Loibl-Gedenkstätte: Kritik an „Sarkophag“

Eine Betonummantelung der historischen Grundmauern einer Waschbaracke im ehemaligen NS-Konzentrationslager Loibl Nord sorgt für Kritik. Das Mauthausen Komitee Kärnten spricht von „zudecken statt aufdecken“ und will die Präsentation boykottierten.

Der Betonsarkophag wurde vor zwei Wochen fertiggestellt. Er ummantelt laut Normen des Denkmalschutzes die Mauerreste der Waschbaracken auf dem Gelände des KZ Loibl Nord. Sie wurden zu Zeiten der Nazi-Herrschaft stille Zeugen, als im Außenlager von Mauthausen 40 Tunnelarbeiter zu Tode geschunden oder ermordet wurden.

„Fundament wie bei einem Bungalow“

Heftige Kritik an der Betonummantelung kam am Mittwoch vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroska. Vorstandsmitglied Peter Gstettner sagte gegenüber dem ORF, dass „man sich jetzt eigentlich gar nichts mehr vorstellen kann“. Das sei ein Betonfundament, wie es für jeden x-beliebigen Bungalow hergestellt werde, so Gstettner weiter. „Damit werden wir der Möglichkeit beraubt, diese historischen Relikte herzuzeigen und sie zu erklären.“

Loibl Gedenkstätte Kritik Sarkophag

Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška, Obmann Peter Gstettner

Sorgt für Kritik: Die Betonummantelung der ehemaligen Waschküche

Das Komitee werde die vom Bundesdenkmalamt veranstaltete Einweihung am Samstag geschlossen boykottieren, so Gstettner. Er kündigte aber an, stille Beobachter zu schicken.

Permanenter Schutz erforderlich

Der angekündigte Boykott mache ihn betroffen und traurig, sagte Stephan Matyus, der das Gedenkbüro in der zuständigen Bundesanstalt KZ-Gedenkstätte Mauthausen leitet. Die Bundesanstalt erteilte den Auftrag für die Betonummantelung. Für Matyus sei der Sarkophag eine gute Kompromisslösung. „Es geht darum, dass man einen permanenten Schutz historischer Bausubstanz braucht.“ Bei Bedarf - wenn etwa ein Pavillon errichtet werden würde -, dann könne man den Sarkophag auch wieder entfernen. „So gesehen erscheint mir die Ummantelung sinnvoll und als durchaus gelungen“, sagte Matyus.

Sarkophag kostete 80.000 Euro

Die Bundesanstalt und das Land Kärnten haben zu gleichen Teilen 80.000 Euro für den Sarkophag investiert. Eine Erweiterung der Gedenkstätte in den nächsten Jahren sei angedacht, heißt es. Ob sich das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroska daran beteiligt, ist momentan offen. Zur Feier am Samstag wird die zuständige Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) erwartet.