Falscher „Amtsarzt“ wollte Kind untersuchen

Eine 26-jährige Kärntnerin hatte am Dienstag Besuch von einem angeblichen Amtsarzt in Begleitung eines offenbar falschen Polizisten. Der „Amtsarzt“ wollte das einjährige Kind der Frau untersuchen. Als sie Verdacht schöpfte, flüchtete das Duo.

Zu dem dubiosen Vorfall, der der Polizei bisher Rätsel aufgibt, kam es Dienstagfrüh in Klein St. Paul im Görtschitztal. Die beiden Männer läuteten bereits um 6.00 Uhr an der Wohnungstür der 26-Jährigen, ihr Gatte war zu diesem Zeitpunkt in der Arbeit. Der „Mediziner“ war mit Arzttasche und Ausweis ausgerüstet. Er gab an, er komme vom Jugendamt der Bezirkshauptmannschaft St. Veit/Glan. Er sei beauftragt, die einjährige Tochter der Frau auf Verletzungen zu untersuchen.

Betrug Amtsarzt Polizist Untersuchung Kind St Veit

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Der Vorfall ereignete sich in Klein St. Paul im Görtschitztal

Mutter schöpfte Verdacht

Der „Polizist“ trug eine blaue Tellerkappe der Polizei und einen blauen Pullover mit der Aufschrift „Polizei“. Da sich die Frau vorübergehend noch in Betreuung des Jugendamtes befindet, glaubte sie zunächst den Angaben des „Amtsarztes“ und gewährte ihm Einlass. Der „Polizist“ betrat die Wohnung nicht, er blieb an der Tür stehen.

Der Frau kam die vorgenommene Untersuchung an ihrem Kind allerdings merkwürdig vor, weil sie dilettantisch und oberflächlich war. „Sie gab dem ‚Amtsarzt‘ zu verstehen, dass sie jetzt das Jugendamt anrufen werde“, hieß es von der Polizei. Daraufhin verließ der „Mediziner“ fluchtartig das Haus.

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Polizeisprecher Mario Nemetz

Motiv noch unklar

Fest steht bisher, dass die beiden Betrüger gut über die Lebensumstände der Familie informiert waren, das Motiv ist unklar. Die Ermittlungen laufen, auch die 26-Jährige wird am Freitag noch einmal einvernommen. Ihre Aussagen seien absolut glaubwürdig, heißt es seitens der Polizei. Auch eine Nachfrage beim Jugendamt bestätigte, dass kein Amtsarzt beauftragt worden war.

Dass sich jemand als Polizist ausgibt, komme mittlerweile oft vor, sagte Polizeisprecher Mario Nemetz. „Wenn man sich nicht sicher ist, dass es sich um einen echten Polizisten handelt, sollte man sich den Dienstausweis zeigen lassen oder nach der Dienstnummer fragen. Ein echter Polizist wird auch immer sagen, warum er da ist.“

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Christine Gaschler-Andreasch, die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe des Landes

„Niemals um 6.00 Uhr Früh“

Auch die Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe haben Dienstausweise, die man sich im Zweifelsfall zeigen lassen soll. Wobei es solche unangemeldeten Besuche von Ärzten im Auftrag des Jugendamtes nicht gibt, wurde betont. Christine Gaschler-Andreasch, die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe des Landes sagte, dass die normalen Dienstzeiten zwischen 7.30 und 16.00 Uhr sind. „Jedenfalls kommt niemand im Auftrag des Jugendamtes um 6.00 Uhr Früh, das kann ich ausschließen.“

Die Polizei bittet um Hinweise: Der „Amtsarzt“ ist rund 50 bis 60 Jahre alt, hat kurze, grau melierte Haare und trug ein bunt kariertes Hemd, dunkelblaue Jeans, schwarze Schuhe und hatte eine Arzttasche. Der „Polizist“ wurde als rund 30 Jahre alt beschrieben.