„Rockstar“ der Körpersprache

„Dein Körper spricht“ sagt Stefan Verra. Der gebürtige Lienzer setzt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Körpersprache des Menschen auseinander. Am 9. Mai kommt der „Rockstar“ der Körpersprache für einen Vortrag nach Klagenfurt.

Stefan Verra hält weltweit Vorträge über die Sprache des Körpers und beweist seinen Zuschauern mit stets wissenschaftlichem Ansatz, dass unser Körper mittels Händen und Füßen, mittels Augen und Mund, aber auch mittels Stimme unglaublich viel verrät. Man muss es nur richtig deuten und einsetzen können, so der Experte. „Der Mensch ist Körper - wir haben keinen Körper, wir haben keinen Geist, sondern sind Körper und Geist - das ist nicht getrennt.“

Angst hemmt Bewegungen - und damit den Erfolg

Verra stammt aus Lienz. Er hat am Landeskonservatorium Klagenfurt Schlagzeug studiert, bevor er auf das Thema Körpersprache kam. Heute wird der 46-Jährige als Guru oder Rockstar der Körpersprache bezeichnet. „Es gibt diese Urangst, etwas falsch zu machen - z.b. bei einem Vorstellungsgespräch, die Angst den Job nicht zu bekommen, hemmt natürlich. Denn es ist klar: Wenn ich Bewegungen mache, kann ich auch falsche Bewegungen machen. Aber der Punkt ist: wenn ich gar keine Bewegungen mache, ist der Fehler viel größer. Ich wirke gehemmt und damit unsicher.“

Er empfiehlt: „Gib dich bei einem Bewerbungsgespräch locker und entspannt, so gut es geht. Das heißt, du musst nicht immer steif und aufrecht sitzen. Setze dich asymmetrisch hin, stütze einen Arm auf, schlage ein Bein über das andere. Und führe so ein lockeres Gespräch - denn das signalisiert: Man ist Herr oder Frau der Lage.“

Körpersprache der Situation anpassen

„Erst wenn der Personalchef fragen sollte, ’wo liegt Ihr Kompetenzbereich", erst dann setze dich gerade auf, stelle das Lächeln ein und gehe nach vorne und sag: ‚Wenn es um diesen oder jenen Kompetenzbereich geht, werden sie in der ganzen Stadt niemanden finden, der sich so gut auskennt, wie ich‘. Aber das darf man nicht die ganze Zeit machen, weil die Wirkung erst dann eintritt, wenn ich mich von dem lockeren und entspannten Sitzen aufrichte - plötzlich bekommen deine Worte eine ganz andere Bedeutung.“

Alles Lebendige geht mit Bewegung einher

Schon Aristoteles habe beschrieben, dass man Lebendigkeit an der Bewegung erkenne. „Wenn sich etwas bewegt, ist es für uns lebendig. Wenn der Baum im Frühjahr nicht mehr aufblüht, weil er stehen bleibt, ist er für uns tot. Für uns Menschen gilt das Gleiche. Wir kommen auf die Welt und fangen an, uns zu bewegen. Früher gab man Babys, die sich nicht bewegten, einen Klapps auf den Hintern. “

Der Buchautor und Coach sagt über Nuancen der Körpersprache: Das Überschlagen der Beine habe evolutionäre Gründe. „Das muss man sich leisten können, die Beine zu überschlagen. Im Dschungel konnten die Säbelzahntiger daherkommen - niemand saß mit überschlagenen Beinen da, weil man nicht schnell wegkam. Das ist schon ein Signal, nämlich: Ich muss jetzt nicht aktiv werden.“

Körpersprache

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Der erste Eindruck ist ein fester Händedruck

Frauen sitzen von Natur aus anders

Frauen trieben es noch mehr auf die Spitze, so Verra: „Wenn eine Frau Kleidung anhat, bei der sie Einblicke vermeiden muss, kann sie sich natürlich nicht zur Flucht bereit machen - mit einem Minirock ist schlecht flüchten, salopp gesagt. Nicht-flüchten zu können ist eine Errungenschaft, die man sich leisten können muss.“ Frauen schlagen generell öfter die Beine übereinander, als Männer. Denn ihr Becken sei etwas anders gebaut.

Augen verraten unsere Aufmerksamkeit

Auch die Augen spielen eine bedeutende Rolle. Diese werden ja oft als Spiegel der Seele bezeichnet. „In einen Menschen hineinschauen kann nur der HNO-Arzt und der Chirurg, sonst niemand. Grundsätzlich nimmt der Mensch Informationen über die Sinneskanäle auf. Wenn sie grundsätzlich interessiert sind, richten sie alle Sinneskanäle aus - die Augen, der Kopf, manchmal sogar den Mund. Wenn wir also jemanden mit großen Augen anschauen, sind wir interessiert, fasziniert.“

Wenn man aber den Blickkontakt meidet, dann weil er unangenehm sei. Es könne aber genauso sein, weil das Gegenüber nicht spannend genug sei, so Varra. „Ein kleiner Tipp: Nur weil einen jemand nicht anschaut, heißt das nicht, dass er geistig nicht bei dir ist.“ Prinzipiell sei das Gehirn - entgegen anderer Klischees - nur zum seriellen Verarbeiten von Informationen in der Lage, und zwar bei Männern und Frauen. „Auch eine Frau kann zwei verschiedenen Dingen nicht dieselbe Aufmerksamkeit schenken. Was aber Frauen gut können ist, sich auf etwas zu konzentrieren und andere Dinge parallel mitlaufen zu lassen. Das scheint bei Frauen besser ausgebildet zu sein.“ Nachsatz: „Deshalb überleben auch die Kinder“, so Verra schmunzelnd.

Je größer der Ausdruck, desto größer der Eindruck

Körperbeherrschung sei wichtig, so Verra. „Ich habe einen Körper mitbekommen, der gesund ist. Es ist meine Aufgabe, ihn so umfassend einzusetzen wie er geschaffen wurde. Die Kinder müssen ihren Körper auch einsetzen - beim Sport, beim Tanz - denn je mehr Geschick sie bei spielerischen Dingen haben, desto mehr Ausdrucksmöglichkeiten haben sie in der körperlichen Kommunikation. Wenn die Muskeln zurückgebildet sind, kannst du sie weder beim Sport noch in der Kommunikation einsetzen.“ Grundsätzlich gelte deshalb: „Je größer dein Ausdruck ist, desto größer ist der Eindruck, den du hinterlässt.“

Fehler nicht verstecken - sie machen „speziell“

Dazu passt, dass Stefan Verra nicht unbedingt zu den körperlich größten Menschen gehört, er ist knapp 1,60 Meter groß. „Ich bin ein Gartenzwerg“ sagt er selbst über sich. Evolutionär sei es so angelegt, dass wir alle immer auf Umrisse achten würden. „Wir mussten nämlich immer wissen, ist das Tier groß und gefährlich oder klein und ungefährlich.“

Stefan Verra: „Wenn man mich sieht, dann überrascht das. Denn ich bin sehr klein. Der durchschnittliche Mann ist 1,78 Meter, die durchschnittliche Frau ist 1,67 Meter - ich bin noch einmal kleiner, nur 1,60 Meter. Das allererste was anderen an mir auffällt, ist: ‚Der ist klein‘. Das nicht anzusprechen, würde bei den Leuten ein Fragezeichen hinterlassen, das gehe ich den Leuten auch immer mit: Wenn du irgendeine Besonderheit hast, versuche es nicht zu überspielen, denn sonst bleibt das Thema viel größer als nötig.“

Er sagte, er könne sich darüber kränken, dass er kleiner sei als die meisten Frauen, habe aber mitbekommen, dass das eine Erfahrung für alle Menschen darstelle. „Es ist in Ordnung, wie du geschaffen wurdest. Du musst dich für nichtds genieren. Lebe es so aus - lerne damit zu leben, denn das ist deine Persönlichkeit.“

Körpersprache: Eine Sache des Gehirns

Am 9. Mai wird Verra wieder seine Tipps an der Uni Klagenfurt zum Besten geben. Seit mehr als 20 Jahren ist er in Sachen Körpersprache unterwegs. „Ich habe begonnen, mich aus Interesse damit zu beschäftigen - nicht, weil ich dachte, damit sei ein Geschäft zu machen. Mein Vater ist Bildhauer, da war das Thema Körpersprache immer ein großes Thema. Er hat aus einem Baumstamm einen Akt gemacht. Bei uns in der Familie war es immer ein Thema, ein bisschen Italienisch eben, und wir gestritten haben: Muss die Hand jetzt so oder so sein? Das ist bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen. Ich habe mir schon in frühen Jahren gedacht, wenn ich mich mit dem Körper befasse, muss ich mich mit dem Steuerorgan, dem Gehirn, befassen. Daher kommt mein sehr naturwissenschaftlicher Ansatz.“

Es liege ihm fern, psychologisch herumzudeuten, es werde bei ihm auch nicht interpretiert. „Interpretiert wird ein Kunstwerk oder ein Musikstück.“ Die Interpretation habe bei der Körpersprache nichts verloren - „ich kann maximal beschreiben, was man sieht“.

Asympathie hat oft mit Körperhaltung zu tun

Verra: „Die Leute sehen plötzlich Dinge, die schon immer da waren, aber im Unterbewusstsein hängen geblieben sind. Plötzlich kommt man drauf: Daher ist mir der Typ so unsympathisch. Das kann man nicht lernen, du musst einen Blick dafür haben. Ich arbeite viel im Medizinbereich, bin bei vielen Medizinern, auf Kongressen - weil die Körpersprache auch im medizinischen Bereich wichtig ist und ich wahnsinnig von den Medizinern lerne“.

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Mit Körpersprache kann man auch jemanden „klein“ halten

Auch die Verhaltensbiologie sei wichtig, damit man erkennt: Woher kommt denn das. „Wenn ich weiß, dass die menschliche Körpersprache älter ist als der Mensch - jeder Hundebesitzer weiß das - Unterlegenheit, Nervosität werden bei Hunden wie beim Menschen ausgedrückt - dass du einfach nur erkennst, die Körpersprache ist etwas ganz Großes und ich bin froh, dass ich den Menschen etwas darüber erzählen darf.“

Am 9. Mai kann man sich in Sachen Körpersprache einige Tipps vom Experten persönlich holen. „Körpersprache braucht kein Mensch?- und ob“ lautet der Titel der Veranstaltung, die an der Universität Klagenfurt über die Bühne gehen wird. Vor kurzem ist sein neues Buch auf den Markt - „Leithammel sind auch nur Menschen“ - über die „Körpersprache der Weltpolitiker“.