Das doppelte Kreuz im Klagenfurter Dom

Seit Aschermittwoch hängt im Klagenfurter Dom ein großes, blaues Kreuz. Es ist Teil der Fasteninstallation der Nötscher Künstlerin Michaela Wiegele und des Glaskünstlers Alois Hechl-Kreuter. Es übernimmt in Struktur und Form die doppelte Dualität der Wirklichkeit.

Blau als Symbol für die Elemente Wasser und Luft, als Verbindung zwischen Erde und Himmel. Eine Darstellung des griechischen Kreuzes mit vier gleichen Seiten soll nach den Vorstellungen von Michaela Wiegele den Menschen in einen Raum der Stille führen: „Das Kreuz ist mir naheliegend. Ich liebe große Räume. Durch ein Gespräch mit einer ganz lieben Freundin ist der Klagenfurter Dom zur Sprache gekommen.“

Kreuz im Dom Klagenfurt

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Michaela Wiegele

Kreuz als Symbol für Verbindendes

Der Rest sei realtiv einfach gewesen, sagt die Künstlerin: "Wenn das Kreuz es schafft dem Gläubigen, der vielleicht von unserer allgegenwärtigen Zerstreutheit und Oberflächlichkeit geprägt ist, die Tür ins eigene Innere aufzumachen ist es erfüllt.

Dompfarrer Peter Allmaier sagt, das Kreuz hänge mitten im Raum und trenne daher auf den ersten Blick den Altarraum vom Volksraum. „In Wirklichkeit ist das Kreuz aber ein verbindendes Zeichen. Es soll den Übergang vom einen zum anderen Raum sichtbar machen, weil auch die Fastenzeit das Diesseits mit dem Jenseits verbinden soll. Das Kreuz lässt die Menschen untereinander und die Menschen mit Gott verbinden.“

Kreuz im Dom Klagenfurt

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Gegensätze ziehen sich an

Das Kreuz findet seinen Spiegel auf dem Boden: Vier mal neun Kerzen bilden die Kreuzesbalken, in deren Mitte der Villacher Künstler Alois Hechl ein Glasbecken stellt, das mit Wasser befüllt ist.

Die Dualität kennzeichnet die Alltagserfahrung des Menschen. Das Ich steht immer einem Du gegenüber, die Privatsphäre dem öffentlichen Raum, die Erde dem Himmel, das Feuer dem Wasser und der Mensch seinem Gott. Die Gegenüberstellung komme im Zeichen des Kreuzes zum Ausdruck, das gewiss das bekannteste und unverwechselbarste „Logo“ der Christenheit ist. Jeder Kreuzesbalken ist die Verbindung zweier polarhaft gegenüberliegender Endpunkte.

Kreuz im Dom Klagenfurt

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Installation von Alois Hechl

Künstlergespräch und Buchpräsentation

Für die Künstlerin ist die Arbeit für den Klagenfurter Dom eine positive Erfahrung. Sie habe es zwar usprünglich nicht so gesehen, aber dass es jetzt so zur Realität in greifbarer Form geworden sei erfülle sie mit kindlicher Freude: „Es ist aufgegangen. Ich bin zufrieden mit dieser Arbeit.“

Am 31. März, um 11.15 Uhr, wird die Künstlerin mit Dompfarrer Peter Allmaier in der Domkirche zur Kunstinstallation sprechen und mit den Anwesenden ins Gespräch kommen. Musikalisch gestaltet wird das Gespräch von Domorganist Klaus Kuchling.

Ebenfalls am 31. März wird um 17.00 Uhr im Franziskussaal das Buch „Dialog im Dom“ präsentiert. Insgesamt 26 literarische Auseinandersetzungen mit den Bibelsonntagen in den Jahren 2011 bis 2017 von Autorinnen und Autoren wie Fabjan Hafner, Engelbert Obernosterer, Johanna König, Harald Schwinger, Ursula Wiegele, Alois Brandstetter, Alfred Goubran u.a. liegen in gedruckter Form (erscheint im Hermagoras Verlag) vor.

Kreuz im Dom Klagenfurt

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Das Kreuz trennt die Kirche nur auf den ersten Blick in zwei Bereiche

„O crux ave“ am 7. April

Am Sonntag, 7. April, um 16.00 Uhr werden unter dem Titel „O CRUX AVE“ der Domchor, die Domschola und die Domkantorei und der Domchor den Weg des Leidens Christi mit Musik von der Gregorianik bis ins 21. Jahrhundert meditieren. Brigitte West wird die literarischen Brücken zwischen den Werken spannen. Instrumental wird das Programm durch den Drehleierspieler Matthias Loibner ergänzt.

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