Keine Anlaufstelle für Transgender-Kinder

Manche Menschen haben das Gefühl, im falschen Körper geboren worden zu sein. Heute hat man einen Namen für sie: Transgender. In Kärnten gibt es keine Erstanlaufstelle. Eine Mutter reichte ein Konzept ein, scheiterte aber an Förderrichtlinien.

Die Gesellschaft erwartet, dass man sich entscheidet, ob man ein Bub oder ein Mädchen ist. Doch manche fühlen sich im falschen Körper gefangen. Wie viele es wirklich sind, kann nur geschätzt werden, Schätzungen reichen einem von 500 bis einem von 100.000. Der Leidensdruck beginnt meist an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Auch Edith Walzls Sohn Christoph, den sie eigentlich als Tochter auf die Welt brachte, zog sich zu Beginn der Pubertät plötzlich völlig zurück.

Transgender Kinder im falschen Körper

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Edith Walzl gründete eine Selbsthilfegruppe

Hormone und Operationen

Edith Walzl von der Transgender Selbsthilfe:" Es hat eine Vorlaufzeit gegeben, in der meine Tochter in einer sehr depressiven Phase war, aus dem Kinderzimmer nicht mehr herausgegangen ist, zum Essen aufgehört hat und ich mir gedacht habe, ich hab keine Ahnung was los ist." Bis eines Tages dann das Outing folgte: Seit einem Jahr erhält der bald 16-Jährige Hormone.

Transgender Kinder im falschen Körper

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Kinderbild von Christoph

Auch eine Masektomie, eine Angleichung des Oberkörpers an das Wunschgeschlecht hat Christoph hinter sich: „Es fühlt sich einfach richtig an. Ich habe Stimmbruch, ein bisschen Bartwuchs, ich merke, dass die Hüften schmäler werden und die Hosen zu groß sind.“

Transgender Kinder im falschen Körper

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Christoph: Der Körper wird männlicher

Schule geht offen mit Christoph um

Anders als in seiner alten Schule wird in der Klagenfurter WIMO offen mit Christophs neuer Identität umgegangen. Viele Betroffene vereinsamen aber, psychische Probleme bis hin zum Suizid können die Folge sein, so der Kinderpsychiater Rudolf Winkler: " Es ist so, dass man den Jugendlichen eine Anlaufstelle anbieten muss, das bedeutet nichts anderes, als sie mit der Problematik ernst zu nehmen." Die Jugendlichen müssen auch psychosozial begleitet werden.

Transgender/Transsexuell

Als Transgender bezeichnet man Menschen, die ihr biologisches Geschlecht nicht akzeptieren. Transsexuelle Menschen sind eine Untergruppe davon, die ihren Körper auch biologisch an das Wunschgeschlecht angleichen lassen. Gekennzeichnet ist es durch großen Leidensdruck. Manche Transgendermenschen lehnen dies aber ab und leben ohne Operationen als anderes Geschlecht.

Landesrätin: Kein Geld vorhanden

Es ist also wichtig, den Betroffenen schnell zu helfen und genau das versuchte Edith Walzl mit der Gründung einer Erstanlaufstelle. Nach einem langen Behördenweg kam schließlich die Absage, denn ihr Konzept sei nicht förderwürdig. SPÖ-Landesrätin Sara Schaar sagte dazu, es gehe hier um eine Summe von rund 100.000 Euro, mit ihren Budgetmitteln könne sie das nicht leisten: „So ehrlich bin ich, ich will auch nicht, dass die Mutter nicht weiter vertröstet wird mit irgendwelchen Versprechung. Das können wir uns derzeit nicht leisten.“

Ein Argument, dass Edith Walzl nicht gelten lassen will. Sie fordert, dass Land und Stadt zumindest einen einjährigen Probelauf finanzieren und sich die Kosten teilen sollen. Das Land will nun eine Telefon-Hotline einrichten. Am Klinikum sei vor kurzem eine Arbeitsgruppe Transgender gegründet worden, wann es aber eine Erstanlaufstelle geben wird, ist unklar.

Information

Informationen und Hilfe finden Betroffene und deren Angehörige bei der Selbsthilfegruppe für Kinder und Jugendliche mit geschelchtsidentitätsstörung, Transgender und deren Angehörige.

Kontakt: Edith Walzl
Telefon: 0660/664 73 83
E-Mail: edith.walzl@gmx.at

Kontakt: Dachverband Selbsthilfe Kärnten
Telefon: 0463/50 48 71
Fax: 0463/50 48 71 24
E-Mail: info@selbsthilfe-kaernten.at

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