtete Weiterentwicklung sowie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist dabei ein zu bedienender Stellhebel“, so Reinhard Wallner. Auch er ist überzeugt: „Verkehrsangebote müssen ausgeweitet werden, Tarife und auch der Zugang zum Kauf der Fahrkarten noch kundenfreundlicher gestaltet werden. Aber auch Technologien im Betrieb des öffentlichen Verkehrs müssen tunlichst CO2-neutral implementiert bzw. weiterentwickelt werden.“

Für Schuschnig ist ein attraktiver Öffentlicher Verkehr aber nicht nur klimapolitisch nachhaltig, sondern „auch wesentlicher Standortfaktor und somit relevant für Betriebsansiedelungen. Moderne Mobilität verschafft uns auch im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte und im Tourismus Vorteile.“ Nicht nur das Angebot, auch Tarife und das Ticketsystem sollen verbessert und vereinfacht werden. Geplant wird noch bis zum nächsten Jahr. Dann sollen erste Schritte umgesetzt werden.

FPÖ: Bus- und Bahnpeise senken

In einer Aussendung sagte FPÖ-Obmann Gernot Darmann am Mittwoch, seit Jahren sei die Landesregierung säumig. SPÖ und ÖVP sollten endlich handeln, statt immer nur Reformgruppen einzusetzen. Die Bus- und Bahnpreise müssten endlich gesenkt werden. Die Forderung der FPÖ nach einem Seniorenticket sei im Landtag abgelehnt worden.

Das Team Kärnen sieht die Mobilitätswende als Drohung gegen die Pendler, die auf ihr Auto angewiesen sind. Sollen die Autofahrer stärker belastet und zur Kasse gebeten werden, fragt Gerhard Köfer. Schuschnig wisse, dass Kärntner aufgrund der geographischen Lage das Auto brauchen. Öffis seien wichtig, sollen aber nie zulasten des Autos gehen. Nur das Auto stellt sicher, dass man tags und nachts von A nach B komme. Man nehme den Klimawandel ernst, aber auch Elektrautos werden es nicht retten, denn Akkus seien ein Megaproblem, so Köfer.